- Valtteri Bottas war fünf Saisons lang bei Mercedes der Teamkollege von Lewis Hamilton.
- Die Zeit war nicht einfach, weil Bottas stets im Schatten des Briten stand.
- 2022 wird er für Alfa Romeo fahren – mit weniger Siegchancen, aber dafür mit deutlich besserem Gefühl.
Am Anfang hat sich Valtteri Bottas noch gewundert. Warum hat
Gute fünf Jahre später kann Bottas nachvollziehen, warum der Deutsche als Weltmeister abtrat. "Ich kann mich jetzt mit ihm identifizieren. Ich kann aus Erfahrung sagen, dass das nicht einfach ist", sagte Bottas in dem Podcast "Talking about me".
"Nicht einfach" – damit meint Bottas die Gemengelage bei Mercedes. Dazu gehört der Druck, die Erwartungshaltung, der bärenstarke Teamkollege, die politischen Spielchen. Rosberg war im Duell mit
Im speziellen Fall von Bottas kam noch der Umstand hinzu, dass er immer nur mit Einjahresverträgen ausgestattet wurde. Dadurch entwickelte sich für ihn eine besondere Art von Druck, er musste im Grunde jedes Jahr eine halbe Saison lang damit rechnen, ersetzt zu werden, ehe sein Arbeitspapier dann doch verlängert wurde. "Wenn man das Gefühl hat, ein Messer an der Kehle zu haben, geht es dem Kopf nicht besonders gut", verriet Bottas.
Das Selbstbewusstsein leidet
Sein Landsmann Mika Häkkinen bestätigt bei Suomi F1: "Das Selbstbewusstsein leidet unter dieser Ungewissheit. Valtteri hat von Mercedes nicht die Anerkennung bekommen, die er wollte. Wenn einem ständig der Boden unter den Füßen weggezogen wird, dann nagt das am Selbstvertrauen", so der zweimalige Weltmeister.
Hinzu kam dann, dass Bottas Hamilton nicht wirklich gefährlich werden konnte, sich immer wieder eine Menge Kritik von außen anhören musste, weil jeder Titelangriff ins Leere lief. Das Gute dabei: Er war der perfekte "Wingman", wie ihn Mercedes-Teamchef Toto Wolff wenig charmant, aber völlig zutreffend beschrieb.
Denn Bottas war die Vorzeige-Nummer-zwei, sorgte durch seine ruhige und introvertierte Art und als genügsamer Teamplayer dafür, dass es bei Mercedes nicht knallte wie zu Rosberg-Zeiten, sondern dass Hamilton harmonisch mit der Unterstützung von Bottas zu vier Titeln in Folge rasen konnte. Auf der Strecke blieb dabei Bottas, der natürlich andere Ambitionen hatte, als nur der sehr gut bezahlte Wasserträger Hamiltons zu sein. Aber man muss es so sagen: Der Finne hat seine Chancen, die er im stärksten Auto im Feld zweifellos hatte, nicht genutzt – unter dem Strich stehen zwei Vize-Titel als beste Gesamtergebnisse.
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Chillen in der Sauna
Seine Art, mit der Situation umzugehen, war durchaus typisch finnisch. "Die Sauna ist für mich ein heiliger Ort. Es passieren komische Dinge, und ja, manchmal wird Alkohol verwendet. Nicht so sehr, um den Druck loszuwerden, sondern um den Kopf freizubekommen und sich für das nächste Rennwochenende zu entspannen", verriet Bottas: "Manchmal hat es funktioniert, manchmal nicht."
Er hofft nun, dass es für ihn nach seinem Abgang bei Mercedes 2022 bei Alfa Romeo besser laufen wird. Zumindest die Laune ist schon mal deutlich besser. "Ich kann sagen, dass ich viel mehr gelacht und gelächelt habe, seit ich für Alfa unterschrieben habe", verriet Bottas: "Mein Wohlbefinden hat sich in jeder Hinsicht auf verschiedenen Ebenen verbessert." Eine Art Neuanfang mit 32 Jahren. Denn bei Alfa Romeo ist er jetzt der Anführer.
Auf seinen Schultern ruhen die Hoffnungen, dass er den Rennstall nach vorne bringt. Denn ein siegfähiges Auto hat er jetzt nicht mehr, dafür mehr Verantwortung. "Eine Verantwortung zu haben und wirklich etwas bewirken zu können, ist großartig", sagt Bottas, der seinen neuen Teamkollegen, den chinesischen Rookie Guanyu Zhou, anlernen soll: "Man kann nur als Team sehr gut funktionieren. Deshalb werde ich Zhou voll unterstützen." Denn er weiß selbst am besten, wie es mit Messer an der Kehle ist.
Verwendete Quellen:
- suomif1.com: Mika Häkkinen uskoo Valtteri Bottaksen menestyvän uudessa F1-tallissa – ”Nyt hän ajaa tiimissä, missä häneen luotetaan”
- Podcast: "Talking about me"
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