Ein echtes Spitzenspiel in der Bundesliga. Wer hätte das noch vor ein paar Wochen gedacht? Wegen der überraschenden Pleite des FC Bayern gegen den FC Augsburg vor zwei Wochen trennen den Rekordmeister und den Dauerrivalen Borussia Dortmund vor dem direkten Duell am Samstagabend nur ein Zähler.
Eigentlich kommt das Spiel für Borussia Dortmund zur rechten Zeit. Der FC Bayern hat sich nicht nur sportlich einen kleinen Durchhänger erlaubt, sondern steht auch neben dem Platz ziemlich im Feuer. Die Diskussion rund um Katar-Sponsoring, die auf der Münchner Jahreshauptversammlung eskalierte, die Dauerdebatte um ungeimpfte Spieler und nun auch noch die Covid-Erkrankung von Schlüsselspieler Josua Kimmich, der auch am Samstag fehlen wird.
Auf der anderen Seite feierte Superstar Erling Haaland nach längerer Pause zum passenden Zeitpunkt sein Comeback und traf am vergangenen Samstag gegen den VfL Wolfsburg sofort.
1. Dortmund versagen seit Jahren die Nerven
Fünfmal in Folge gewannen die Bayern zuletzt die direkten Duelle in der Bundesliga. Der bislang letzte Sieg gelang dem BVB im November 2018. Auch danach war man in der Tabelle häufiger dicht dran. Doch meistens setzte es danach recht klare Niederlagen. Dortmund wirkte dabei meist ziemlich gehemmt. In der Rückrunde der Vorsaison verspielten sie gar eine schnelle 2:0-Führung und verloren noch mit 2:4. So etwas setzt sich fest. Kleinere Rückschläge im Spielverlauf wirken sich so umso mehr aus. Vorteil Bayern.
2. Dortmund kann nicht nachlegen, Bayern schon
Beide Teams sind von Ausfällen und Verletzungen getroffen. Den Münchnern fehlen vor allem Kimmich, Sabitzer und Choupo-Moting. Beim BVB werden Reyna, Bellingham und Hazard schmerzlich vermisst. Dadurch können die Dortmunder offensiv keine echten Impulse von der Bank setzen. Nur wenn Trainer Rose mit Can, Dahoud und Witsel auf ein Trio im zentralen Mittelfeld setzen sollte, könnte mit Brandt oder Malen einer der aktuell gesetzten Offensivspieler herausrotieren.
Bei der Bayern ist das anders. Mit Musiala, Gnabry und Coman hat Nagelsmann sowohl personell als auch in der Ausrichtung die freie Auswahl neben den gesetzten Sané, Müller und Lewandowski. Auch defensiv kann er sich zwischen Süle und Pavard entscheiden und hat so immer eine Alternative von der Bank. In meist extrem intensiven Spielen zwischen dem FCB und dem BVB ist das ein enorm wichtiger Faktor. Treffen würde die Münchner allerdings ein kurzfristiger Ausfall von Leon Goretzka, der unter der Woche immer noch nicht voll trainieren konnte.
3. Lewandowski mit Wut im Bauch
Der Bayern-Stürmer muss niemandem mehr etwas beweisen. Doch es braucht nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen mit wie viel Extramotivation der polnische Ausnahmestürmer am Samstag in die Partie gehen wird. Die große Enttäuschung bei der Wahl zum Weltfußballer des Jahres, die überraschend Lionel Messi und nicht Lewandowski gewann. Und dann direkt in der Woche drauf das direkte Duell mit dem neuen Shining Star der Bundesliga Erling Haaland, den manche auf Grund seiner Wucht und seines Tempos bereits auf Augenhöhe oder einen Tick vor Lewandowski sehen.
Dass es sogar Gerüchte über ein Interesse des FC Bayern an dem Norweger gibt, kommt hier nur noch als Krönung hinzu. Lewandowski ist jemand, der immer auf hohem Niveau spielt, der aber durch ein Stück mehr Aggressivität sogar noch gefährlicher werden kann. Das hat er schon in der Vergangenheit mehrmals gezeigt. Die besten Voraussetzungen für eine Lewandoski-Gala im Topspiel.
4. Nur ein Viertel Heimvorteil
Die Entscheidung, die Zuschauerzahl in den Stadien auf Grund der aktuell dramatischen COVID-19-Fallzahlen drastisch zu reduzieren, trifft den BVB in dieser Situation sportlich hart. Die Atmosphäre in Dortmund ist einzigartig und kann gerade in kritischen Momenten einen Unterschied machen. Nur ein Viertel Heimvorteil reicht da nicht. Wiederum ein Vorteil für den FC Bayern.
Der Bundesliga würde ein Sieg der Dortmunder sehr gut tun. Mehr Spannung im Meisterschaftskampf ist das, was der Liga seit Jahren am meisten fehlt. Doch am Samstag wird es wieder Mal nicht dafür reichen. Es spricht fast alles für den FC Bayern.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.