Hertha lebt noch. Die Berliner versinken zwar eine Halbzeit lang tief im Abstiegskampf, erholen sich aber rechtzeitig. Zwei Neuzugänge schieben den Klinsmann-Wirbel für den Moment beiseite.
Die Berliner Profis fielen erschöpft auf den Rasen oder schauten ungläubig auf die Anzeigetafel: Inmitten des Klinsmann-Chaos hat Hertha BSC sportlich große Moral bewiesen. Die radikal umgebaute Mannschaft von Trainer Alexander Nouri kam am Freitagabend bei Fortuna Düsseldorf nach einem 0:3-Rückstand noch zu einem 3:3 (3:3). Ein Eigentor von Erik Thommy (10.) sowie die Treffer der Winter-Neuzugänge Matheus Cunha (66.) und Krzysztof Piatek (75./Foulelfmeter) retteten dem angeschlagenen Hauptstadt-Club einen Punkt.
"Die erste Halbzeit war ein totales Fiasko"
Per Skjelbred sagte beim Streamingdienst "DAZN" nach dem Spiel: "Die erste Halbzeit war ein totales Fiasko. So einfache Tore gehen nicht in der Bundesliga. Wir hätten fast gewinnen können. Ein sehr wichtiger Punkt." Düsseldorf bleibt trotz der Tore von Kenan Karaman (6. und 45.+1) und Thommy (10.) in großer Abstiegsnot auf dem Relegationsplatz und sechs Punkte hinter Berlin. "Wir sind einfach viel zu passiv geworden", sagte Torwart Florian Kastenmeier. "Am Ende ist das bitter."
Nouri hatte nach dem desolaten 0:5 in der Vorwoche gegen Köln gleich sieben Veränderungen in seiner Startelf vorgenommen, zwei davon wegen Gelbsperren. Unter anderem durfte vor 31 632 Zuschauern Torwart Thomas Kraft spielen - der 31-Jährige gehörte in den für Ex-Trainer Jürgen Klinsmann verfassten und vor drei Tagen veröffentlichten Protokollen zu den kritisierten Profis "ohne Mehrwert".
Noch kurz vor dem Anpfiff kündigte Nouri optimistisch ein "beherztes" und "entschlossenes" Auftreten in Düsseldorf an. Ein langer, hoher Pass aus dem Mittelfeld reichte aber, um die Hertha-Pläne früh zunichte zu machen. Karaman lief der indisponierten Berliner Hintermannschaft davon und ließ Kraft aus kurzer Distanz keine Chance. Thommys fünftes Saisontor verschlimmerte die Lage der Gäste weiter.
Die Berliner Wechsel zeigten kaum Wirkung. Von den Feldspielern durften in Düsseldorf lediglich Dedryck Boyata, Karim Rekik, Piatek und Cunha wieder von Beginn an spielen. "Mein Job ist es, die Mannschaft bestmöglich vorzubereiten. Darauf konzentrieren wir uns", hatte Nouri zum Klinsmann-Wirbel gesagt.
Zwar kam Berlin nach dem doppelten Rückschlag zu Chancen. Piatek scheiterte aus spitzem Winkel (12.) und an Düsseldorfs Torwart Kastenmeier (30.), der auch gegen den früheren Fortuna-Profi Dodi Lukebakio (14.) und Cunha (23.) zur Stelle war. Zwingend wirkte das Berliner Spiel aber noch lange nicht. Karaman konnte seinen zweiten Treffer kurz vor der Pause völlig unbedrängt erzielen.
Cunha weckt längs verloren geglaubte Berliner Hoffnungen
Erst Thommys Eigentor veränderte das Spiel. Cunha legte direkt nach und weckte längst verloren geglaubte Berliner Hoffnungen. Piatek, zuvor von Kastenmeier gefoult, jubelte nach seinem Elfmetertreffer ausgelassen mit den mitgereisten Fans. Cunha scheiterte kurz vor Schluss noch am Düsseldorfer Keeper (90.).
Fortuna-Trainer Uwe Rösler hatte die gleiche Mannschaft aufgeboten, die in der Vorwoche beim 2:0 in Freiburg überzeugt hatte. Mit Spielen in Mainz, gegen Paderborn und in Köln stehen auch Düsseldorf entscheidende Wochen bevor. Vor dem Spiel hatte sich kurioserweise Fortunas Ex-Trainer Friedhelm Funkel in der Zeitung "Die Welt" zu Wort gemeldet. Auch der 66-Jährige fand Klinsmanns Verhalten "unterirdisch". (ash/dpa)
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