• Karl-Heinz Rummenigge hat beim FC Bayern seinen Dienst quittiert.
  • Hinter ihm liegen vier Jahrzehnte im Dienste des Klubs, zahllose Erfolge - aber auch der eine oder andere Wirbel.

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Am Ende goss Karl-Heinz Rummenigge 40 Jahre im Dienst des FC Bayern in einen gekünstelten Satz. "Mia bleim mia", sagte Rummenigge bei seinem Abschied aus allen Ämtern mit dem wichtigen Zusatz, dass er bayerisch "ja nie gelernt" habe. Trotzdem wählte er eine Abwandlung des Vereinsmottos im entsprechenden Idiom. Dem Klub ist man eben bis zum letzten Tag verpflichtet.

Im Getöse um das deutsche Ausscheiden bei der Europameisterschaft endete an der Säbener Straße beinahe beiläufig eine der größten Karrieren. Rummenigge hatte am Mittwoch offiziell seinen letzten Arbeitstag, seit Donnerstagmorgen lenkt Oliver Kahn den Tanker FC Bayern.

Rummenigge beim FC Bayern: Spieler, Idol, Torschützenkönig, Funktionär

Damit endete für Rummenigge ein fast komplettes Arbeitsleben für den Rekordmeister: Von 1974 bis 1984 war Rummenigge Spieler, Idol, Torschützenkönig und am Ende Rekordtransfer der Bayern. Nach ein paar Jahren als aktiver Spieler im Ausland kehrte er 1991 zurück und wurde elf Jahre später Vorstandsvorsitzender.

Mit Rummenigge als Boss der FC Bayern München AG feierte der Rekordmeister seine erfolgreichste Periode überhaupt, unter anderem stehen zwei Triple (2013 und 2020) in den Geschichtsbüchern sowie die beispiellose Serie an deutschen Meisterschaften. Entsprechend huldigen ihn die Kollegen und seine Nachfolger beim FC Bayern.

Lobeshymnen für den erfolgreichen Bayern-Boss

"Karl-Heinz Rummenigge hat den FC Bayern maßgeblich geprägt, bereits als Stürmer, aber vor allem nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn, zunächst als Vizepräsident und von 2002 an als Vorstandsvorsitzender. Zusammen mit Uli Hoeneß formte er den FC Bayern zu einer der besten Adressen im internationalen Spitzenfußball - sportlich wie wirtschaftlich", wird Präsident Herbert Hainer zitiert.

"Karl-Heinz Rummenigge hat als Vorstandsvorsitzender mehr als 20 Jahre großartige Arbeit für den FC Bayern geleistet. In dieser Zeit hat der Verein alles gewonnen, was es zu gewinnen gab, seine Verdienste um den FC Bayern kann man gar nicht hoch genug bewerten", sagt Rummenigges Nachfolger als Vorstandsboss, Oliver Kahn.

Rummenigge der Kosmopolit, Hoeneß der Mann für die Basis

Rummenigge verkörperte bei den Bayern immer den polyglotten Weltbürger, der sich in vielen Gremien verdingt und seine Kontakte pflegt und spielen lässt. Damit war Rummenigge immer auch ein Gegenpart zum hemdsärmeligen Uli Hoeneß, der eher den Besuch im Bierzelt in Miesbach vorzog und sich an die Basis richtete. Während Rummenigge die großen Märkte im Blick hatte und als Multi-Funktionär entscheidend die Geschicke zumindest des europäischen Fußball direkt lenkte. Zumeist auch zum Vorteil des FC Bayern.

Rummenigge hat bei den Bayern und im globalen Fußball eine steile Karriere hingelegt. Fast so wie zuvor auch als Spieler. Aus dem westfälischen Lippstadt kam er Mitte der 70er Jahre nach München und zur erfolgreichsten Mannschaft Europas. "Rotbäckchen" haben seine Mitspieler ihn genannt, weil Rummenigge als Küken immer recht schüchtern agierte unter den Granden Sepp Maier, Frank Beckenbauer, Gerd Müller oder eben Hoeneß.

Aber schnell hatte er sich durchgesetzt in der Star-Truppe und wurde Ende der 70er Jahre dann selbst zum Star. Rummenigge wurde mit den Bayern je zwei Mal Deutscher Meister und Pokalsieger, holte ebenfalls doppelt den Pokal der Landesmeister und ein Mal den Weltpokal. Er wurde als Bayern-Spieler Vize-Weltmeister und Europameister.

