Giovanni Trapattoni hatte irgendwann die Nase voll und knöpfte sich zwei seiner Bayern-Stars vor. Heraus kam eine legendäre Brandrede. Das war 1998. 20 Jahre später könnte auch der angeschlagene Niko Kovac mal eine halten. Um sich zu befreien und Luft zu machen. Doch Kovac bleibt sich treu und ruhig. Ein möglicher Ausbruch bleibt im Ansatz stecken.

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"So langsam ist der Lolly ausgelutscht", hielt der Münchner Trainer in der Pressekonferenz vor dem Gastspiel des AEK Athen den anwesenden Journalisten vor. Leicht grollend. Die Journalisten sollten das "Hase-und-Igel-Spiel" einstellen.

Reservisten stiften Unruhe

Das sieht so aus: Kovac lässt Spieler A draußen. Spieler A beschwert sich darüber, wahlweise bei einem Vorgesetzten Kovacs, oder aber bei einem befreundeten Journalisten.

Der schreibt darüber. Kovac muss es kommentieren. Dann spielt Spieler A wieder, aber Spieler B muss zuschauen - und Spieler B rennt zum Vorgesetzten oder zur Presse. Und so weiter.

Eine neue Qualität erreichte dieses "Hase-und-Igel-Spiel" mit Lisa Müllers Instagram-Post. Mit dem kommentierte die Ehefrau von Thomas Müller beim 1:1 gegen den SC Freiburg die späte Einwechslung ihres Mannes in der 71. Minute.

Der "Fall Lisa Müller" ist erledigt

"Ich bin kein nachtragender Mensch", kommentierte Kovac den Zwischenfall, der medial so viel Aufsehen erregte, locker. "Für mich ist die Sache sofort erledigt gewesen."

Es war nicht das erste Störfeuer im Umfeld des meistbeäugten Fußballklubs Deutschlands, und auch nicht das letzte. "Jetzt gehen wir mal in die Antike", gab Kovac kurz Nachhilfe in der Geschichte von Intrigen. "Das hat es in Troja gegeben, bei Cäsar. Wir müssen zusammenhalten. Das ist der springende Punkt."

Das "Mia san mia" droht verlorenzugehen

Der FC Bayern München ist nicht nur stolz auf seine zahlreichen und anhaltenden Erfolge. Der Verein ist auch stolz auf seinen Zusammenhalt. "Mia san mia" lautet der bekannte Leitspruch des Rekordmeisters. Er schaffte es in gestickter Form sogar bis aufs Trikot, in den Nacken seiner Träger.

Für die Bayern ist seit vergangenem Sommer Niko Kovac verantwortlich. Mit wechselndem Erfolg. Das ist sein Problem. "Wenn die Familie auseinandergeht, wird es schwierig. Beim FC Bayern darf nichts dazwischenkommen. Jeder Einzelne ist verpflichtet, dass der Verein erfolgreich ist."

Kovacs Rechnung für den Befreiungsschlag

Nach Kovacs Rechnung würde es genügen, wenn "jeder Einzelne fünf Prozent" auf sein gegenwärtiges Leistungsvermögen draufpackte. "Dann kommen wir in der Summe wieder dorthin, wo wir in den ersten Spielen waren." Bis zum 5. Spieltag und dem Remis gegen Augsburg hatten die Bayern alle Spiele gewonnen.

Um daran aber wieder anzuknüpfen, müssten Tore fallen. Diese zu erzielen, fällt Kovacs Spielern auffallend schwer. "Im Moment müssen wir uns die Spiele hart erkämpfen. Ein Sieg mit drei oder vier Toren Unterschied würde den Knoten lösen."

Zuletzt gewannen die Bayern mit drei Toren Unterschied am zweiten Spieltag der Bundesliga beim VfB Stuttgart.

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