Erst im Sommer 2016 war Georg Teigl zum FC Augsburg in die deutsche Bundesliga gewechselt. Davor hatte der Österreicher zweieinhalb Jahre lang für RB Leipzig gespielt. Diese Vergangenheit hat den 25-Jährigen nun auf unschöne Weise eingeholt. Von einigen FCA-Fans wird der eigene Spieler regelrecht gemobbt. Mit einem hässlichen Höhepunkt am vergangenen Wochenende.
Man kann nicht gerade behaupten, der Wechsel von Georg Teigl aus Leipzig nach Augsburg hätte sich für den Defensivspieler gelohnt. An den ersten fünf Spieltagen der Saison stand Teigl nicht einmal im Kader des FCA. Erst am sechsten Spieltag durfte er im Duell mit seinem Ex-Klub ran, als er zwölf Minuten vor Spielende für Ja-Cheol Koo eingewechselt worden war.
Teigl feiert mit den Fans von RB Leipzig
Für die Augsburger war das Gastspiel in Leipzig aufgrund der 1:2-Niederlage kein erinnerungswürdiges Ereignis, für Rückkehrer Teigl allerdings schon. Die gegnerischen Fans hatten seine Einwechslung mit viel Applaus und Sprechchören begleitet, weshalb sich Teigl nach dem Spiel bei den Leipziger Anhängern in der Kurve bedankt und - vielleicht etwas zu euphorisch - mit den RB-Fans gefeiert hatte. "Das war schön. Sie waren auf meiner Seite. Das tut der Seele gut", beschrieb Teigl später die in der Bundesliga ungewöhnliche Szene.
Teigls Verhalten hatte jedenfalls einige Fans beim FC Augsburg auf die Palme gebracht, zumal der FCA das Spiel verloren hatte. So war das fröhliche Wiedersehenszeremoniell in diesem Moment zweifellos etwas unglücklich. Was das Fass jedoch zum Überlaufen brachte, war die Tatsache, dass es gegen Deutschlands meistgehassten Fußball-Klub geschah.
RB Leipzig wird vor allem vom harten Kern der Fanszene und Fußball-Traditionalisten als Kunstprodukt des österreichischen Großunternehmers und Red-Bull-Besitzers Dietrich Mateschitz betrachtet, der das Leipziger Fußball-Projekt mit enormen Geldsummen finanziert. An Teigl hatte sich dieses Spannungsverhältnis nun lautstark entladen.
"Was Teigl nach dem Spiel gemacht hat, geht absolut nicht. Ich möchte diesen Kerl nie wieder in unserem Trikot sehen", schrieb ein wütender Anhänger im Fan-Forum des FCA. Ein anderer erklärte: "So eine Aktion von Teigl wird sich rächen. Mit der Ex die Niederlage seines neuen Teams zu feiern. Ich schätze damit hat es sich der Gute beim FCA komplett verscherzt."
Ultras adressieren Banner-Botschaft an Teigl
Der Fan sollte Recht behalten, Teigls Aktion rächte sich nun beim 1:1 im Heimspiel gegen den FC Schalke 04. In der Fankurve des FCA präsentierten die Ultras ein Banner mit der Botschaft: "Winterpause nutzen, Teigl abschieben." Ein Affront gegen den eigenen Spieler, den man beim FCA so nicht hinnehmen will.
Augsburgs Kapitän Paul Verhaegh kritisierte die Aktion scharf: "Das geht überhaupt nicht. Man kann einen eigenen Spieler nicht so angreifen, dafür habe ich kein Verständnis." Und auch Daniel Baier stellte sich demonstrativ hinter den Mannschaftskollegen und gab ihm Rückendeckung: "Georg ist ein Teil unserer Mannschaft, er hat alles dazu gesagt. Es muss nicht jeder seiner Meinung sein, aber wir sind eine Mannschaft, ein Verein. Ich finde es nicht gut, wenn gegen ihn Stimmung gemacht wird. Wir müssen alle in eine Richtung gehen."
Das sieht auch FCA-Manager Stefan Reuter so, der nach dem Spiel gegen Schalke betonte: "Es ist nicht zu akzeptieren, wenn unsere Fans Aktionen gegen die eigenen Spieler starten."
Es scheint, als formiere sich innerhalb der erzürnten Augsburger Fanszene auch tatsächlich Protest gegen den Protest. Die Mobbing-Aktion ist auch in den Fan-Foren ein großes Thema und die Resonanz durchaus kritisch: "Die Spruchbänder waren peinlich und beschämend. Wenn man damit einen Spieler der eigenen Mannschaft beschimpft, gehören sie auch verboten!", meint ein User.
"Ich bin auch kein Fan von Teigls Verhalten", argumentiert einer, "aber die Spruchbänder fand ich jetzt auch nicht viel besser". Das sieht auch User "Fanpower" so und erklärt: "Ja, eine tolle FCA-Familie, die einem jungen Kerl keine zweite Chance einräumt, der sicher einen Fehler gemacht hat und dafür wohl nun büßen muss, bis der Mob sein Ziel erreicht hat."
Die Fronten innerhalb der Augsburger Fanszene scheinen in diesem Thema verhärtet, denn es gibt auch weiterhin genügend Stimmen, die die Botschaft auf dem Transparent mittragen und erklären, Teigls Verhalten bleibe unentschuldbar. Man darf also davon ausgehen, dass sich die Wogen in Augsburg noch lange nicht glätten werden. Die Causa RB bleibt in der Bundesliga hochemotional.
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