Immer für einen Spruch gut

Im Finale von Rom gegen Belgien soll er vor dem entscheidenden Tor einem Fotografen zugeraunt haben: "Halt voll auf den Hrubesch drauf!" Tatsächlich zirkelte Rummenigge den folgenden Eckball direkt auf Hrubesch, der Deutschland zum EM-Titel köpfte. Vier Jahre später wechselte Rummenigge für die damalige Rekordsummer von elf Millionen D-Mark von den Bayern zu Inter Mailand - und rettete damit den finanziell schwer angeschlagenen Klub vor heftigen Turbulenzen.

Mit der Rückkehr stieg Rummenigge nicht wie andere verdiente Ex-Bayern-Stars in einem Ausbildungsberuf oder mit einer kleinen Aufgabe ein, sondern bekam gleich den Posten des Vizepräsidenten im e.V.

Verbal startete er mit einem ersten Tritt in den Fettnapf. "Kaiserslautern wird nicht Meister. Das wäre ja so, als wenn Michael Stich Wimbledon gewinnen würde." Wenige Wochen später war der 1. FC Kaiserslautern Meister und Michael Stich besiegte im Finale von Wimbledon Boris Becker.

Die verbalen Attacken, Scharmützel, manchmal auch Entgleisungen sollten ein treuer Begleiter bleiben. Rummenigge spulte tatsächlich das volle Programm ab, von harscher Kritik für Kontrahenten oder den wenig geliebten DFB, regelmäßigen Seitenhieben auf den ehemaligen Stadionpartner TSV 1860, Attacken gegen eigene Trainer wie bei Ottmar Hitzfeld oder Louis van Gaal, ein paar kruden Auftritten bei Jahreshauptversammlungen inklusive Gedichten und dem legendären "Vater Teresa vom Tegernsee"-Vergleich an Hoeneß‘ 60. Geburtstag bis zur Pressekonferenz vor knapp drei Jahren, die die Bayern mit Rummenigge an der Spitze völlig in den Sand setzten.

Der FC Bayern in anderen Händen

"Polemik scheint keine Grenzen mehr zu kennen. Das gilt für Medien, das gilt auch für Experten, und das gilt vor allen Dingen auch für Experten, die mal bei diesem Klub Fußball gespielt haben", sagte Rummenigge und zitierte dabei aus Artikel 1 des deutschen Grundgesetzes. Zusammen mit Hoeneß wurde er aber auch bei Teilen der eigenen Fans im Laufe der Jahre immer mehr zu einer janusköpfigen Figur. Die wirtschaftlichen Verbindungen des FC Bayern zu Katar hielt Rummenigge stets aufrecht und kam dann auf einer Rückreise aus dem Nahen Osten auch selbst mit dem Gesetz in Konflikt. Anhaben konnten ihm die kleinen und großen Verfehlungen aber nichts.

Karl-Heinz Rummenigge hat den FC Bayern zu dem gemacht, was er heute ist. Zumindest hatte er einen großen Anteil daran. Den für das Jahresende gewählten Rückzug hat er nun einfach um sechs Monate vorgezogen. "Wir schreiben das Ende des Geschäftsjahres, zugleich beginnt ein neuer Abschnitt mit einem neuen Trainergespann. Die neue Spielzeit sollte von Beginn an von Oliver Kahn als neuem CEO verantwortet werden - auch im Sinne der handelnden Personen und damit im Sinne der Zukunft des FC Bayern. Ich habe bereits vor zwei Jahren gesagt, dass wir einen umsichtigen Übergang planen, und der wird jetzt endgültig vollzogen. So soll es sein."

Mit Rummenigge verlässt nach Hoeneß und Karl Hopfner der Letzte der alten Riege die Kommandobrücke. Der FC Bayern ist nun auch offiziell in den Händen der neuen Macher - und für die ist die Verantwortung riesengroß.

Verwendete Quellen:

  • br.de: FC Bayern: Rummenigges letzter Tag als Vorstandschef
  • ran.de: Die besten Sprüche von Karl-Heinz Rummenigge
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