Das krisengebeutelte Borussia Dortmund muss im DFB-Pokal beim FC St. Pauli antreten. Was für den BVB eigentlich eine leichte Übung sein müsste, gerät in Zeiten der Krise zur Bewährungsprobe - vor allem für vier Spieler, die maßgeblich zur schwierigen Situation ihres Vereins beigetragen haben.
Von den letzten zehn Spielen hat Borussia Dortmund lediglich vier gewonnen. In der Liga steckt der einstige Bayern-Jäger fast schon im Abstiegskampf. Nur in der Champions League und auch im DFB-Pokal läuft bisher alles nach Plan für die Mannschaft von Jürgen Klopp. Dennoch geht beim BVB vor dem Pokalspiel beim ebenfalls krisengebeutelten FC St. Pauli (20:30 Uhr, live in der ARD) die Angst um. Auch, weil vier Leistungs- oder zumindest Hoffnungsträger im bisherigen Saisonverlauf enttäuscht haben.
Roman Weidenfeller
Der Torhüter von Borussia Dortmund ist eigentlich eine Bank. Ohne Roman Weidenfeller hätte der BVB die Erfolge der vergangenen Jahre nicht feiern können. Allerdings ist auch der Torwart vor Unruhe und Verunsicherung nicht gefeit und wird damit immer mehr zum Gesicht der BVB-Krise. In keinem Ligaspiel der laufenden Saison blieb Weidenfeller ohne Gegentor. Auch wenn er weiterhin mit einzelnen großartigen Paraden glänzt - seine Fehlerquote wächst. Nach dem Spiel gegen Hannover 96 musste sich Weidenfeller sogar Kritik aus den eigenen Reihen gefallen lassen. Mats Hummels merkte nach dem Freistoßtor durch Hiroshi Kiyotake an: "Der Ball ist sehr lange geflogen. Ich war sehr überrascht, dass er ins Tor geflogen ist." Eine deutliche Kritik an Weidenfeller, die auch nach Hummels' Zurückrudern ("Ich habe es unglücklich formuliert. Wir haben das direkt ausgeräumt") im Raum stehen bleibt.
Doch auch Mats Hummels selbst muss sich Kritik gefallen lassen. Der Abwehrchef läuft seiner Form schon seit Wochen hinterher. Gegen Hannover gewann der Weltmeister nur 60 Prozent seiner Zweikämpfe. Vor allem seine lange Pässe, die oft wie Verzweiflungstaten wirken, landen häufig im Nirwana. Auch im Spielaufbau - eigentlich Hummels große Stärke - enttäuscht er. Und bei Standardsituationen der Gegner verliert der Verteidiger immer wieder den Überblick. Im Revierderby beim FC Schalke 04 beispielsweise ließ er Joel Matip völlig allein zum 1:0 einköpfen. Und: Mit jedem Fehlpass und jeder unglücklichen Situation wirkt der eigentliche Leistungsträger verunsicherter.
Es wird immer deutlicher: Die schwache Auftritte des BVB beweisen auch, wie wichtig Mats Hummels in Normalform eigentlich für das Mannschaftgefüge ist.
Ilkay Gündogan
Mit dem Comeback von Ilkay Gündogan sollten eigentlich auch Kreativität und Struktur ins Dortmunder Mittelfeld zurückkehren. Obwohl sich Gündogan bemüht und seine Auftritte ordentlich waren, so kann er doch die Hoffnung der Fans bisher nicht erfüllen. Seine Bewegungen wirken steif und behäbig. Das Umschaltspiel in die Offensive geht viel zu langsam. Er ist noch weit davon entfernt, der Alte zu sein. Vielleicht waren die Erwartungen an ihn nach seiner langen Verletzungszeit auch einfach zu hoch gesetzt.
Ciro Immobile
Oliver Kahn sagte über Ciro Immobile bei "Sky90": "Er passt nicht ganz in das Konzept von Jürgen Klopp. Sie brauchen eigentlich einen spielenden Stürmer, das ist Immobile nicht." Man muss dem ehemaligen Torwart-Titanen zustimmen. Vor allem, wenn man den Italiener mit seinem Vorgänger Robert Lewandowski vergleicht. Lewandowski ist beweglich und dadurch immer anspielbar. Immobile ist ein völlig anderer Stürmertyp. Er lauert, er wartet, er ist ein Vollstrecker. Allerdings wird er von seiner Mannschaft derzeit fast völlig allein gelassen. In der Liga hat er in acht Einsätzen erst zweimal getroffen. Und wenn Klopp nicht plant, sein System völlig auf einen statischen Strafraumstürmer auszurichten - oder Immobile plötzlich seine Spielweise ändert -, dann ist der Italiener gefährdet, recht bald als Fehleinkauf abgestempelt zu werden.
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