Ihre Vereinstreue, Begeisterung und Reiselust haben Eintracht Frankfurts Fans in ganz Europa bekannt gemacht. Sie werden aber auch gefürchtet. Erst recht nach dem, was in Neapel vorgefallen ist. Die geschockte Vereinsspitze distanziert sich davon, nimmt den eigenen Anhang aber auch in Schutz.

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Eintracht Frankfurts Vorstandsmitglied Philipp Reschke hat die Ausschreitungen vor und nach dem Champions-League-Spiel bei der SSC Neapel auf das Schärfste verurteilt.

"Wir bedauern die Vorfälle außerordentlich, die sich hier ereignet haben. Diese Gewalt ist durch absolut Nichts zu rechtfertigen. Wir mögen sie vielleicht alle befürchtet haben, aber sie ist und bleibt nicht hinnehmbar", sagte Reschke am Tag nach dem 0:3 und noch vor der Abreise der Mannschaft. "Das ist keine Sache, die hierhin gehört. Das können wir nicht gutheißen", kritisierte auch Frankfurts Sportvorstand Markus Krösche die Vorfälle.

Oliver Glasner verurteilt Gewalt, "egal wo und wann"

Trainer Oliver Glasner hatte sich nach dem Spiel ähnlich geäußert: "Ich verurteile jegliche Form von Gewalt und Kriminalität. Egal, wo und wann das passiert auf der Welt. Deshalb heiße ich das nicht gut."

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Die Gewalt, die sich bei Straßenschlachten rund um die Partie am Mittwochabend entfesselt hatte, habe weitreichende Auswirkungen. "Sie schadet dem Fußball, sie schadet Eintracht Frankfurt, und sie schadet unseren Bemühungen, uns für die Rechte aller Fans, die hier gerne ein Fußballspiel ohne Repressionen und Erlasse im Stadion gesehen hätten, einzusetzen", betonte Reschke.

Polizei: Neapels Fans haben jene aus Frankfurt angegriffen

Die Polizei habe dem Verein gegenüber zwar bestätigt, dass der Angriff in der Stadt von Neapel-Fans ausging. "Aber auch das rechtfertigt nicht, was sich danach auf beiden Seiten an Gewaltpotenzial entlud", kritisierte Reschke. Seinen Angaben zufolge habe es zumindest keine Verletzten gegeben. Dies habe die Polizei bestätigt.

Bei den Zusammenstößen warfen die Hooligans unter anderem Steine, Leuchtraketen, Tische und Stühle auf die gegnerischen Fans und auf die Polizei. Die Beamten setzten Tränengas ein. Ein Polizeiauto wurde in Brand gesteckt, etliche Außenbereiche von Bars und Restaurants verwüstet.

Frankfurts Schmähgesänge reizen Neapels Tifosi

Nach einer ersten Rekonstruktion italienischer Medien war die Lage am Nachmittag eskaliert, als Napoli-Fangruppen an der zentralen Piazza del Gesù Frankfurter Anhänger und Polizisten angriffen. Die Eintracht-Ultras waren zuvor gemeinsam durch die Stadt marschiert und hatten dabei provozierende Gesänge gegen Neapel angestimmt.

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Nach Angaben Reschkes seien in der Nacht drei Eintracht-Fans festgenommen worden. Laut italienischen Medienberichten soll es insgesamt sieben Festnahmen gegeben haben. Die Frankfurter Ultras seien nach den gewalttätigen Zusammenstößen bis zum Donnerstagvormittag großteils aus der Stadt gebracht worden. Die gewaltbereiten Fans wurden in der Nacht und am frühen Morgen mit Sonderbussen und unter Polizeischutz zum Flughafen von Neapel sowie nach Salerno und Rom gebracht.

Reschke: "Das Ticketverbot hat die Atmosphäre vergiftet"

Reschke übte zudem Kritik an den italienischen Sicherheitsbehörden, die durch das zuvor erlassene Ticketverbot für Eintracht-Fans zur Eskalation beigetragen hätten. Man habe dadurch Tausende Anhänger verprellt und die ohnehin schon angespannte Atmosphäre vergiftet. "Alles war vorbereitet und organisiert, vom Fan-Meeting-Point, über die Transporte etc. Diese Ordnung wurde gegen Improvisation und Chaos eingetauscht", sagte Reschke. "Das rechtfertigt nichts, aber es gehört mit zur Geschichte." (dpa/hau)

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