Bundesliga und 2. Bundesliga haben nach der Corona-Pause bereits zwei Spieltage hinter sich. Die 3. Liga setzt ihren Spielbetrieb am 30. Mai fort. Die Regionalligen dürfen nach Beschluss des DFB über die Fortsetzung ihrer Saison selbst entscheiden.

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In der 1. Bundesliga und 2. Bundesliga rollt der Ball bereits seit zwei Spieltagen wieder. In der 3. Liga wird es trotz heftiger Diskussionen zwischen den Klubs am 30. Mai weitergehen. Was aus den fünf Regionalligen wird, ist ungewiss. Der DFB hat die Entscheidung darüber in die Hände der Landesverbände gelegt.

Das Präsidium des Norddeutschen Fußballverbandes hat sich dazu entschlossen, die laufende Saison nach dem 25. Spieltag abzubrechen. Der Tabellenführer VfB Lübeck soll in die 3. Liga aufsteigen. Absteiger soll es keine geben. Die offizielle Entscheidung aber obliegt einem außerordentlichen Verbandstag im Juni.

Die Regionalliga Nord soll geteilt werden

Dann wird auch der Plan zur Sprache kommen, die Regionalliga Nord ab der kommenden Saison in zwei Staffeln zu je elf Mannschaften zu teilen. Darüber berichtete die "Kreiszeitung Syke". Angesichts von 22 Teams drohten den Vereinen ohne eine geographische Aufsplittung der Liga 42 Saisonspiele. Michael Weinberg, Sportvorstand des BSV SW Rehden, schloss diese Lösung für seinen Verein bereits aus: "Wir werden definitiv keine 42 Saisonspiele bestreiten."

Abbruch im Südwesten: Saarbrücken soll aufsteigen

Auch die Saison in der Regionalliga Südwest soll nicht fortgesetzt werden. Entsprechend äußerten sich deren Klubs bereits am 12. Mai im Rahmen einer Video-Konferenz. Analog zum VfB Lübeck stiege somit Pokal-Halbfinalist 1. FC Saarbrücken als Abbruch-Meister in die 3. Liga auf.

"Das war ein ganz wichtiger Beschluss für den 1. FC Saarbrücken", sagte nach Information des Saarländischen Rundfunks Adrian Zöhler, der Vizepräsident des Saarländischen Fußballverbands. "Ich freue mich sehr, dass der Beschluss so eindeutig getroffen wurde", kommentierte Zöhler die Entscheidung des DFB.

Regionalliga-Fußball ist per se ein hartes Geschäft. Die Klubs generieren die große Mehrheit ihrer Einnahmen über Ticketverkäufe und Sponsoring. Wirtschaftliche Turbulenzen können die Vereine rasch in den Ruin treiben. Die Zahl der Insolvenzen und Lizenzentzüge in den Regional-, aber auch Verbandsligen steigt Jahr um Jahr.

Die Coronakrise stellt die Regionalligen vor eine unerwartete Mammutaufgabe. Seit März rollte kein Ball mehr, das Training ist bei den meisten Klubs bis auf Weiteres ausgesetzt. Doch nicht nur die Vereine selbst müssen schauen, wo sie bleiben.

"Unsere Spieler kämpfen auch um ihr finanzielles Überleben", berichtete kürzlich Wolfgang Wolf. Der langjährige Bundesligatrainer ist mittlerweile beim 1. FC Lokomotive Leipzig als Sportdirektor und Interimscoach tätig.

Dunkle Zeiten für Spieler

Die Probstheidaer konnten mit dem Verkauf von Eintrittskarten für ein virtuelles Fußballmatch kürzlich über 160.000 Euro einnehmen und sich zugleich über das Vertrauen vieler Sponsoren freuen, die trotz wirtschaftlicher Unsicherheit zu Lok halten. Allerdings sieht Wolf dunkle Zeiten auf viele Spieler zukommen.

In der Regionalliga haben die meisten nur Einjahresverträge, die diesen Sommer auslaufen. "Es wird eine Spielerschwemme geben", glaubt Wolf. "Ein Spielerangebot im Sommer wie nie zuvor."

Deshalb wird es für viele auch finanziell noch schwieriger, weil in diesem Kampf um Kaderplätze und aufgrund der wirtschaftlichen Situation die Gehälter eher noch sinken. Die Spieler leben sowieso schon nur von Monat zu Monat, von Gehaltsüberweisung zu Gehaltsüberweisung.

