Robert Lewandowski trifft und trifft und trifft. Nicht zuletzt ihm verdankt der FC Bayern seinen aktuellen Tabellenplatz. Es scheint, als würde sich der Star des Rekordmeisters in der Form seines Lebens befinden.

Steffen Meyer
Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Steffen Meyer dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Der FC Bayern ist ordentlich in die Saison 2019/2020 gestartet. Zwar fehlt die Dominanz früherer Tage und es streuen sich immer mal wieder Schwächephasen ein, doch insgesamt wird die Münchner nur der Punkteverlust gegen die Hertha zum Auftakt richtig ärgern.

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Zu verdanken ist diese erste Bilanz vor allem einem Mann: Robert Lewandowski. Der polnische Nationalspieler spielt nicht ordentlich. Er spielt überragend. Neun Bundesliga-Tore in den ersten fünf Spielen. Ein Treffer in der Champions League. Einer im Pokal.

FC Bayern: Würde Lewandowski mit dieser Quote weiter treffen, dann ...

Rechnet man Lewandowskis Torquote in der Bundesliga auf eine Saison hoch, würde er am Ende bei mehr als 60 Toren stehen. Natürlich wird das nicht passieren, da es schwer ist, eine solche Quote zu halten. Trotzdem muss die Frage erlaubt sein: Sehen wir derzeit den besten Robert Lewandowski aller Zeiten?

Wenn man sich den stehenden Applaus nach seiner Auswechslung am Wochenende gegen Köln in der Allianz Arena anschaute, wäre man kaum darauf gekommen, dass das Verhältnis von Lewandowski zum FC Bayern in den vergangenen Jahren alles andere als störungsfrei war.

Lewandowski kam 2014 als Prestigetransfer aus Dortmund, um die Nachfolge von Mario Mandzukic anzutreten. Er traf nach kurzen Anpassungsschwierigkeiten jedes Jahr wie am Fließband und wurde im Dress der Roten dreimal Torschützenkönig. Geliebt wurde er dennoch nie.

Wechselgedanken sind passé

Immer wieder kokettierten er und sein Berater öffentlich mit einem Wechsel zu einem noch größeren Klub. Bayern - das wirkte immer wie eine Durchlaufstation für den ganz großen Sprung, zum Beispiel nach Madrid. Auch auf dem Feld lief nicht immer alles rund.

Legendär sind Lewandowskis kaum zu verbergende Streitigkeiten mit Sturmpartner Arjen Robben. Beide warfen sich wechselseitig Egoismus vor. Dazu kam der latente Vorwurf, dass Robert Lewandowski in großen Spielen abtauche. In der Tat zählte er in entscheidenden Champions-League-Partien regelmäßig zu den schwächeren Feldspielern.

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Doch in dieser Saison ist bisher alles anders. Dass Lewandowski Neuzugang Coutinho gegen Köln sogar einen Elfmeter überließ, überraschte Fans und Teamkollegen enorm. Es sind kleine Gesten wie diese, die den Mannschaftsgeist nachhaltig stärken.

Lewandowski ist Teil des Mannschaftsrats und hinter Manuel Neuer und Thomas Müller der dritte Teamkapitän. Mit 31 Jahren liegt sein Fokus ganz offensichtlich darauf, nun in München alles zu erreichen, was noch möglich ist. Dass er im Sommer seinen Vertrag bis 2023 verlängerte, passt nur ins Bild.

Veränderte Rolle tut Lewandowski gut

Sportlich profitiert Lewandowski in dieser Saison davon, dass Bayerns Spiel in Strafraumnähe variabler geworden ist. Anders als in der Vorsaison suchen die Münchner nicht immer den Weg über außen, sondern versuchen zum Beispiel, mit einem Zehner wie Coutinho durch die Mitte zu kombinieren.

Lewandowski hat zwar ein passables Kopfballspiel, war aber nie der klassische, bullige Mittelstürmer, der sich im Strafraum inmitten großgewachsener Verteidigerkanten wohlfühlt.

In Dortmund war Lewandowski ein Ankerpunkt im Umschaltspiel, der mit eleganten Drehungen Steilpässe verarbeitete und die schnellen Außen der Schwarz-Gelben in Szene setzte. In München musste er sich umgewöhnen. Umschaltmomente gibt es selten, stattdessen geht es häufig um ein Geduldsspiel rund um den Strafraum gegen meist tiefstehende Gegner.

Doch in dieser Saison kann Lewandowski freier agieren. Er lässt sich noch etwas häufiger tief fallen als sonst, beteiligt sich an schnellen Kombinationen oder sucht die Möglichkeit, in den Rücken der Abwehr zu kommen.

Lewandowskis Werte sind rekordverdächtig

Nicht nur Lewandowskis Torquote ist bisher rekordverdächtig - auch alle anderen Werte sind laut der Statistikwebsite whoscored.com auf Rekord-Niveau. 5,2 Torschüsse pro 90 Minuten bewegen sich auf dem Karrierebestwert, 1,9 erfolgreiche Dribblings erreichte der Pole noch nie in München.

Auch seine 24 Pässe pro Spiel bewegen sich nah an seinem Karriere-Rekord - obwohl die Bayern unter Niko Kovac insgesamt weniger Ballbesitz haben als zum Beispiel unter Pep Guardiola. Insgesamt zieht Lewandowski 2,5 Fouls pro 90 Minuten - viele davon in Strafraumnähe. Auch dieser Wert ist mit Abstand der höchste in seiner Zeit in München.

Die stärkere Einbindung tut Lewandowskis Spiel gut. In den ersten sieben Pflichtspielen war er mit Sicherheit der beste Lewandowski, den es je gab. Ob er diese Form halten kann? Mal sehen. Bis zu den großen Spielen in der Champions League ist es noch eine ganze Zeit hin. Festhalten kann man aber mindestens eines: Robert Lewandowski ist nach fünf Jahren endgültig in München angekommen.

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