Formell ist Uli Hoeneß beim FC Bayern München lediglich Ehrenpräsident und Aufsichtsratsmitglied. Tatsächlich aber geht sein Einfluss weit darüber hinaus und nimmt teilweise kuriose Züge an.

Mehr News zum FC Bayern München

Uli Hoeneß scheint sich in seiner Rolle wohlzufühlen. Seit der Freistellung von Sportvorstand Hasan Salihamidzic steht er wieder in der Verantwortung. Offiziell ist der 71-Jährige zwar lediglich Aufsichtsratsmitglied und Ehrenpräsident. Tatsächlich aber scheint er gemeinsam mit Trainer Thomas Tuchel die treibende Kraft bei der Kaderplanung zu sein.

Dafür hat Hoeneß sogar seinen Urlaub verkürzt. Wie die "Sport Bild" berichtet, macht Hoeneß stets im Sommer gemeinsam mit seiner Frau Susi einen dreiwöchigen Urlaub in Frankreich. Diesmal soll er nur eine Woche Urlaub gemacht haben, um sich voll der Transferplanung des FC Bayern widmen zu können.

Hoeneß überlässt nichts dem Zufall und ist auch wieder häufiger an der Säbener Straße anzutreffen. Als am Montag Trainer Thomas Tuchel und die ersten Spieler auf dem Vereinsgelände waren, um ein individuelles Training zu absolvieren, war auch Hoeneß anwesend und unterhielt sich unter anderem mit dem Trainer.

Gutes Verhältnis zwischen Tuchel und Hoeneß

Tuchel und Hoeneß haben ein gutes Verhältnis. Bereits Ende April, bevor Hoeneß in die Kaderplanung involviert wurde, lobte Tuchel den regen Austausch: "Das ist sein Verein. Er möchte Informationen haben, Stimmungen und Meinung haben und gibt seine Meinung ab. Das ist doch klar, er ist meinungsstark. Ich wäre schlecht beraten, wenn ich nicht zuhören würde."

Hoeneß gefällt, dass nach den unruhigen Monaten wieder Harmonie im Verein herrscht. Im Juni sagte er im Interview mit "Sky": "Der Verein hat sich total befriedet. Es ist total ruhig. Wir setzen uns einmal die Woche zusammen mit dem großen Kreis, der alle Dinge bespricht. Bis jetzt läuft es sehr, sehr gut."

Der Ehrenpräsident legt großen Wert darauf, dass interne Informationen nicht mehr an die Medien gelangen. "Die Dinge, die wir machen, werden nicht in der Öffentlichkeit diskutiert, sondern im kleinen Kreis, und das tut der Sache gut", sagte er und kündigte an: "Auch Lothar Matthäus wird in den nächsten zwölf Monaten weniger Informationen kriegen, weil wir ihm die Kanäle etwas abschneiden werden."

Hoeneß testet sogar die Bettwäsche

Hoeneß beschränkt sich offenbar nicht nur auf die Kaderplanung. Laut dem Bericht der "Sport Bild" testet er sogar persönlich die Produkte aus dem Fanshop. Er möchte offenbar sichergehen, dass Fan-Produkte wie Zahnbürsten oder Spielzeuge auch qualitativ hochwertig sind.

Kurios: Angeblich schlief Hoeneß sogar in der Bettwäsche des FC Bayern, um auch diese zu testen.

Klaus Augenthaler, der seine gesamte Karriere beim FC Bayern verbrachte und heute in die Nachwuchsarbeit eingebunden ist, begrüßt den Einfluss von Hoeneß. "Seitdem der Uli und der Kalle (Karl-Heinz Rummenigge, Anm. d. Red.) nicht mehr da waren, fehlte beim FC Bayern einfach etwas. Das war mein Gefühl und offenbar auch das Gefühl vieler Fans. Nun sind die beiden wieder öfter an der Säbener Straße. Wir werden sehen, was sich dort tut", sagte er im Interview mit unserer Redaktion.

Lesen Sie auch: Warum Karl-Heinz Rummenigge dem FC Bayern aus der Patsche hilft

Dieter Hoeneß über das Comeback seines Bruders: "Im Moment notwendig"

Dieter Hoeneß, der Bruder von Uli Hoeneß, erklärte in einem Interview mit "t-online", dass Hoeneß und Rummenigge gemeinsam alles tun werden, "um den Klub wieder nach vorne zu bringen. Wieder dominanter in der Bundesliga zu werden und auch international eine bessere Rolle zu spielen, ist das Ziel. Dafür versucht man jetzt, die Voraussetzungen zu schaffen. Ich bin da ziemlich zuversichtlich, dass das den Genannten auch gelingen wird."

Hoeneß dürfte zumindest in den nächsten Monaten noch sehr aktiv in den Verein eingebunden sein. "Karl-Heinz und ich haben versprochen, dass wir so lange helfen, bis wir die zu besetzenden Positionen besetzt haben", sagte er und spielte damit auf die vakante Position des Sportvorstands an: "Wir wollen uns bis Weihnachten Zeit lassen."

Sein Bruder hat keinen Zweifel daran, dass Hoeneß sich genauso wie Rummenigge danach wieder zurückzieht: "Es ist ja nicht so, dass sie sich die Situation gewünscht haben. Sondern es ist im Moment notwendig. Weder Kalle noch Uli hatten großen Bedarf, da wieder mittendrin zu sein."

Tatsächlich gibt es Anzeichen dafür, dass Hoeneß der Stress nicht dauerhaft guttut: Als der FC Bayern am 27. Mai fast die Meisterschaft verspielt hätte, nahm das Hoeneß laut der "Sport Bild" so sehr mit, dass er leichte Herzbeschwerden erlitt und von seiner Frau ins Krankenhaus gebracht werden musste.

Er selbst wollte sich dazu zwar nicht äußern. Doch dieser Vorfall könnte ein Warnsignal gewesen sein. Auch wenn sich Hoeneß in seiner Rolle derzeit noch wohlfühlt.

Verwendete Quellen:

  • t-online.de: "Das macht Bayern München nicht mit"
  • Sport Bild (28/2023): So mischt Hoeneß wieder überall mit
  • sport.sky.de: Sky exklusiv || Hoeneß kommentiert Guerreiro-Transfer & äußert Sorgen
Interessiert Sie, wie unsere Redaktion arbeitet? In unserer Rubrik "So arbeitet die Redaktion" finden Sie unter anderem Informationen dazu, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte kommen. Unsere Berichterstattung findet in Übereinstimmung mit der Journalism Trust Initiative statt.
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.