- Trotz Corona und massiver Proteste soll im Mai die Eishockey-WM in Belarus stattfinden.
- Jetzt empfing Alexander Lukaschenko den Präsidenten des Eishockey Weltverbandes.
- Schon 2014 bot die Ausrichtung der Eishockey-WM Belarus-Präsidenten Alexander Lukaschenko eine willkommene Bühne.
Vom 21. Mai bis zum 6. Juni 2021 soll die Eishockey-WM, wie schon 2014, in Belarus stattfinden - ungeachtet des dort herrschenden Diktats von Präsident Alexander Lukaschenko, der zudem die Folgen des Coronavirus in Frage stellt.
Entsprechend irritierend wirken die Bilder, die der Machthaber in die Welt sendete, als er den Präsidenten des Eishockey-Weltverbands in Minsk empfing.
Wie gute Freunde herzten sich Lukaschenko und der Schweizer René Fasel, der noch im Dezember wegen einer Infektion mit dem Coronavirus seinen vorgesehenen Ausflug zu Lukaschenko hatte absagen müssen. Jetzt holte er ihn nach. Ohne Abstandsregel und ohne Mund-Nase-Schutz.
Der umstrittene und von der Europäischen Union seit der Präsidentschaftswahl vom 9. August 2020 offiziell nicht mehr anerkannte Staatschef Lukaschenko versicherte, sein Land sei bereit, das Eishockey-Turnier auszurichten - gegebenenfalls auch ohne Co-Ausrichter Lettland. "Wenn Lettland verzichtet, dann richten wir die Weltmeisterschaft in Belarus aus, und das wird die beste WM der Geschichte", betonte Lukaschenko.
Präsidentschaftswahl 2020 sorgte für Welle der Gewalt gegen die Opposition
Seit seiner Machtübernahme im Jahr 1994 hält der heute 66-Jährige die politischen Zügel fest in der Hand, unterdrückt Oppositionsbewegungen, lässt deren Protagonistinnen und Protagonisten verfolgen, verhaften, vertreiben und im Zweifel töten. Nach der umstrittenen Wahl im August 2020 reißen die massiven Proteste gegen das mutmaßlich gefälschte Wahlergebnis nicht ab.
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Belarus stand bereits 2014 als Gastgeber der WM im Eishockey - des Lieblingssports des Volkes und seines Präsidenten - weltweit in der Kritik. Abgesagt wurde die Veranstaltung damals dennoch nicht.
Sieben Jahre später kommen erschwerend die mangelnden Schutzmaßnahmen in der Corona-Pandemie dazu. Der in dieser Hinsicht sorglose Lukaschenko beteuerte bereits im März 2020, in seinem Land habe das Virus keine Chance: "Das ist ein Kühlschrank", sagte er, als er demonstrativ - und vor eng beieinander sitzenden und stehenden Zuschauern - Eishockey spielte. "Sport, besonders Eissport", sei, so Lukaschenko, "die beste Antiviren-Medizin." Mit knapp 214.000 offiziell registrierten Infektionsfällen liegt Belarus weltweit auf Rang 49. Die Infektionsrate aber, die sich aus dem Verhältnis der Zahl der Infizierten zur Zahl der Einwohner ergibt, bewegt sich mit 2,25 im Bereich der Bundesrepublik Deutschland (2,33). Wie zuverlässig die Zahlen sind, ist schwer überprüfbar.
Das IOC hat Lukaschenko und dessen Sohn gesperrt
Das Internationale Olympische Komitee setzte bereits im Dezember 2020 ein Zeichen, als es Lukaschenko von allen IOC-Aktivitäten und -Events ausschloss. Lukaschenko, auch Vorsitzender des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) in seinem Land, schimpfte daraufhin auf den Vorsitzendes des IOC als "Bach und seine Bande". Die Suspendierung gilt auch für Lukaschenos Sohn Viktor, den Vize-Präsidenten des NOK.
Der Eishockey-Weltverband jedoch hält, so betonte Fasel im Rahmen seiner Visite, an der Ausrichtung der WM in Belarus fest. Der Rat der IIHF will am 25. und 26. Januar dazu final tagen.
Lukaschenkos Widersacherin Tichanowskaja ruft zu Boykott der Eishockey-WM auf
Die mutmaßliche Wahl-Siegerin Swetlana Tichanowskajas ruft indes zum Boykott der WM auf: "Die Austragung der WM in Minsk unter den Bedingungen einer Diktatur und des Terrors wäre eine Schande für die gesamte Sportwelt", sagte die Oppositionsführerin dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel".
Lukaschenko hielt während des Termins mit Fasel dagegen: "Bei uns stürmen Protestierer und ähnliche Unzufriedene keine Regierungsgebäude und das 'Capitol' von Belarus", sagte er mit Blick auf die Erstürmung des US-Kongressgebäudes in Washington. (dpa/AFP/hau)
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