- Carsten Cramer hat Borussia Dortmund aus dem finanziellen Loch geführt, immer neue Rekorde aufgestellt und ist verantwortlich für einige der größten Deals der Klubgeschichte.
- Und trotzdem ist Cramer bei Teilen der Fans überaus unbeliebt.
- Wie kann das sein?
Immer, wenn es nicht so gut läuft während eines Spiels von Borussia Dortmund, dann schwenken die Kameras der TV-Sender gerne auf die Ehrentribüne. Hans-Joachim Watzkes Reaktion ist dann gefragt und die von
Und dann sitzt da noch jemand, der nicht zufällig omnipräsenter Klub-Boss oder ein ehemaliger Welt-Star ist und dem Gros der Fans deshalb reichlich unbekannt. Was aber im Umkehrschluss nicht heißt, dass Carsten Cramer keine wichtige Figur bei Borussia Dortmund wäre. Ganz im Gegenteil: Cramer ist der schlaue Kopf hinter dem rasanten finanziellen Aufschwung des Klubs im letzten Jahrzehnt.
Der 52-Jährige führte vor seinem Engagement in Dortmund in seiner Heimatstadt Münster ein Fachgeschäft für Tischtennisbedarf, war bei den Preußen als Geschäftsführer tätig und wechselte dann zum damals mächtigsten Sportvermarkter Ufa. Neben dem Hamburger SV gehörte auch Borussia Dortmund zu Cramers Klienten, vor rund elf Jahren wechselte Cramer dann die Seiten und heuerte beim BVB an - just in der Zeit, als sich die Mannschaft anschickte, den deutschen Fußball zu revolutionieren.
Rasanter wirtschaftlicher Aufstieg unter Cramer
Cramer nutzte als Vertriebs- und Marketingleiter den Hype um die jungen Überflieger voll aus, trieb das Merchandising, sowie die Digitalisierung und Internationalisierung des Klubs in großen Schritten voran. Cramer verdoppelte den Umsatz binnen zwei Jahren, insgesamt fielen bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie sechs Rekord-Umsätze in seine Amtszeit. Teilweise konnte der BVB seinen Umsatz unter Cramers Führung mehr als vervierfachen.
Cramer fädelte den Mega-Deal mit Ausrüster Puma ein, der insgesamt 16 Jahre lang Planungssicherheit garantierte und garantiert. Seit drei Jahren ist Cramer auch Mitglied der Geschäftsführung und so etwas wie Watzkes Adjutant. Im letzten Frühjahr verlängerte Cramer seinen Vertrag beim BVB vorzeitig bis 2025. Man sollte also davon ausgehen, dass dieser Mann bekannter wäre und bei den Fans für seine Arbeit nicht nur geachtet, sondern vielleicht sogar geliebt wird. Für einen Teil der Dortmunder Anhänger ist Cramer aber so etwas wie ein rotes Tuch.
Cramer: "Sorry, uns ist da ein Fehler unterlaufen"
Weil er an der Schnittstelle sitzt zwischen Kult und Kommerz, immer in der Zwickmühle zwischen regionaler Verbundenheit und globaler Reichweite. Und dabei auch Fehler macht. Wie vor sechs Jahren, als er das legendäre Zitat von Klub-Ikone Adi Preißler "Entscheidend ist aufm Platz" an prominenter Stelle vor dem Stadion mit dem Logo des Automobil-Partners übermalen ließ und das dann lakonisch abtat. "Sorry, uns ist da ein Fehler unterlaufen", ist seitdem als eine Art geflügeltes Wort unter Borussen.
"Ich bin sicherlich nicht der beliebteste Mitarbeiter bei Borussia Dortmund bei unseren Fans, weil ich auch die Aufgabe habe, das (die Strahlkraft des BVB, Anm. d. Red.) kommerziell zu nutzen, die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit zu erhöhen. Das ist schon ein ganz schmaler Ritt, Marketing für einen Fußballverein zu machen", sagte Cramer im "kicker meets DAZN"-Podcast.
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Dortmunds Cup-Trikot und die Kritik
Man solle über den BVB grundsätzlich lieber nicht von einer Marke sprechen, "sondern von einem Fußballverein", sagt Cramer - und drückte aber trotz Widerstands im Vorfeld zusammen mit dem Ausrüster das Dortmunder Cup-Trikot durch: Jenes Jersey, das nach dem ersten Spiel der Königsklasse gegen Besiktas für massive Kritik gesorgt hatte. Dortmunds Klub-Logo war darauf quasi verschwunden und nur noch als Wasserzeichen zu erkennen.
Die Replik der Fans ließ nicht lange auf sich warten. "Wieder mal ein ‚Fehler unterlaufen‘ - wieder versucht, Fans für dumm zu verkaufen", war wenige Wochen später auf einem Banner beim Heimspiel gegen Augsburg zu lesen. So ist das in Carsten Cramers Beruf, der den schwierigsten Spagat im Profi-Fußball vollzieht. Da geht schnell etwas in die Hose - und das hallt bei einem Traditionsklub wie Borussia Dortmund dann auch lange nach.
Verwendete Quellen:
- kicker.de: "Ich bin sicherlich nicht der beliebteste BVB-Mitarbeiter"
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