Kein Training möglich

Aktuell können sich die meisten von ihnen nur zu Hause fit halten. Weil viele auf "Kurzarbeit Null" gesetzt wurden, ist es den Vereinen offiziell auch nicht erlaubt, Anweisungen an die Spieler zu erteilen.

Mannschaftstraining ist aufgrund der Restriktionen im Zuge der Coronakrise nicht möglich. Die Entscheidungshoheit liegt in diesem Fall bei den Kommunen. Die Regionalligisten sind aus rechtlicher Sicht Amateurvereine, auch wenn sie über professionelle Infrastrukturen und zuweilen auch Vertragsprofis verfügen.

Würden sie also die Erlaubnis zum Mannschaftstraining erhalten, könnte jeder Bezirks- oder Kreisligist dieses Recht auch einfordern. Aus diesem Grund hatte sich etwa die Regionalliga Nordost darauf geeinigt, nur zu einem gemeinsamen Zeitpunkt wieder mit dem Training zu beginnen.

Allerdings erhielt Energie Cottbus eine nur für sich gültige Ausnahmegenehmigung von der Stadt Cottbus. An anderen Standorten ist deshalb von "Wettbewerbsverzerrung" die Rede.

Meister via Quotientenregelung

Ob die Regionalligen jedoch unter den aktuellen Voraussetzungen überhaupt den Spielbetrieb wieder aufnehmen könnten, erscheint unwahrscheinlich.

Aus Cottbus und anderen Klubs ist zu hören, dass viele Wettbewerber schlicht nicht die baulichen, infrastrukturellen und personellen Voraussetzungen haben, um ein Hygienekonzept wie jenes der DFL umzusetzen, selbst wenn es auf die Größe der Regionalliga herunterskaliert werden würde.

Zudem seien die "Tests kostentechnisch für uns nicht machbar", wie etwa Wolfgang Wolf berichtet. Für seinen Verein Lok Leipzig könnte die Coronakrise noch glimpflich enden. Aktuell sieht es so aus, als würde der Traditionsverein an einer Aufstiegsrunde um ein Ticket für die 3. Liga teilnehmen können.

Die Mehrheit der Nordost-Klubs ist dafür, über eine Quotientenregelung die Tabelle zu ermitteln. Damit wäre Lok Leipzig Meister.

Gegenwehr kommt vom derzeitigen Tabellenführer Altglienicke, der bei identischer Punktzahl ein Spiel mehr als Leipzig hat. Auch Cottbus ist gegen eine Quotientenregelung. Altglienicke möchte gern ein "Meister-Finale" gegen Lok, Cottbus präferiert Playoffs.

Bei einer Umfrage innerhalb der Nordost-Staffel stimmten 80 Prozent für einen vorzeitigen Abbruch. Ein Hauptgrund ist auch, dass Geisterspiele nicht lukrativ sind. Anders als die 3. Liga erhalten die Regionalligen keine nennenswerten TV-Gelder und sind stattdessen auf Ticketverkäufe angewiesen.

Wie sieht es in Bayern und im Westen aus?

In der Regionalliga Bayern sorgt gerade der Tabellenführer Türkgücü München für Schlagzeilen. Eigentlich liegt der Aufsteiger nach einer grandiosen Saison mit neun Punkten vor dem Rest des Feldes. Wegen der Coronakrise und einer offenen Stadionfrage stellte der Geschäftsführer aber jüngst den Aufstieg infrage. Neben Türkgücü hat nur der zweitplatzierte 1. FC Schweinfurt eine Drittligalizenz beantragt.

In der Regionalliga West ist die Situation am unübersichtlichsten. Nahezu alle Vereine sind für einen Saisonabbruch. Aber wer am Ende an einer Aufstiegsrunde teilnehmen kann, ist komplett unklar.

Der souveräne Tabellenführer SV Rödinghausen hat keine Lizenz für die 3. Liga beantragt. Der zweitplatzierte SC Verl hat im ersten Anlauf keine Lizenz erhalten. Rot-Weiß Essen hat nach der Abmeldung der SG Wattenscheid Punkte verloren, läge aber sonst vor Verl.

Essen und das viertplatzierte Rot-Weiß Oberhausen würden gerne gegeneinander in einer Finalrunde antreten und den Sieger anschließend gegen Verl spielen lassen.

Verwendete Quellen:

  • Twitter-Posts von Lok Leipzig zum Ticketverkauf für das virtuelle Match
  • Bericht des RBB zur Fortsetzung des Trainings bei Energie Cottbus
  • Bericht der Süddeutschen Zeitung zu Türkgücü München
  • Bericht von Sportbuzzer zum Streit in der Regionalliga Nord
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