Der FC Bayern München zog im DFB-Pokal mit dem SSV Ulm eines der schwersten Lose. Ein Blick in die jüngere Vergangenheit zeigt, dass der deutsche Rekordmeister gegen unterklassige Gegner durchaus scheitern kann. Diesmal ist die Gefahr besonders groß.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Oliver Jensen sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

Es gehört zum Anspruch des FC Bayern München, das Finale im DFB-Pokal zu erreichen und in Berlin die Trophäe zu gewinnen. Die Realität sah zuletzt allerdings anders aus. Nachdem Bayern zuletzt 2020 das Finale für sich entschieden hatte, folgte eine Blamage nach der anderen. In den vergangenen vier Spielzeiten scheiterten die Münchner dreimal in der 2. Runde und einmal im Viertelfinale.

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Selbst gegen unterklassige Gegner gab der FC Bayern im Pokal eine schlechte Figur ab. Anfang 2021 verlor die Star-Truppe um Thomas Müller in der 2. Runde im Elfmeterschießen gegen den damaligen Zweitligisten Holstein Kiel. In der zurückliegenden Saison unterlagen sie in der 2. Runde sogar dem Drittligisten 1. FC Saarbrücken mit 1:2.

Ebenfalls unvergessen: In der Saison 2021/2022 ließen sie sich in der 2. Runde von Borussia Mönchengladbach deklassieren und verloren mit 0:5. In der Saison danach erreichten sie immerhin die Runde der letzten Acht, verloren aber gegen den SC Freiburg trotz einer zwischenzeitlichen Führung mit 1:2.

Vincent Kompany, der neue Trainer des FC Bayern München, soll neben der Deutschen Meisterschaft möglichst auch den DFB-Pokal zurück die Landeshauptstadt holen. Doch die Stolpergefahr ist nicht zu unterschätzen. Der zugeloste SSV Ulm 1846 mag nach Provinzfußball klingen, ist aber eines der gefährlichsten Lose der 1. Pokal-Runde.

Während andere Mannschaften wie Borussia Dortmund oder Bayer Leverkusen es mit Gegnern aus der Regionalliga zu tun bekommen, muss der FC Bayern direkt gegen einen Zweitliga-Aufsteiger antreten. Ulm hat in der zurückliegenden Saison die 3. Liga dominiert und gewann mit zehn Punkten Vorsprung die Drittliga-Meisterschaft.

Ulm-Trainer Wörle trainierte neun Jahre die Bayern-Frauen

Hauptverantwortlich für diesen Erfolg ist ein Trainer, der den FC Bayern sehr gut kennt. Thomas Wörle trainierte von 2010 bis 2019 die Frauen-Mannschaft des FC Bayern. 2015 und 2016 gewann er die Deutsche Meisterschaft, 2012 den DFB-Pokal.

Der Aufstieg mit dem SSV Ulm in die 2. Liga ist allerdings eine viel größere Sensation, den erst ein Jahr zuvor hatte er die Mannschaft von der Regionalliga Südwest in die 3. Liga geführt. Wörle sagte dem SWR: "Wir sind gestartet als Aufsteiger, als einer der sicheren Absteiger, und spielen dann so eine Saison, so konstant in den Leistungen und so eng als Team."

Der 42-Jährige bekam in Ulm erstmals die Chance, sich im Herren-Fußball zu beweisen: "Es war immer mein Ziel, dass ich dahin komme. Und ich bin natürlich dankbar, dass ich das Vertrauen bekommen habe - ohne Zweifel. Du musst immer eine Chance kriegen, um zu zeigen, ob du etwas kannst. Was wir in Ulm alle gemeinsam auf die Beine gestellt haben in den letzten Jahre, ist schon Wahnsinn."

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Geschäftsführer Markus Thiele sagte über den Erfolg seiner Mannschaft: "Überragend, was da heute passiert ist. Vor allem auch der Weg, den wir gegangen sind. Wir haben vor drei Jahren vor 1.200 Zuschauern gespielt und jetzt stehen wir mitten in der 2. Liga. Das ist überragend."

Erst im Verlauf der Saison hatten Trainer und Spieler registriert, dass ein Durchmarsch in die 2. Bundesliga möglich sein könnte. Mittelfeldspieler Philipp Maier sagte: "Man hatte am Anfang der Saison vielleicht schon mal den Gedanken, dass es schon den einen oder anderen Aufsteiger gegeben hat, der direkt hoch ist, sodass man vielleicht in der Mitte mitschwimmt und zum Schluss den Run hat. Aber wir sind ja durchmarschiert."

Ulm wird im Spielrhythmus stecken, der FC Bayern noch nicht

Dass Ulm nun in der 1. Runde des DFB-Pokals (zwischen dem 16. und 19. August) auf den FC Bayern München trifft, dürfte für Fans und Verein das i-Tüpfelchen sein. Der Zweitligist hat den Vorteil, zu diesem Zeitpunkt bereits zwei Spieltage der 2. Bundesliga absolviert zu haben und im Spielrhythmus zu stecken.

Für die Bundesligisten hingegen ist das Erstrunden-Spiel im DFB-Pokal traditionsgemäß das erste Pflichtspiel der Saison. Das ist einer der Gründe dafür, warum sich viele Erstligisten in der 1. Runde des DFB-Pokals schwertun.

Für Kompany wird dies sogar das erste Spiel als Trainer des FC Bayern sein. Und dies nach einer komplizierten Saisonvorbereitung, weil viele Spieler aufgrund der Europameisterschaft erst spät zur Mannschaft stoßen.

Eine Pokal-Blamage wie in den vergangenen Jahren wäre der denkbar schlechteste Beginn als Trainer des FC Bayern.

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