Wenn Lewis Hamilton 2025 zu Ferrari wechselt, sind die Hoffnungen und Erwartungen riesig. Denn die Roten warten seit 2007 auf einen Fahrertitel. Doch mit den Erwartungen steigt auch der Druck, der bei dem Traditionsrennstall noch einmal eine ganz andere Hausnummer ist.

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Wer sich auf Ferrari einlässt, der weiß, was ihn erwartet. Der Traditionsrennstall ist ein Mythos, er ist Kult, er ist legendär. Aber auch furchtbar anstrengend, herausfordernd und unfassbar emotional. Es ist ein deftiger Mix aus Gefühlen, Erinnerungen und Erwartungen, die einen Fahrer in ihrer enormen Breite auch mal überfrachten können. Denn Ferrari, das ist eine andere Welt.

Der frühere Ferrari-Ingenieur Nikolas Tombazis weiß, dass Ferrari in Italien nicht einfach nur ein Rennteam, sondern eine Religion ist. "Wenn es gut läuft, dann bekommst du fast gottgleiches Feedback, aber wenn es nicht läuft, dann wirst du geschlachtet", sagte der Grieche im Podcast "Beyond the Grid". Was sich heftig anhört, geht auf mentaler Ebene durchaus in diese Richtung, denn sowohl im Erfolgsfall als auch in der Krise nehmen Fans und Medien kein Blatt vor den Mund. Ferrari kennt im Grunde nur Extreme.

Die Medien verfolgen und analysieren bei Ferrari alles

Denn die Medien sezieren und analysieren täglich alles, was rund um die Scuderia passiert, bis ins kleinste Detail. So gibt es in der ebenso berühmten wie beliebten "Gazzetta dello Sport" jeden Tag eine ganze Seite über die Formel 1. "Und normalerweise ist die Hälfte davon über Ferrari. Das ist der Druck", sagte Tombazis. Ferrari steht also unter dauerhafter Beobachtung.

Und Lewis Hamilton wird 2025 noch einmal unter ganz besonderer Beobachtung stehen. Der Druck, er wird für den Briten ein ganz anderer sein als bisher. Intensiver. Verrückter. Denn mit seiner Verpflichtung sind die Hoffnungen der Tifosi verbunden, dass Ferrari erstmals nach 2007 wieder einen Fahrertitel holt.

Tombazis geht aber davon aus, dass Hamilton mit dem Druck zurechtkommen wird. "Er muss beweisen, dass er immer noch Rennen gewinnen kann, und zwar mit ihnen. Aber ich glaube, dass er sich gut schlagen kann", sagte Tombazis. Sein Rat an Hamilton: "Die Gazzetta nicht lesen. Oder nur nach Siegen."

Der viermalige Weltmeister Alain Prost hält es im Gespräch mit "Sports Illustrated" für "nicht so einfach". Denn bei den Roten sei Hamilton zudem mit einer anderen Arbeitsweise konfrontiert. "Besonders auch mit einem ganz anderen Druck", betonte er, "und einer anderen Denkweise, die Medien üben auch sehr viel Druck aus", weiß Prost aus eigener Erfahrung.

Das sagen Insider zu Hamiltons Chancen

Optimistisch ist hingegen der frühere Teamchef Eddie Jordan. "Ferrari kann nächstes Jahr wieder ganz vorne mitmischen. Und ich bin überzeugt – die Italiener sind überglücklich, einen Lewis Hamilton zu erleben, der zu seiner früheren Form zurückgefunden hat", sagte Jordan in der jüngsten Ausgabe des Podcasts "Formula for Success".

Hamilton gewann zuletzt in Silverstone nach langer Durststrecke mal wieder ein Rennen, dazu dann in Spa nach der Disqualifikation seines Mercedes-Teamkollegen George Russell erneut. "Ich sehe einen Hamilton, der wieder voll bei der Musik ist", analysiert Jordan. "Und ich halte ihn für fähig, in der kommenden Saison seinen achten WM-Titel einzufahren." Sollte er das dann im Ferrari tun und dadurch Michael Schumacher als Rekordchampion ablösen – die Ferrari-Fans werden vermutlich durchdrehen, im positiven Sinne.

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Ähnlich optimistisch wie Jordan sieht es wenig überraschend auch Ferrari-Präsident John Elkann. "Hamilton und Ferrari haben einander gefunden. Er kommt zu uns, um zu siegen. Und wir werden stärker durch ihn, wenn wir uns auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereiten", sagte er laut "motorsport.com". "Wir reden hier über einen großartigen Sportler, der sehr motiviert ist, zum achten Mal Weltmeister zu werden. Das zeigen die jüngsten Rennen. Lewis kommt sicher nicht zu Ferrari, um seinen Ruhestand zu genießen. Er will es wirklich wissen."

Für ein Topteam wie Ferrari sei es "wichtig, dass wir unser volles Potenzial abrufen", erklärte Elkann. Denn sportlich geht es derzeit so eng zu wie lange nicht mehr. "Und wer mehr Erfahrung hat, so wie Hamilton oder Fernando Alonso, kann hier konstanter agieren. Das kann am Ende den Unterschied ausmachen." Und damit den Druck deutlich erträglicher werden lassen. Auch wenn Hamilton ja weiß, worauf er sich einlässt.

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