Nach dem 1:3 aus dem Hinspiel steht der FC Bayern München gegen den FC Porto gehörig unter Druck. Und mit ihm Pep Guardiola, der momentan ein bisschen zu viel Angriffsfläche bietet. Für den Trainer wird das Viertelfinale der Champions League zu einem echten Knackpunktspiel.

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Nach der Auslosung, als es noch die Über-Bayern und den kleinen Nischenverein FC Porto gab, lagen zwischen den beiden Klubs Welten. Vor dem Rückspiel im Viertelfinale der Champions League (Dienstag ab 20:45 Uhr bei uns im LIVE-Ticker sowie auf Sky und im ZDF), haben sich die Gegebenheiten grundlegend und für den FC Bayern München durchaus besorgniserregend verändert.

Es liegen nicht mehr Welten, sondern lediglich zwei Tore Differenz zwischen beiden Mannschaften. Und die müssen die Bayern erst mal aufholen.

Es ist die internationale Wettbewerbsfähigkeit, an der sich der deutsche Rekordmeister und sein Trainer Pep Guardiola Jahr für Jahr messen lassen müssen. Denn die heimische Bundesliga ist längst zu klein geworden für die Bayern. Highlight-Spiele in der der obersten deutschen Spielklasse sind eine Randerscheinung, es geht dann bestenfalls ums Prestige - aber nicht um die Meisterschaft.

Der FC Bayern München definiert sich über die Champions League

Es sind vielmehr die Momente in der Königsklasse, über die sich der Klub definiert und die vor einem Weltpublikum Beachtung finden. Die Niederlage in der abgelaufenen Saison gegen Real Madrid, dieses zerstörerische 0:4 zu Hause, gilt bis heute als einschneidendes Erlebnis für den Trainer.

In der mittlerweile fast zweijährigen Amtszeit Guardiolas an der Säbener Straße gab es genau zwei Knackpunktspiele: Jenes Rückspiel damals gegen Real und das Pokalfinale ein paar Wochen später gegen Borussia Dortmund. Guardiola eilt der Ruf voraus, einer der besten Trainer zu sein. Der Katalane ist stilbildend, eine Ikone, mit der sich der Klub gerne schmückt. Echten Stresstests wurde der Guardiola-Fußball mit den Bayern aber erst zweimal unterzogen, in eben jenen beiden Spielen.

Gegen Real hat sich Guardiola verzockt. Er hat sich am Rat seiner Spieler orientiert und seine Mannschaft viel zu offensiv ausgerichtet. Im Pokalfinale gegen den BVB hat er aus seinem Fehler gelernt und eine taktische Meisterleistung vollbracht. Garniert mit ein wenig Glück stand der Triumph im DFB-Pokal.

Und jetzt Porto, die Aufholjagd nach dem 1:3 aus dem Hinspiel. Im Estádio do Dragão wurden die Münchner von den aggressiven Portugiesen auf dem falschen Fuß erwischt - und ihr Trainer hatte keinen Plan B. Guardiola ist als Trainer noch nie vor einem Halbfinale in der Königsklasse ausgeschieden, er wird diese Herausforderung mit einigen Störfeuern im Hintergrund angehen müssen.

Ärger um Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt wirkt nach

Denn auch wegen der Personalie Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt steht Guardiola unter Druck. Der jüngste Ärger um den Rücktritt des langjährigen Vereinsarztes fällt auch auf ihn zurück. Zudem fehlen Guardiola immer noch seine herausragenden Individualisten und Teile der Fans werden ganz genau hinschauen, wohin der Weg ihres Mia-san-Mia-Klubs in den nächsten Wochen und Monaten führt und wie der Trainer sich in dieses familiäre Gebilde einbringt.

"Ich bin sehr stolz auf meine Spieler - egal, was am Dienstag passiert", sagte er am Samstag. Und weiter: "Ich werde die letzten Monate niemals in meinem Leben vergessen." Immerhin hat der Trainer im Hinspiel zahlreiche Erkenntnisse sammeln dürfen, die ihm im Hinblick auf eine erfolgversprechende Taktik helfen werden. Und er hat den zuletzt verletzten Bastian Schweinsteiger zurück. Und Philipp Lahm.

Der sagte am Montag: "Wir kommen weiter, weil wir einfach eine gute Mannschaft sind. Es gibt genügend Dinge, die uns Hoffnung machen. Ich mache mir keine Sorgen!" Und sein Kollege Thomas Müller bekräftigte noch einmal, dass "ein 2:0-Sieg gegen Porto jetzt kein fußballerisches Weltwunder sei."

Was geht im Kopf von Pep Guardiola vor?

Bei den Bayern blenden sie ein mögliches Scheitern gegen Porto aus. "Ich habe großes Vertrauen zu dieser großartigen Mannschaft, zu diesem großartigen Trainer", sagte Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge noch auf dem Bankett nach dem 1:3 in Porto. Sie werden sich trotzdem auch mit dieser Option beschäftigen müssen.

Rummenigge ist ein großer Bewunderer Guardiolas. Selbst bei einem Scheitern im Viertelfinale wird Rummenigge seinen Trainer nicht entlassen. Dafür hat der Katalane in München zu viel Kredit. Was im Kopf des Grüblers Guardiola vorgeht, hat Rummenigge aber nicht im Griff. Am besten schaffen die Bayern einfach den Sprung ins Halbfinale - dann haben sich jegliche Spekulationen ganz von selbst erledigt.

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