• Guanyu Zhou hat 2022 vor allem mit seinem Horrorcrash in Silverstone Schlagzeilen geschrieben.
  • Er verrät, wie er mental mit dem heftigen Unfall umgegangen ist.
  • Fest steht jetzt auch: Er hat sich eine weitere Saison in der Formel 1 erarbeitet.

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Es gibt ein ziemlich probates Mittel, um in der Formel 1 mit einem Horrorcrash umzugehen: Am besten ist es, sofort wieder ins Auto zu steigen. Weitermachen, nach vorne schauen und den Unfall abhaken. Denn Motorsport ist vor allem Kopfsache. Und ist der Crash mental erst einmal verarbeitet, ist das die beste Voraussetzung für Top-Leistungen. Guanyu Zhou hat diesen komplizierten Spagat hinbekommen.

Der 23-Jährige hat sich von dem Horrorunfall Anfang Juli beim Rennen in Silverstone, als er sich unmittelbar nach dem Start mehrfach spektakulär überschlug und in den Fangzaun rauschte, nicht einbremsen lassen. Der Lohn: Eine Vertragsverlängerung – der Chinese, der bei seinem Einstieg als Paydriver abgestempelt wurde, wird auch 2023 für Alfa Romeo an der Seite von Valtteri Bottas fahren.

Noch liegt er im Duell mit Bottas hinten

Zhou hat den Rennstall vor allem mit konstant guten Leistungen überzeugt, mit seiner ruhigen, aber wissbegierigen Art zu arbeiten. Im Teamduell mit seinem erfahrenen Kollegen Bottas liegt er im Qualifying 5:11 und in den Rennen mit 5:10 zurück, doch vor allem in der zweiten Saisonhälfte holt er auf und ist immer öfter schneller als der Finne. Auch wenn sich das noch nicht in Punkten niederschlägt: Da steht Zhou bei sechs, Bottas bei 46. Bei Zhou war die Technik allerdings auch anfälliger als bei seinem Teamkollegen, der zugleich als Mentor fungiert.

Zhou hat es daneben auch geschafft, den Ruf als Paydriver abzustreifen. Zwar hat er zahlungskräftige Sponsoren mitgebracht – die Rede ist von 25 Millionen Dollar an "Zuschüssen" für den Rennstall – doch Zhou lieferte. Die zahlreichen Kritiker, von denen ihn auch einige in den sozialen Medien verunglimpft hatten, hat er schnell zum Schweigen gebracht, weil er von Anfang an schnell war.

"Ich denke, das habe ich auf jeden Fall getan, und das war der Sinn der Sache", sagte er bei Crash.net. "Ich wusste, dass ich darauf nicht reagieren würde - ich wollte einfach Taten auf der Strecke sprechen lassen und die Leute so auf mich aufmerksam machen." Das schaffte er bereits mit einem zehnten Platz zum Auftakt in Bahrain. Ein Resultat, das auf Anhieb jede Menge Druck vom Kessel nahm. "Es war ein tolles Gefühl, das so früh zu tun, denn als Rookie braucht man Zeit, und man hat keine Zeit, sich einzugewöhnen. Ich bin zufrieden damit, wie ich mich von Rennen zu Rennen verbessert habe", sagte Zhou.

Die mentale Seite des Unfalls

Essenziell war es auch, den Unfall, bei dem ihm der Kopfschutz "Halo" das Leben rettete, so schnell wie möglich hinter sich zu lassen. "Es war ganz gut, direkt danach ein Rennwochenende zu haben, sodass ich keine Zeit hatte, darüber nachzudenken, was passiert ist. So hat mich die mentale Seite nicht gleich wieder eingeholt", sagte er. Das Problem war mehr das Auto, denn er benötigte eine gewisse Zeit als Neueingewöhnung, "weil nach dem Crash am Auto alles neu war".

Er selbst nutzte auch die Vermeidungsstrategie. In Zeiten von Social Media und Co. kommt man an Bewegtbildern von dem Crash nicht vorbei. Zhou schon. "Ich habe versucht, mich von all dem fernzuhalten und nur an das zu denken, was kommen wird", sagte er. Er sei froh, dass er nach all den Jahren des Rennsports mental stärker gewesen sei, als er erwartet habe, so Zhou: "Das hat mich in eine Lage gebracht, in der ich nicht alles resetten musste, ich konnte einfach weiterfahren und alles war gut." Er sei durch den Crash nur noch stärker geworden, betonte er.

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Überraschung der Saison

Deshalb hat er vom Team einen neuen Vertrag bekommen, was für ihn bedeutet, dass er 2023 ein echtes Heimspiel hat, denn das Rennen in China ist in den Kalender zurückgekehrt. Dann wird sich auch zeigen, wie groß das Potenzial Zhous abseits der Strecke ist. Auf der Strecke hatte Teamchef Frederic Vasseur sehr schnell keine Zweifel mehr.

"Vom ersten Tag im Team an, beim Test in Abu Dhabi im vergangenen Jahr, hat er mich mit seiner Arbeitsweise beeindruckt, und das ist immer eine sehr positive Eigenschaft", sagte Vasseur. "Wir wussten, dass er schnell ist, aber die Art und Weise, wie er sich in so kurzer Zeit an die Formel 1 angepasst hat, war eine der größten Überraschungen in dieser Saison."

Verwendete Quelle:

  • crash.net: Zhou Guanyu on bouncing back from his horror F1 crash and proving his critics wrong - EXCLUSIVE
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