Acht Monate nach den schweren Fan-Ausschreitungen treffen Borussia Dortmund und RB Leipzig erstmals wieder aufeinander. Die Fans machen erneut mobil, die Polizei wappnet sich. Die Klubs hingegen hoffen auf einen ruhigen Spieltag.

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Schmähplakate, Wurfgeschosse, verletzte Fans: Die Erinnerungen an die schlimmen Vorkommnisse rund um das Bundesliga-Spiel zwischen Borussia Dortmund und RB Leipzig vom 4. Februar 2017 sind noch immer präsent.

Beim erneuten Aufeinandertreffen der beiden Klubs am Samstag wird von der Polizei alles unternommen, damit sich solche Szenen nicht wiederholen.

"Die Schwelle, ab der wir einschreiten, ist extrem gering", sagt Einsatzleiter Edzard Freyhoff von der Dortmunder Polizei vor dem Hochrisikospiel. Es wird ein Einsatz, der deutlich größer ausfallen wird als vor acht Monaten.

Statt 237 werden nun 1.700 Bereitschaftspolizisten erwartet. Und auch die Strategie wechselt von deeskalierend auf "sehr aktiv". Die Beamten wollen sichtbar sein und "möglichst jegliche Aggression im Keim ersticken", wie Freyhoff erklärt.

Leuchtraketen auch auf Kinder geworfen

Beim letzten Aufeinandertreffen entrollten einige BVB-Fans auf der Südtribüne Plakate mit Parolen wie "Bullen schlachten" und "Pflastersteine auf die Bullen". Und sie beließen es nicht bei Worten, sondern griffen vor dem Spiel rund um das Stadion friedfertige Leipzig-Fans an.

Pflastersteine flogen nicht nur rhetorisch. Dazu warfen sie Glasflaschen und Leuchtraketen und trafen dabei auch Kinder. Die Exzesse gipfelten in 168 Strafverfahren, in 66 Fällen konnte die Polizei die Täter ermitteln, elf Strafbefehle wurden erlassen.

Dass die Partie auch im zweiten Jahr der Leipziger Bundesliga-Zugehörigkeit immense Brisanz birgt, zeigt eine Ankündigung der aktiven BVB-Fanszene. Der Fan-Zusammenschluss "Südtribüne Dortmund" ruft zu einem gemeinsamen Marsch zum Stadion auf. Das Werbeplakat dazu ziert die Parole "Red Bull? Verpisst euch! Der Fußball gehört uns".

In der Ankündigung sprechen die Initiatoren vom "vermeintlichen Skandal-Spiel" und einer "selten gesehene Medien-Lawine", das alles sei aber "kein Grund, jetzt klein beizugeben". Alles keine Worte, die auf Reue und Ruhe hindeuten.

Fanabteilung des BVB hofft auf "normalen Spieltag"

Daher wird es auch für die Fanabteilung des Pokalsiegers kein einfacher Samstag. "Wir werden keine künstlichen Ratschläge abgeben, das würde wahrscheinlich eher das Gegenteil bewirken", sagt Abteilungsleiter Torsten Schild auf Anfrage unseres Portals.

"Kritik ist erwünscht, die soll es auch geben. Aber dabei darf es eben keine Gewalt geben." Schild und seine Kollegen hoffen auf einen "einigermaßen normalen Spieltag".

Diese Hoffnung teilt auch die Führungsriege des Klubs. "Grundsätzlich glaube ich, dass alle gelernt haben aus der Situation. Insofern bin ich verhalten optimistisch, dass wir das ordentlich über die Bühne kriegen", sagt Hans-Joachim Watzke. Für allgemeine Beruhigung kann allerdings auch der BVB-Geschäftsführer nicht sorgen.

Denn aus Angst vor wiederholten Gewalttaten schöpfen die Leipziger Anhänger ihr Kartenkontigent bei weitem nicht aus. Bei möglichen 8.000 Tickets werden wohl maximal 5.000 RB-Fans nach Dortmund reisen. Andere Quellen schreiben sogar nur von 3.000.

Diese sollen von einem eigenen Sicherheitsdienst betreut werden, der sich sonst um die deutsche Nationalmannschaft kümmert.

Außerdem hat Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau diejenigen Fans, die im Februar Anzeige erstattet hatten, ins Rathaus und zu einem Wochenende in Dortmund eingeladen.

Das Spiel im Februar ging übrigens 1:0 für Dortmund aus. Und auch am Samstag gibt es eine sportliche Komponente. Die Dortmunder wollen ihren Vorsprung an der Tabellenspitze nach dem hervorragenden Saisonstart festigen, Leipzig kann weiter an den Spitzenplätzen dranbleiben.

Ohne Aufgaben im Europapokal in der vergangenen Woche dürfte es ein munterer Kick werden.

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