Bier als nicht verbotenes Dopingmittel? In der Darts-Szene soll das wohl keine Seltenheit sein. Der Deutsche Dart-Verband führt deshalb ab der kommenden Saison Alkoholkontrollen ein.

Mehr News zum Thema Sport

Am kommenden Freitag geht der Wahnsinn im altehrwürdigen Alexandra Palace, dem "Ally Pally", wieder los. Dann startet die Darts-WM. Bei den Zuschauern herrscht bei den Spielen durchgehend Party-Stimmung, das Bier fließt in Strömen.

Doch nicht nur die Fans greifen beim Darts gerne zum Glas, auch viele der Spieler selbst sollen vor ihren Partien Alkohol konsumieren. Im vergangenen Sommer sorgte ein Interview mit dem deutschen Dartspieler Jochen Graudenz für reichlich Wirbel. Die Kernaussage: Alkoholkonsum im Rahmen von Spielen sei auch bei den Profis weitverbreitet, von den Topstars seien "gefühlt 70 Prozent Alkoholiker", sagte er dem Fachportal "dartsnews.de".

Der Alexandra Palace in London.
Tollhaus "Ally Pally": Hier findet bald wieder die Darts-WM statt. © IMAGO/Pro Sports Images/Nigel Keene

Verband sieht "leistungssteigerndes Potenzial" in Alkohol

Nun gibt es aber Konsequenzen - zumindest in Deutschland: Wie die "Sportschau" berichtet, führt der Deutsche Dart-Verband (DDV) ab der kommenden Saison Alkoholkontrollen ein. "Das realistischste Szenario zum aktuellen Zeitpunkt ist eine Promillegrenze mit Kontrollen, die schrittweise abgesenkt wird", teilt der Verband mit. Hauptgrund für die Einführung der Kontrollen sei zwar der Jugendschutz, jedoch sieht der DDV beim Alkoholkonsum auch durchaus "ein gewisses leistungssteigerndes Potenzial".

Bei der Darts-WM ist Alkohol auf der Bühne tabu

Der Alkohol beim Darts bewegt sich in einer Art Grauzone, denn verboten sind Bier und Co. vor den Spielen nicht. Alkohol steht nicht auf der offiziellen Verbotsliste der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada.

Für die Darts-WM in London ist die Professional Darts Cooperation PDC verantwortlich. Trotz der Mengen an Bier, die auf den Zuschauerplätzen während des Turniers fließen, ist das Trinken von Alkohol auf der Bühne nicht erlaubt. Hier dürfen die Profis lediglich auf Wasser zurückgreifen. Mitunter geht es dabei auch darum, das Image als Kneipensport loszuwerden und für mehr Professionalität zu sorgen.

Während Alkohol als Substanz beim Darts also noch erlaubt ist, gilt dies natürlich nicht für klassische Dopingmittel. Um zu begreifen, dass es auch hier durchaus ein Problem gibt, reicht ein Blick nach Deutschland. Bei den Meisterschaften 2017 wurden sowohl Sieger Tobias Seibert als auch der Zweite Holger Frommann auf illegale Substanzen getestet. Beide waren positiv, wurden in der Folge disqualifiziert und für zwei Jahre gesperrt. Bei den Spielern wurden damals Methylphenidat sowie Amphetamin nachgewiesen. Wie Dopingforscher Mario Thevis gegenüber der "Sportschau" mitteilte, steigern beide Substanzen die Konzentrationsfähigkeit.

Ex-Darts-Weltmeister Dennis Priestley.
Ex-Darts-Weltmeister Dennis Priestley. © imago sportfotodienst

Ex-Darts-Weltmeister spricht über seinen Alkoholkonsum

Zurück zum Alkohol. Denn wie lange der im Dartssport schon eine Rolle spielt, zeigt das Beispiel von Dennis Priestley. Im Gespräch mit "olbg.com" sagte er: "Ohne den Alkohol hätte ich in diesem Sport wahrscheinlich nichts gewonnen!" Priestley wurde zweimal Weltmeister (1991 und 1994) - auch bei diesen Turnieren hatte er getrunken, wie er jetzt zugab. "Als ich meinen ersten Weltmeistertitel gewann, hatte ich im Vorfeld, bevor ich auf die Bühne kam, wahrscheinlich drei oder vier Flaschen Holsten Pils getrunken."

Die Frage nach dem Warum beantwortete Priestley ebenfalls:"Es beruhigt einfach die Nerven." Der ehemalige Weltmeister ist sich sicher, dass das Problem auch heute noch Bestand hat: "Es gibt nicht viele, die auf die Bühne gehen, ohne vor dem Auftritt etwas zu trinken."

Wenn sich die Darts-Profis ab 15. Dezember wieder im "Ally Pally" die Ehre geben, wird die Stimmung bei den bierseligen Zuschauern mit Sicherheit wieder völlig losgelöst sein. Wie viele der Spieler selbst vor ihren Partien zur Flasche greifen, wird aber wohl ein Geheimnis bleiben.

Verwendete Quellen

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.