Diese Geschichte ist fast zu gut, um wahr zu sein. 2013 haben ein paar Freunde in einem Pub in Gibraltar die fixe Idee, einen Fußballklub zu gründen. Am Donnerstag spielen Bruno's Magpies gegen den FC Kopenhagen im Europapokal.
Louis Perry sitzt in Bruno's Pub mitten in Gibraltar und kann es selbst kaum glauben. "Genau hier hat es angefangen, an der Theke. Wir waren ein echtes Pub-Team", sagt der Gründer, Ex-Spieler und Ex-Vorsitzende des FC Bruno's Magpies, im Hintergrund klirren die Gläser: "Und jetzt spielen wir gegen den FC Kopenhagen im Europapokal. Es ist ein Märchen."
Perry ist inzwischen Besitzer des Pubs, in dem er 2013 ein kleines Fußball-Wunder startete. Damals war er 18 Jahre alt, wollte kicken, fand in Gibraltar keinen passenden Klub und gründete kurzerhand einen eigenen - die Mitspieler fand er in Bruno's Pub. Elf Jahre später treffen seine Magpies am Donnerstag (18.00 Uhr) in der Qualifikation zur Conference League auf den 15-maligen dänischen Meister. Den nordirischen Vertreter Derry City haben sie bereits rausgeworfen.
Geld für die Klubgründung kam von den Großeltern
Der aus England stammende Perry weiß noch genau, wie alles anfing. "Ich bin zum Verband gegangen und habe 500 Pfund für die erste Mannschaft und 500 für die zweite auf den Tisch gelegt. Die dachten, das sei ein Scherz", erzählt er dem SID am Telefon. Das Geld erhielt er von seinen Großeltern, denen der Pub damals gehörte, "Bruno's" wurde als Dank im Vereinsnamen verewigt. Weil der damals erste Trainer Mick Embleton ein treuer Fan der "Magpies" von Newcastle United und ein enger Freund von Klub-Ikone Alan Shearer war, stand der komplette Name schnell fest.
Fehlten nur noch die Spieler. "Ich habe die Auswahl quasi an der Theke gemacht. Ich habe jeden, der unter 35 war, gefragt, ob er nicht Fußball spielen will", sagt Perry. Das Probetraining fand an einem Strand in Spanien statt, in Gibraltar war kein Platz frei. "Wir waren so sehr ein Pub-Team, wie man nur ein Pub-Team sein kann", sagt Perry und lacht.
Ab 2019 in der ersten Liga
Von da an ging es langsam aufwärts. 2019 stieg der Klub erstmals in die National League auf, Gibraltars erste Liga. Langsam machten sich professionelle Strukturen breit, heute spielt keiner der Gründer noch aktiv. "Unsere Spieler trainieren inzwischen fünfmal in der Woche", sagt Perry. Platz drei in der vergangenen Saison reichte zum Einzug in den Europapokal.
Gegen Kopenhagen hoffen die "Elstern" auf eine Überraschung. So wie gegen Derry, als Gibraltars ehemaliger Junioren-Basketball-Nationalspieler Evan De Haro in der Verlängerung das entscheidende Tor erzielte. Das Europa Point Stadium ist jedenfalls ausverkauft - mit 730 Zuschauern.
Und dann ist da ja noch das Wetter. "Es sind hier gerade 32 Grad. Das könnte unsere Chance sein", sagt Perry. Und wer kein Ticket ergattert hat, geht einfach in Bruno's Pub. Dort, wo alles begann, wird das Spiel auf einer Leinwand gezeigt. "Ehrensache", sagt Louis Perry. (sid/ska)
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