Karim Adeyemi kämpft sich beim BVB langsam heraus aus einer veritablen Formkrise. Der Trend scheint endlich wieder zu stimmen. Nun muss der 21-Jährige das aber auch bestätigen.

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Vielleicht kann ein Rückschritt auch mal ein Fortschritt sein, so wie bei Karim Adeyemi. Der saß Anfang Oktober auf einem kleinen Podium und stellte sich einer Online-Presserunde. Adeyemi war zur Nationalmannschaft gereist, zwei wichtige Spiele standen vor der Tür und einer der wichtigsten Spieler sollte den Medienvertretern seine Sicht der Dinge erklären.

Adeyemi hatte im Verein eine bärenstarke Rückrunde gespielt, bei der Weltmeisterschaft im letzten Winter wichtige Erfahrungen gesammelt. Jetzt saß er als ein Mitglied der U21-Nationalmannschaft da und referierte über seine Rückversetzung. Über die Probleme in den ersten Wochen der damals noch frischen Saison und warum er jetzt nach zwei Jahren wieder bei der U21 spielen sollte.

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"Es gibt ein paar Phasen im Leben, wo es einfach nicht läuft. Das ist bei mir gerade so. Aus jeder Phase kommt man mal raus, dafür tue ich mein Bestes", sagte er damals. Die Kollegen der A-Nationalmannschaft waren da schon auf ihrer Reise nach Nordamerika, mit zwei besonders wichtigen Spielen gegen die USA und Mexiko vor der Brust.

Der neue Bundestrainer Julian Nagelsmann hielt es in Abstimmung mit der U21 und deren Trainerteam aber für die bessere Idee, Adeyemi eine Stufe tiefer spielen zu lassen. Gegen Bulgarien und eigentlich auch gegen Israel, diese Partie wurde dann allerdings verlegt.

Frontal-Kritik vom Co-Trainer

Viele Beobachter erkannten ein klares Signal an den Spieler, vielleicht auch eine kleine Gedächtnisstütze für Adeyemi. Der hatte offenbar größere Probleme als angenommen, sich nach der Sommerpause wieder so einzubringen, dass er schnell sein höchstes Leistungslevel erreichen kann.

Schon Mitte August bemängelte Borussia Dortmunds Co-Trainer Achim Reutershahn in einer Gesprächsrunde der "Ruhr Nachrichten" die Einstellung seines Spielers. "Manchmal fehlt mir einfach die Seriosität. Er ist sehr locker manchmal beim Training und ich würde mir wünschen, dass er noch ernsthafter an die Sache herangeht. Karim ist noch kein Top-Spieler für mich!"

Adeyemi war an diesem Abend auch zugegen, er saß auf dem Podium direkt neben Reutershahn.

Adeyemi auf dem Weg der Besserung

Nun sind seitdem ein paar Wochen vergangen und Adeyemi zwar immer noch kein Top-Spieler - oder zumindest: noch nicht top-wichtig für den BVB - aber immerhin auf dem Weg der Besserung. In den letzten Spielen hat er immer wieder seine Einsatzzeiten bekommen und pirscht sich so langsam heran an das, was man von ihm erwarten kann und was wohl auch er selbst von sich erwartet.

Adeyemi wirkte immer ein wenig trotzig zuletzt, wollte selbst gelungene Aktionen nicht feiern. Schaute stattdessen besonders grimmig drein und verzichtete offenbar bewusst auf jegliche Art der Reaktion. Die Art und Weise der zum Teil heftigen Kritik, die auf ihn eingeprasselt war, mag ein Auslöser dafür gewesen sein.

"Wenn gegen mich persönlich Kritik geäußert wird, ist das kein Problem. Wenn es gegen Familie, Freunde oder meine Freundin geht, geht es auch für mich zu weit. Das sind die letzten Leute, die daran Schuld tragen. Ich bin derjenige, der auf dem Platz steht und zurzeit nicht so gut spielt. Niemand anderes ist daran schuld", sagte er damals.

Körpersprache und Interaktion mit den Fans

Seit der Abstellung zur U21 darf Adeyemi auch im Klub wieder häufiger spielen. Trotz der massiven Konkurrenz wirft ihn Trainer Edin Terzic nun wieder verstärkt rein, auch in wichtigen Spielen und über einen längeren Zeitraum. Adeyemis Leistungskurve zeigt nun wieder nach oben. Nach kleineren Problemen im "Hinspiel" in Newcastle hat er sich gegen Frankfurt nach seiner Einwechslung aufgedrängt.

Vergangenen Dienstag im zweiten Spiel gegen die Magpies durfte Adeyemi zum ersten Mal seit Mitte September von Beginn an ran und fiel positiv auf. Nicht nur wegen der zwar riskanten, aber letztlich doch sehr gelungenen Vorarbeit zum 2:0 durch Julian Brandt. Sondern auch durch seine fleißige Arbeit gegen den Ball, seine Körpersprache und nicht zuletzt auch die Kommunikation mit den Fans.

Nach einem erfolgreichen Zweikampf vor der Südtribüne wedelte Adeyemi wild mit den Armen, forderte die Fans auf, noch ein wenig lauter und enthusiastischer zu sein. So etwas kommt überall gut an. Ganz besonders aber an einem Champions-League-Abend im Signal Iduna Park.

Sebastian Kehl: "So muss er weiterarbeiten!"

"Karim hat lange warten müssen, bis er die Chance bekommen hat", sagte Sportchef Sebastian Kehl nach dem Spiel. "Man hat gesehen, dass er unbedingt wollte. Er hat viele Laufduelle gewonnen und Torchancen herausgearbeitet. Das war ein wichtiger Schritt nach vorne. So muss er weiterarbeiten!"

Auch sein Trainer war angetan von der besten Saisonleistung seines Schützlings. "Er hat die Leistung gezeigt, die er in den vergangenen Wochen immer wieder im Training gezeigt hat", lobte Edin Terzic. "Er hatte keinen leichten Start in die Saison. Da ging es darum, sich die Dinge neu und hart wieder zu erarbeiten, das hat er im Training gemacht."

Der Spieler habe ein tolles Spiel gemacht, "in alle Richtungen. Er hat auch in der Defensive geholfen, die Räume zu schließen. Deswegen bin ich sehr zufrieden mit der Entwicklung und dem Spiel. Das ist das, was wir von ihm einfordern."

Ein Anfang ist also gemacht, Karim Adeyemi offenbar auf einem guten Weg zu alter Leistungsstärke. Nun gilt es aber, diese zarten Fortschritte auch zu bestätigen. Zunächst beim BVB, dem schwierige Herausforderungen ins Haus stehen. Und dann irgendwann vielleicht auch wieder in der A-Nationalmannschaft.

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