Am Samstag steckte der FC Bayern beim Supercup-Finale eine 0:3 Niederlage gegen RB Leipzig ein. Trainer Thomas Tuchel wird nun scharf kritisiert.

Pit Gottschalk
Eine Kolumne
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Am 25. Mai titelte die Münchner Tageszeitung "tz" wörtlich: "Tuchels Katastrophen-Bilanz beim FC Bayern: Zahlen zeigen bitteren Nagelsmann-Vergleich". Gestern, keine drei Monate später, setzte Bild-Sportchef Matthias Brügelmann folgende Schlagzeile über seinen Bayern-Kommentar: "Unter Nagelsmann war Bayern weiter". Die Entwicklung dazwischen: gleich null.

Tuchels Punkteschnitt wirft Fragen auf

Das 0:3 im DFL Supercup gegen RB Leipzig bringt Bayern-Trainer Thomas Tuchel in Erklärungsnot. Im Frühjahr wollte man das vorzeitige Aus im DFB-Pokal und in der Champions League noch seinem Vorgänger Julian Nagelsmann anhängen. Jetzt helfen keine Ausreden und Ablenkungsmanöver mehr: Die Bayern spielen so schlecht wie im Saisonfinale – und haben eine Trainerdiskussion an der Backe.

In Zahlen: In 13 Pflichtspielen auf der Bayern-Bank holte Thomas Tuchel im Schnitt 1,54 Punkte – deutlicher weniger als beim FC Chelsea (2,08 in 100 Spielen), bei Paris Saint-Germain (2,35 in 127 Spielen) und sogar bei Borussia Dortmund (2,12 in 107 Spielen). Und, Achtung, nur ein bisschen mehr als bei seiner ersten Bundesliga-Station Mainz 05 damals (1,43 in 183 Spielen).

Sein Offenbarungseid in eigener Sache, dass er als Trainer keine Erklärung für die dauerhafte Formschwäche liefern kann, macht die Sache kompliziert: Eigentlich müssten die Bayern-Bosse an dieser Stelle die Reißleine ziehen. Wirtschaftlich wäre das ein Desaster: Sie hätte dann nicht nur den gefeuerten Großverdiener Nagelsmann bis 2026 auf dem Gehaltszettel, sondern auch Tuchel bis 2027.

Kein Ende der Tuchel-Falle in Sicht

Schlimmer noch: Superstar Harry Kane kam auch deshalb zu Bayern München, weil er Tuchels Arbeit aus der Premier League kannte und ihm eine auf ihn zugeschnittene Spielweise zugesichert hatte. Wie würde ihn ein neuer Trainer ausrichten? Bayern München kann sich keine Experimente leisten: Kane ist mit 100 Millionen Euro Ablöse das größte Investment der Vereinsgeschichte.

Ganz klar: Man kann nicht, bevor die Saison so richtig losgeht, die wichtigste Konstante der Kaderplanung aus der Rechnung rausnehmen: den Trainer. Nicht mal die Bayern können sich das leisten. Was sie sich selbst ankreiden müssen: dass das Vorstandstheater um Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic von wichtigeren Fragen ablenkte. Zuerst ließ man sie einen Erfolgstrainer feuern (Nagelsmann) und dann ihren Hut nehmen (Entlassung).

Wichtige Fragen wären gewesen: Wie bringt man Kimmich bei, dass er rechts besser aufgehoben ist als in der Mitte und dass seine Eckbälle Mist sind? Mit welchem Klassetorwart geht man in die Saison? Wer ist Abwehrchef: de Ligt oder Kim? Was macht Gnabry beruflich? Wo sind die Jungs aus der eigenen Jugend, die Druck machen? Warum kaufte man jetzt den alternden Kane für ein Vermögen und nicht den jungen Haaland vor einem Jahr?

Plötzlich steckt der Rekordmeister in der Tuchel-Falle. Bayern München verlor jetzt zweimal in Folge im eigenen Stadion gegen RB Leizpig – die Bullen wittern Morgenluft. Die letzte Meisterschaft holte Bayern nur, weil Borussia Dortmund zu dusselig für einen Heimsieg gegen Mainz 05 war. Tuchel zeigt aktuell keinen Weg aus dem Tal auf. Aber den Trainer tauschen? Dafür ist der Leidensdruck womöglich noch nicht groß genug.

Verwendete Quellen:

  • tz.de: Tuchels Katastrophen-Bilanz beim FC Bayern: Zahlen zeigen bitteren Nagelsmann-Vergleich
  • bild.de: Unter Nagelsmann war Bayern weiter
  • transfermarkt.ch: Profil Thomas Tuchel
  • feverpitch.org: Bayern-Krise, Teil 13: Warum zerlegt sich Tuchel selbst?

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