In zwei Tagen jährt sich das größte Spiel des deutschen Vereinsfußballs zum zehnten Mal. Am 25. Mai 2013 rangen Borussia Dortmund und der FC Bayern um die Krone Europas, das Champions-League-Finale von Wembley war der Höhepunkt in damals 50 Jahren Bundesligageschichte und das Signal für den WM-Titel der Nationalmannschaft ein Jahr später in Rio de Janeiro.

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Borussia Dortmund auf der Zielgeraden

Für den FC Bayern war der Triumph von Wembley aber auch der Auftakt in ein Jahrzehnt der Dominanz, wenige Wochen nach dem Gewinn der deutschen Meisterschaft zementierte der Rekordmeister damit seinen Status als Nummer eins des Landes. Es folgten neun weitere deutsche Meisterschaften, eine unglaubliche Serie. Die nun aber, nur ein paar Tage nach dem großen Wembley-Jubiläum, ihr jähes Ende finden könnte.

Borussia Dortmund ist tatsächlich – und viele werden sagen: endlich – drauf und dran, die Münchener Phalanx zu durchbrechen. Der BVB hält dem Druck stand, das 1:3 der Bayern zu Hause gegen RB Leipzig und der Dortmunder Sieg knapp 24 Stunden später beim FC Augsburg haben die Vorzeichen im Titelrennen womöglich entscheidend gedreht. Aus einem Punkt Rückstand sind zwei Punkte Vorsprung für den BVB geworden. Im letzten Heimspiel gegen Mainz 05 fehlt nur noch ein Sieg, dann wäre der sechste Meistertitel für die Borussia perfekt.

Die Punktestände des FC Bayern und von Borussia Dortmund im Laufe der Saison 2022/23
Die Punktestände des FC Bayern und von Borussia Dortmund im Laufe der Saison 2022/23 in der grafischen Darstellung, vor dem 34. und letzten Spieltag. © dpa-infografik GmbH

Steigender Druck nach Bayern-Niederlage

Der Druck auf Dortmunds Mannschaft war nach der Bayern-Niederlage enorm, der Gegner mit dem FC Augsburg unangenehm: Es schien, wie so oft in den letzten Jahren, alles bereitet für einen erneuten Ausrutscher der Schwarz-Gelben. Immer dann, wenn die Bayern mal etwas anboten, scheiterte der BVB an sich selbst. Ließ diese kleinen und großen Chancen liegen, doch mal vorbeizuziehen am großen FC Bayern. Dieses eine Mal war aber alles anders. Schon vor der Roten Karte für Augsburgs Felix Uduokhai kurz vor der Halbzeit war der BVB unglaublich dominant, hatte 16 eigene Torschüsse und gestattet dem Gegner nur einen einzigen. Das Dortmunder Spiel war geprägt von Seriosität und Überzeugung und dem Urvertrauen in die eigene Stärke – Attribute, die man in der Regel dem FC Bayern zuschreibt.

Dortmund ist das bessere München in der Schlussphase der Saison. Während der BVB als Kollektiv überzeugt und gefühlt jeder einzelne Spieler, vom Torhüter Gregor Kobel bis zu Mittelstürmer Sebastien Haller, in Topform ist, bleiben die Bayern in den entscheidenden Spielen fast alles schuldig. Diese komplette Umkehr der Geschichte öffnet der Borussia nun die Tür zum Titel.

Darin sind sich alle einig. "Als wir im Januar in Marbella waren: Wenn wir da prophezeit hätten, dass wir am 33. Spieltag mit zwei Punkten Tabellenführer sind, hättet ihr uns wahrscheinlich wieder mal für bescheuert erklärt", sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke am Sonntag nach dem Spiel beim FCA. "Es war unglaublich. Wenn mir das vor sechs Monaten jemand gesagt hätte, dass ich in diese Position komme, hätte ich das nicht geglaubt. Es ist jetzt eine großartige Möglichkeit, nicht nur für mich, auch für die Mannschaft", ließ Doppeltorschütze Haller wissen. Kehl: "Das dürfen wir uns nicht mehr nehmen lassen."

Der Meistertitel zum Greifen nah

Der Sieg in Augsburg hatte sich für den einen oder anderen schon wie der Griff nach der Meisterschale angefühlt, jedenfalls war die Stimmung bei einigen Spielern schon entsprechend gelöst. Die große Kunst vor dem Heimspiel gegen Mainz wird es sein, die überbordende Euphorie zu kanalisieren. Im 17. und letzten Heimspiel der Saison sollte gegen diesen Gegner der 15. Heimsieg auch drin sein.

"Wir werden die Euphorie aufsaugen und mitnehmen. Wir brauchen noch einmal 90 Minuten in unserem Stadion mit der Power, die wir in den letzten Wochen gezeigt haben. Jetzt dürfen wir uns das nicht mehr nehmen lassen!", sagt Sebastian Kehl. Und der muss es schließlich wissen: Der aktuelle Sportchef hat die Schale zuletzt in Empfang genommen. Als Kapitän der Meistermannschaft von 2012.

Verwendete Quellen:

  • ruhrnachrichten.de: BVB-Boss Watzke nach dem Sprung an die Spitze " ... dann hättet ihr uns für bescheuert erklärt"
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