Der 18-jährige Nestory Irankunda gilt als großes Talent und soll beim FC Bayern zum Top-Spieler ausgebildet werden. Dass er überhaupt nach München kam, hat viel mit einem Foto aus einem Flüchtlingslager zu tun.

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Nestory Irankunda kann sich gut an den Moment erinnern, als er vom Interesse des FC Bayern München erfuhr. "Ich war gerade bei der Asienmeisterschaft, als ich die Nachricht erhalten habe, dass der FC Bayern interessiert ist. Es war wie eine Art Schock, als ich zum ersten Mal davon erfahren habe", erzählte er in einem Interview, das auf der Vereins-Webseite erschienen ist.

Der 18-Jährige brauchte eine gewisse Zeit, um die Offerte des deutschen Rekordmeisters wirklich zu realisieren. "Als ich mit den Funktionären gesprochen habe, konnte ich es immer noch nicht so richtig glauben. Erst nach einem weiteren Telefonat habe ich realisiert, dass es wahr ist", sagte er.

Auch wenn der Flügelspieler noch sehr jung ist, sorgte er bei Adelaide United bereits für ordentlich Aufsehen. Er absolvierte 55 Pflichtspiele in der australisch-neuseeländischen A-League, schoss 16 Tore und bereitete sechs Treffer vor. Er selber sagt über seine Spielweise: "Ich fühle mich auf der Flügelposition am wohlsten und bin sehr schnell und dynamisch. Zudem weiß ich, wie ich Tore schießen und meine Teamkollegen in Szene setzen kann."

Jochen Sauer, der Direktor für Nachwuchsentwicklung beim FC Bayern, ist von der Verpflichtung überzeugt: "Nestory ist ein extrem schneller Außenbahnspieler, dribbel- und abschlussstark und mit viel Zug zum Tor. Wir sind überzeugt von seinem Potential und davon, dass er bei uns die nächsten Schritte machen wird."

Schneller als jeder Spieler der Bundesliga

Tatsächlich ist seine Schnelligkeit eine Besonderheit. In einem Spiel in Australien wurde bei ihm eine Sprintgeschwindigkeit von 37 km/h gemessen. In der ganzen Bundesliga-Saison 2023/24 gab es keinen einzigen Spieler, der diese Geschwindigkeit erreichte. Die schnellsten Spieler waren Alphonso Davies vom FC Bayern und Eren Dinkci vom 1. FC Heidenheim mit jeweils 36,41 km/h.

In München soll das Ausnahmetalent behutsam aufgebaut werden und zunächst im Kader der 2. Mannschaft stehen, die in der Regionalliga Bayern spielt. Sollte er dort gute Leistungen erbringen, könnte er allerdings auch ganz schnell in der Bundesliga zum Einsatz kommen. Über seine kurzfristigen Ziele sagte er: "Ich will mich hier beweisen und zeigen, warum der Verein mich geholt hat. Ein Bundesliga-Spiel für diesen Club zu absolvieren, wäre natürlich ein großartiges Gefühl."

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Er begann als Verteidiger

Auch wenn er heute ein Offensivspieler ist, begann er seine fußballerische Laufbahn als Verteidiger. "Als ich jünger war, haben mich vor allem die Innenverteidiger sehr beeindruckt. Damals wollte ich unbedingt auf derselben Position spielen", erzählte er. "Ein paar Trainer haben in mir aber mein offensives Potenzial gesehen, dass ich Durchsetzungsvermögen habe und gut schießen kann. Daraufhin wurde ich weiter vorne in der Mannschaft eingesetzt."

Gewisse Tugenden von damals blieben ihm erhalten. "Das Grätschen im defensiven Zweikampf sowie die Leidenschaft auf dem Platz – das sind zwei Dinge, die ich seit meiner Jugend beibehalten habe."

Privat ist Irankunda ein Familienmensch, der sieben Geschwister hat. Vor allem seine älteren Brüder hatten einen großen Einfluss auf ihn: "Sie haben mich immer unterstützt und sind meine Inspiration. Ich habe ihnen beim Training und den Spielen immer zugeschaut, als ich noch jünger war. Wir hatten immer ein sehr gutes Verhältnis."

Im Flüchtlingslager geboren

Die Familie von Irankunda hatte keinen einfachen Start. Er selber wurde in einem Flüchtlingslager in Tansania geboren, nachdem seine Eltern vor den Unruhen in ihrer ostafrikanischen Heimat Burundi geflohen waren. Kurz darauf zog die Familie nach Australien.

Der junge Profi lebt den Traum, den sich sein Vater früher nicht erfüllen konnte. "Er hat eine sehr große Bedeutung in meinem Leben. Ich habe diesen Weg im Fußball auch seinetwegen eingeschlagen und habe meinem Vater sehr viel zu verdanken. Ich habe immer zu ihm aufgeschaut, es ist ein großartiges Gefühl, nun auch seinen Traum zu leben – und dafür möchte ich alles geben."

Kein Plan B: Hauptaugenmerk lag immer auf Fußball

Er selbst legte seinen Fokus komplett auf den Fußball, sodass er bereits im Alter von 15 Jahren in der 1. Liga in Australien debütierte. "Ich war nicht besonders gut in der Schule", verriet er gegenüber "aleagues.com". "Mein Hauptaugenmerk lag immer auf Fußball. Die Leute fragten mich immer: Was ist dein Plan B? Ich habe ihnen immer gesagt: Ich habe keinen Plan B. Das ist mein Hauptaugenmerk, und das ist es, was ich will."

Es gab mehrere europäische Vereine, die Interesse an ihm hatten. Dass er sich für den FC Bayern entschied, hing eng mit seinem Vater zusammen. Denn er war bereits Fan des deutschen Rekordmeisters, als er noch in Afrika lebte.

"Es gab natürlich Angebote von englischen Premier-League-Teams, aber mein Vater sagte, er sei Fan von Bayern", erzählte Irankunda. "Es gab ein Foto aus dem Flüchtlingslager, das er mir zeigte – von ihm im Trikot von Bayern München. Ich wollte meine Eltern und meinen Vater stolz machen. Also sagte ich sofort ja."

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