Christian Streich wird den Posten des Cheftrainers beim SC Freiburg nach mehr als zwölf Jahren zum Saisonende abgeben. Das teilte der badische Bundesligist am Montag mit, ein Nachfolger steht noch nicht fest.
Christian Streich sprach mit ruhiger Stimme, wählte wohlüberlegt seine Worte - und verkündete das Ende einer Ära: Der amtsmüde Trainer kann und möchte nach zwölfeinhalb Jahren nicht mehr. Der 58-Jährige wird seinen Herzensklub SC Freiburg auf eigenen Wunsch zum Saisonende verlassen - und reißt eine riesige Lücke. Den Sportclub hat er von einer Fahrstuhlmannschaft zum regelmäßigen Europacup-Teilnehmer geformt, mit seinem Blick über den Tellerrand hinterließ er in der Liga Spuren weit über den Fußball hinaus.
"Dieser Verein ist mein Leben, ich bin außergewöhnlich dankbar", sagte
"Es war mir schon in der Vergangenheit sehr wichtig, dass ich den Zeitpunkt nicht verpasse, zu dem ich glaube, dass es richtig ist, zu gehen", erklärte Streich seine Entscheidung und bedankte sich für "Hunderte von außergewöhnlichen Erlebnissen". Vorstand Jochen Saier sprach von einem "intensiven, sehr vertrauensvollen und emotionalen Gedankenaustausch - an dessen Ende eine Entscheidung steht, die wir bedauern, aber in vollem Maße respektieren und nachvollziehen können".
Die Spieler des SC Freiburg wollten Christian Streich halten
Die Spieler hatten bis zuletzt um ihren Chef geworben. "Die Hoffnung stirbt zuletzt. Wir werden seine Entscheidung respektieren und mittragen", hatte SC-Kapitän Christian Günter am Spieltag gesagt: "Er ist ein herausragender Trainer und ein herausragender Mensch, für den es mehr gibt als Fußball." Streich habe "einen großen Anteil an allem" beim SC Freiburg, ergänzte Maximilian Eggestein bei DAZN. Nicolas Höfler schwärmte von einem "brutal guten Trainer".
Doch der mit Profi-Erfahrung und Lehramtsstudium ausgestattete Metzgersohn war eben viel mehr als das. Der stets kauzige Hitzkopf an der Seitenlinie wurde schnell zu einer moralischen Instanz. Als gutes Gewissen der Liga prangerte er Missstände und Fehlentwicklungen an - im Sport wie in der Politik und der Gesellschaft.
Immer wieder Appelle gegen Rechtsextremismus
Besonders stark positionierte er sich immer wieder gegen die AfD. Um seinen alemannischen Akzent scherte sich Streich dabei genauso wenig wie um die sonstigen Gepflogenheiten des Profifußballs mit seinen oftmals glatt gebügelten Akteuren. Wenn Streich seine Ansichten teilt, Anekdoten zum Besten gibt und über Fußball philosophiert, ist er immer authentisch. Das wusste sein Arbeitgeber zu schätzen.
Seit 1995 stand Streich beim SC als Jugendtrainer unter Vertrag. Gerne bezeichnet er den Gewinn der deutschen Meisterschaft mit den A-Junioren im Jahr 2008 als seinen größten Erfolg, obwohl er mit den Profis 2022 das Finale des DFB-Pokals erreichte. Mit der Männer-Mannschaft durfte er 2015 sogar absteigen, ohne dass eine Abberufung im Entferntesten ein Thema war - natürlich stieg er postwendend wieder auf.
Drei mögliche Nachfolger werden gehandelt
Zuletzt erreichte er mit dem Sportclub gar zweimal das Achtelfinale der Europa League, Abstiegssorgen gehören der Vergangenheit an. Auch wenn er die 16 Jahre andauernde Amtszeit von Volker Finke nicht toppt, sind seine Fußstapfen nach knapp 500 Spielen riesig. Ein Nachfolger wird es nicht leicht haben. Als externe Lösung steht der Name Urs Fischer im Raum, typische interne Lösungen wären Co-Trainer Julian Schuster oder U23-Coach Thomas Stamm.
"Ich bin der festen Überzeugung und weiß es, dass sehr gute Entscheidungen getroffen werden", betonte Streich. Er wird es ganz entspannt als Zuschauer verfolgen. (sid/hau)
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