- Anderthalb Jahre mussten die Fans im Pott warten, jetzt ist es endlich wieder so weit.
- Dortmund und Schalke freuen sich auf das 117. Revierderby - und vielleicht die nächste skurrile Episode dieses epischen Vergleichs?
Sebastian Kehl wollte offenbar nichts dem Zufall überlassen, also sprach Dortmunds Sportchef am Donnerstag noch einmal an, um was es am Samstagnachmittag im Signal Iduna Park geht. "Das ist nicht nur ein Sieg für die Fans. Wir wollen den auch selbst haben, das ist ein wahnsinnig wichtiges Spiel!", betonte Kehl.
Der 42-Jährige muss es wissen: Kehl selbst hat in seiner aktiven Zeit 20 Derbys gespielt, dabei historische Siege, aber auch schmerzhafte Niederlagen erlebt. Und in seinen nunmehr über 20 Jahren beim BVB auch zahllose Geschichten rund um das wichtigste Spiel des Jahres im Revier.
Geschichten von krachenden Niederlagen und historischen Aufholjagden, von nebulösen Spielen, von Löwen und natürlich einem ebenso legendären wie schmerzhaften Hundebiss.
Die Geburtsstunde des Derbys
So ganz klar ist es nicht definiert, aber für viele liegt im Endspiel um die Westfalen-Meisterschaft von 1947 der Ursprung der erbitterten Rivalität. Schalke war nach fast zwei Jahrzehnten der großen Dominanz nicht nur im westdeutschen Fußball der haushohe Favorit, verlor die Partie gegen die Borussia aber überraschend mit 2:3.
Die geknickten Schalker verweigerten die Teilnahme an der Siegerehrung, der Unmut im Dortmunder Lager darüber war wiederum riesengroß - und die Rivalität geboren.
Premierensieg für Schalker
Das erste Duell in der damals neu geschaffenen Bundesliga – beide Klubs waren Gründungsmitglieder – entschied Schalke in der Glückauf-Kampfbahn für sich. Die frühe Dortmunder Führung drehte Schalke im Herbst 1963 noch zu einem 3:1-Sieg.
Es war der erste von insgesamt 32 Schalker Siegen in der Bundesliga. Denen stehen 36 Erfolge der Dortmunder gegenüber, bei 30 Remis.
Ein Schlückchen zur Pause
In der zweiten Bundesliga-Saison 1964/65 überrollte der BVB den Rivalen in dessen eigenen Stadion förmlich. Schon nach 36 Minuten stand es 6:0 für die entfesselte Borussia.
Zur Belohnung gönnte sich die Dortmunder Mannschaft in der Halbzeitpause eine Pulle Sekt. Am Ende stand ein 6:2 für den BVB – bis heute der höchste Dortmunder Auswärtssieg.
Das Nebel-Derby von Dortmund
Im November 1966 hängen dichte Nebelschwaden im Stadion Rote Erde, man konnte kaum die Hand vor Augen sehen, die Verhältnisse sind absolut irregulär.
Trotzdem pfeift Schiedsrichter Gerd Henning das Derby an. "Wir haben immer dahin gespielt, wo es hell war und den Ball dort gehalten", erzählen Dortmunder Spieler danach von ihrem Rezept, das offenbar genau das richtige war: Der BVB gewinnt das Spiel mit 6:2.
Der Hundebiss von Dortmund
Herbst 1969, Stadion Rote Erde in Dortmund: Das Derby ist natürlich ausverkauft, die Zuschauermassen drängeln bis an den Spielfeldrand. Die Hundestaffeln der Polizei müssen die Fans im Zaum halten. Das gelingt aber nur bis zur 37. Minute. Schalke erzielt die Führung, die Fans stürmen den Rasen - und die Hunde sofort hinterher.
Es entsteht ein wildes Durcheinander, Schalkes Gerd Neuser wird von einem der Schäferhunde in den Oberschenkel gebissen, sein Teamkollege Friedel Rausch in den Po. Rüde Rex hatte herzhaft zugebissen, Rausch trotz "höllischer Schmerzen" und weil damals noch nicht gewechselt werden durfte, trotzdem weitergespielt.
Für den Schalker gab es später einen Strauß Blumen und 500 D-Mark Schmerzensgeld vom BVB und die Gewissheit, Hauptfigur in einer der skurrilsten Geschichten der Bundesliga gewesen zu sein.
Schalkes Replik: Löwenbaby im Rückspiel
In derselben Saison erlaubte sich der FC Schalke beim Rückspiel in Gelsenkirchen eine ungewöhnliche Replik: Präsident Günter Siebert ließ aus dem "Löwenpark Westerholt" als "kleinen Gag", wie er selbst sagte, einen jungen Löwen ankarren.
Das Tier wurde vor Spielbeginn den 33.000 Fans in der Glückauf-Kampfbahn präsentiert, stolzierte zum Anstoßpunkt - und sollte dort die verdutzten Dortmunder Spieler ein wenig einschüchtern. Mit eher überschaubarem Erfolg: Die Partie endete wie das Hinspiel 1:1.
Jens Lehmann und das Premieren-Tor
Dezember 1997, Derby im Westfalenstadion. Der BVB führt in der Nachspielzeit mit 2:1, eine letzte Ecke für Schalke. Olaf Thon zur Mitte, verlängert von Thomas Linke.
Und am langen Pfosten lauert Schalkes Keeper
Die irrste Aufholjagd der Geschichte
Im Herbst 2017 rollt der BVB über Schalke einfach so hinweg, nach 25 Minuten steht es 4:0 und Schalke muss gefühlt aufpassen, nicht zum ersten Mal in der langen Geschichte des Derbys zweistellig zu verlieren.
Dann kommt die Halbzeitpause, mit ihr der Schalker Neustart in die Partie und in der letzten halben Stunde die irrste Aufholjagd in der Bundesliga-Geschichte. Schalke erzielt Tor um Tor, der BVB dezimiert sich mit einem Platzverweis auch noch selbst.
In der vierten Minute der Nachspielzeit dann Ecke vor dem Schalke Block. In der Mitte steigt Naldo höher als Ömer Toprak und köpft mit der letzten Aktion der Partie den Ausgleich.
Die Rückkehr der Fans
Drei lange Jahre warten die Fans nun schon auf ein Derby mit "echtem" Stadionfeeling: Wegen der Pandemie fanden zwei der vergangenen drei Derbys ohne Zuschauer statt, beim 3:0-Heimsieg des BVB im Oktober 2020 waren lediglich 300 Zuschauer zugelassen – und in der abgelaufenen Saison verdingte sich Schalke in der 2. Liga.
Jetzt steht also endlich wieder ein "richtiges" Derby an. Und das kann eigentlich nur hoch emotional und spannend werden...
Verwendete Quellen:
- ran.de: "Wahnsinnig wichtig": Borussia Dortmund will den Derbysieg gegen Schalke 04
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