Vincent Kompany, der neue Trainer des FC Bayern München, kennt die Bundesliga aus seiner Zeit beim Hamburger SV. Damals war er ein großes Talent, hatte allerdings mit Verletzungspech und einer hohen Erwartungshaltung zu kämpfen. Das frühere HSV-Vorstandsmitglied Katja Kraus denkt an diese Zeit zurück.

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Vincent Kompany, der neue Trainer des FC Bayern München, hat bereits in vielen deutschen Stadien gespielt. In seiner aktiven Zeit verbrachte er zwei Jahre beim Hamburger SV. Dass er im Sommer 2006 im Alter von 20 Jahren in die Bundesliga wechselte, hatte nicht zuletzt mit seinem heutigen Arbeitgeber zu tun.

Der FC Bayern verpflichtete damals den Top-Innenverteidiger Daniel Van Buyten vom HSV. Die Hamburger, die damals noch ein Verein mit internationalen Ansprüchen waren, benötigten dringend Ersatz. Und so kam es, dass der junge belgische Nationalspieler Kompany vom RSC Anderlecht verpflichtet wurde. Mit einer Ablöse von etwa 10 Millionen Euro war er der bis dahin teuerste Transfer der Vereinsgeschichte.

Kompany war ein kompletter Spieler beim HSV

Katja Kraus gehörte damals dem Vorstand des Hamburger SV an und erinnert sich gerne an Kompany zurück. "Er war vielleicht der kompletteste Spieler, den ich in meiner Zeit beim HSV gesehen habe", sagt sie im Gespräch mit unserer Redaktion. Ein bemerkenswerter Satz, wenn man bedenkt, dass in ihrer Amtszeit (2003 bis 2011) auch Weltstars wie Ruud van Nistelrooy oder Rafael van der Vaart in Hamburg spielten.

"Er war noch sehr jung, als er zu uns kam, aber ungeheuer selbstbewusst", erzählt Kraus. "Er war sportlich wie auch von seiner Persönlichkeit her ein sehr außergewöhnlicher Spieler – trotz seiner Jugend. Er hatte eine sehr große Klarheit in den eigenen Vorstellungen. Auch rhetorisch war er ein sehr versierter, junger Mensch. Er sprach auch bereits gut Deutsch, als er zu uns kam."

Kompany wollte mit dem HSV Deutscher Meister werden

Dennoch verlief seine Zeit in Hamburg eher durchwachsen. Kompany wurde in der Medienstadt Hamburg aufgrund der Ablöse mit hohen Erwartungen konfrontiert. Dass er direkt die Rückennummer 10 bekam, die im Fußball von vielen großen Stars getragen wurde, trug dazu bei. Allerdings äußerte er auch selber hohe Ansprüche. "Ich bin hierhergekommen, um Meister zu werden, wenn nicht in diesem Jahr, dann eben später", sagte er damals.

Dazu muss man wissen: In der Saison 2005/2006, also der letzten Saison vor seiner Ankunft, spielte der HSV tatsächlich bis zum vorletzten Spieltag noch um die deutsche Meisterschaft. In der Saison darauf, also mit Kompany in der Mannschaft, ging es allerdings bergab. Die Hamburger durchlebten eine überraschend schlechte Hinrunde und verbrachten die Winterpause auf einem direkten Abstiegsplatz.

Verletzungspech machte Kompany zu schaffen

Auch für Kompany verlief diese Zeit problematisch. "Leider war er bei uns sehr häufig verletzt. Dadurch konnte er sich nicht so einbringen, wie das bei uns eigentlich geplant war", erinnert sich Kraus. Aufgrund von schwerwiegenden Problemen an der Achillessehne verpasste er 2006/2007 von Spieltag 10 an die komplette restliche Saison.

In der Spielzeit darauf wurde er von zwei Zerrungen zurückgeworfen. Er absolvierte 2007/2008 zwar 24 Bundesligaspiele und stand 18-Mal in der Startelf. Allerdings schien er mit dem niederländischen HSV-Trainer Huub Stevens nicht zu harmonieren. Und als im Sommer 2008 Martin Jol nach Hamburg kam, lief es nicht besser.

Sein letztes Bundesligaspiel absolvierte er – wie könnte es anders sein – gegen den FC Bayern München. Im August 2008 gastierte er mit dem Hamburger SV in der Allianz-Arena. Kompany stand nicht in der Startelf, wurde lediglich in der zweiten Halbzeit für den verletzten Bastian Reinhardt eingewechselt.

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Der Wechsel zu Manchester City

Wenige Tage später zog er die Konsequenz und verließ Hamburg in Richtung Manchester City, die eine Ablöse von rund acht Millionen Euro zahlten. "Er war nun einmal ein herausragendes Talent mit vielen Möglichkeiten. Es war relativ klar, dass er diesen Schritt machen würde", erzählt Kraus. "Er gehörte damals zu dieser großen belgischen Generation mit Eden Hazard oder Kevin De Bruyne. Vincent ist zwar noch ein bisschen älter als die anderen beiden, aber auch auf ihm lag immer ein großes Augenmerk."

In Manchester war Kompany von Anfang an als Stammspieler gesetzt und entwickelte sich zum Weltklasse-Spieler. Er gewann mit Manchester City viermal die englische Meisterschaft, zweimal den englischen Pokal und viermal den englischen Ligapokal. Als Trainer war er von 2020 bis 2022 für den RSC Anderlecht tätig, ehe er in England den Zweitligisten FC Burnley übernahm und in die Premier League führte. In der zurückliegenden Saison folgte der Abstieg.

Kompany hat "eine klare Vorstellung von dem Fußball, den er spielen lassen möchte"

Nun trainiert der 38-Jährige einen der größten Vereine der Welt. Ob Kraus dies damals für möglich gehalten hätte? "Ich hätte damals nicht voraussagen können, dass er ein großer Trainer wird und ob er überhaupt Lust auf diesen Werdegang hat", sagt sie.

"Aber auf jeden Fall hat Bayern München mit ihm jemanden, der eine sehr klare Vorstellung hat von seiner eigenen Rolle und dem Fußball, den er spielen lassen möchte. Ich glaube, es ist gut, wenn man beim FC Bayern eine klare eigene Linie hat."

Verwendete Quelle

  • Gespräch mit Katja Kraus
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