• Nicholas Latifi bekam nach dem Saisonfinale der Formel 1 in Abu Dhabi Hass und Häme ab, weil er die entscheidende Safety-Car-Phase ausgelöst hatte, die Max Verstappen zum Weltmeister machte.
  • In der Winterpause engagierte er einen Bodyguard, um aufgrund der Drohungen gegen sich auf Nummer sicher zu gehen.
  • Seine Formel-1-Kollegen springen ihm zur Seite, fordern die sozialen Netzwerke und die Königsklasse auf, mehr gegen Online-Mobbing zu unternehmen.

Mehr Formel-1-Themen finden Sie hier

Nicholas Latifi hatte Angst. Deshalb ging der Formel-1-Pilot auf Nummer sicher und engagierte in der Winterpause einen Bodyguard. Personenschutz für einen der eher unbekannteren Fahrer der Königsklasse? Ja, denn Latifi wurde nach dem Saisonfinale in Abu Dhabi in den sozialen Medien auf das Übelste beschimpft und sogar bedroht - bis hin zu Morddrohungen.

"Das mag sich blöd anhören für manche, aber unter dem Strich weißt du einfach nicht, wie ernst es die Leute meinen", sagte der Kanadier. "Es braucht vielleicht nur einen betrunkenen Fan am Flughafen oder du triffst jemanden mit extremen Ansichten, der einen schlechten Tag hat. Es reicht einer aus einer Million." Deshalb habe er die Drohungen "ernst genommen", so der 26-Jährige, "weil du einfach nicht weißt, was passieren könnte. Leider ist auch das ein Teil der Welt, in der wir heute leben."

Warum all der Hass? Weil der Williams-Fahrer beim Finale kurz vor Schluss verunfallte – und so die entscheidende Safety-Car-Phase auslöste, die Max Verstappen die Chance bot, Lewis Hamilton auf der letzten Runde den schon sicher geglaubten WM-Titel noch zu entreißen. Und die Wut vieler Hamilton-Fans richtete sich dann auch gegen Latifi, der die Drohungen nach dem Finale öffentlich machte und für seinen offenen Brief jede Menge Zuspruch erfuhr. Übrigens auch von Hamilton, der sich persönlich bei Latifi meldete.

Hamilton nimmt soziale Netzwerke in die Pflicht

"Niemand hat das verdient und es sollte niemals toleriert werden", sagte Hamilton. "[U]nd durch diese sozialen Plattformen erleben Menschen Missbrauch", so Hamilton weiter, der so etwas auch selbst schon erlebt hat. Er wurde zum Beispiel im vergangenen Jahr nach dem Crash mit Verstappen in Silverstone in den sozialen Medien rassistisch beleidigt.

Er forderte die Plattformen wie Facebook oder Twitter deshalb auf, etwas zu unternehmen. "Sie sind in der Lage, diese Dinge zu ändern und Änderungen vorzunehmen. Aber sie scheinen es nicht schnell genug zu tun. Deshalb denke ich, dass wir weiterhin Druck ausüben müssen", sagte Hamilton, der Latifi seine "volle Unterstützung" zusicherte: "Ich weiß, wie schwierig solche Situation sein können. Es ist wichtig, dass er unsere Unterstützung erhält."

Latifi erhält Unterstützung von seinen Formel-1-Kollegen

Auch Hamiltons neuer Mercedes-Teamkollege George Russell betonte, dass mehr getan werden müsse für Menschen, "die im Rampenlicht stehen, denn einige Leute an der Tastatur haben wohl das Gefühl, sie hätten ein Recht zu sagen, was immer ihnen gerade in den Kram passt. Daher will ich hier mehr tun, wir alle müssen mehr tun."

Auch McLaren-Fahrer Lando Norris springt Latifi zur Seite. Er habe in seinen ersten drei Formel-1-Saisons gelernt, dass es Leute gebe, "die nichts Besseres zu tun haben in ihrem Leben, als andere Leute zu attackieren". Er versuche, die Kommentare mit Humor zu nehmen, "denn es gibt nichts, was man tun kann", so Norris, der auch auf seinen Arbeitgeber und die Formel 1 setzt: "Es gibt viele Bemühungen, die wir als Team und die Formel 1 in dieser Hinsicht unternehmen und ich hoffe, dass wir uns weiter verbessern und diese Art von Leuten loswerden können."

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.