Gelsenkirchen - Radio Müller funkt wieder. Das Gefühl, gebraucht zu werden und in entscheidenden Momenten wichtig zu sein, kostete Thomas Müller in vollen Zügen aus und war entsprechend mitteilsam. Beim 5:1 (2:1) von Bayern München bei Schachtar Donezk in der Champions League auf Schalke war der Weltmeister von 2014 vieles: Torschütze des entscheidenden Treffers zum zwischenzeitlichen 2:1, spektakulärer Tor-Verhinderer, Animateur und der übliche Lausbub.

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Bestens gelaunt nach dem dritten Champions-League-Sieg der Bayern in Serie mischte sich der 35-Jährige feixend in ein Prime-Video-Interview mit Trainer Vincent Kompany ein. "Das war eine sehr inhaltliche Frage. Er wollte wissen, ob wir die Champions League gewinnen wollen, und ja, das wollen wir, aber es ist noch ein langer Weg", übersetzte Müller eine Frage an Kompany, die den Belgier verwirrt hatte.

Der Bayern-Coach war von Moderator Alexander Schlüter gefragt worden, wohin die Reise der Bayern noch gehe. "Welche Reise?", fragte Kompany verdutzt und Müller klärte in seiner unnachahmlichen Art auf.

Das "Finale dahoam" am 31. Mai in München ist das Sehnsuchtsziel aller Bayern. Nachdem dem Rekordmeister 2012 der Champions-League-Titel vom FC Chelsea im eigenen Stadion dramatisch entrissen wurde, soll es in diesem Jahr im Endspiel in der Allianz Arena der Titel sein. Für Müller, der schon 2012 auf dem Platz mit litt, könnte sein persönlich dann dritter Champions-League-Triumph der krönende Abschluss einer glanzvollen Karriere werden.

Kompanys Signale in Sachen Vertragsverlängerung

Der Vertrag des Vereins-Idols endet im Sommer. Wie es weitergeht, ist noch offen. Nach dem Sieg gegen Donezk am Dienstag sendete Kompany leichte Signale, die für eine gewünschte Vertragsverlängerung sprechen könnten. "Es war schon immer deutlich, dass er auch weiterhin eine sehr wichtige Rolle spielt für uns. Auch wenn er nicht mehr jede Minute spielt. Aber er ist immer noch ein Spieler mit einem großen Einfluss, nicht nur auf dem Platz", sagte Kompany.

Schachtar Donezk - FC Bayern München
Den Neuer-Vertreter Daniel Peretz schubste Müller (l) zum Feiern vor die Kurve. © dpa / David Inderlied/dpa

Nicht nur, aber auch. Gegen Donezk schoss Müller sein erstes Tor in der Königsklasse in dieser Saison. Damit hat die Bayern-Ikone inzwischen in 16 Champions-League-Saisons getroffen - die Bilanz eines Weltstars. "Sein Tor zeigt seine Qualität, die er immer in seiner Karriere hatte. Zum richtigen Moment am richtigen Platz zu stehen und dann ganz effizient auch das Tor zu machen", lobte Kompany Müller Aktion zum wichtigen 2:1 kurz vor der Pause (44. Minute) - Müllers erstem Tor überhaupt für die Bayern seit Anfang September.

Jubel über ungewöhnliche Rettungsaktion

Mehr noch als darüber freute sich Müller indes über eine Tat von ihm kurz nach dem Seitenwechsel, als er ein fast sicheres Tor von Donezk kurz vor der eigenen Torlinie mit der Fußspitze abwehrte (48.). "Das war besser als das Tor, das sage ich euch", feixte Müller anschließend. "So eine Rettungsaktion erlebt man als Offensiver nicht alle Tage. Das hat man mir, glaube ich, auch in den Augen angesehen, dass das richtig viel Spaß gemacht hat. Ich hatte eigentlich eine gute Sicht drauf und ich dachte: Jetzt klingelt’s. Und habe dann noch einen Fuß dran gekriegt."

Kompany fasste Müllers Auftritt auf und neben dem Platz mit den Worten zusammen: "Und dann ist da natürlich die Energie. Die Führung, die Leidenschaft." Wie wichtig Müller auch in der Kabine noch ist, zeigte sich auch nach Spielende, als er den Vertreter des verletzten Torhüters Manuel Neuer, Daniel Peretz, nach dessen ersten Champions-League-Spiel für die Bayern zum Feiern vor die Fankurve schubste.

Müller-Melancholie in der Arena auf Schalke

Müller selbst blickte beim gefühlten Heimspiel in der Arena auf Schalke, wo Schachtar wegen des Krieges in der Ukraine seine Champions-League-Heimspiele austrägt, ganz melancholisch durchs Stadion. "Es ist schön, hier zu sein", sagte er. "Das Stadion macht einfach Spaß. Auch wenn es mir lieber wäre, Schalke würde in der Bundesliga spielen."

Schachtar Donezk - FC Bayern München
Thomas Müller (l) bejubelt sein Tor zum 2:1 © dpa / David Inderlied/dpa

Zuletzt gewannen die Bayern achtmal in Serie in Gelsenkirchen und kassierten dabei nur ein einziges Gegentor. Ob Müller allerdings selbst bei einer Vertragsverlängerung in seiner Karriere noch einmal in den Genuss eines Bundesliga-Spiels auf Schalke kommt, ist mehr als fraglich: Aktuell kämpft der FC Schalke in der zweiten Bundesliga gegen den Abstieg.  © Deutsche Presse-Agentur

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