Nur fünf Tage liegen zwischen der Europawahl am vergangenen Sonntag und dem Beginn der Heim-EM am Freitag. Die guten Wahlergebnisse für die AfD haben eine Relevanz für das anstehende Turnier. Wegschauen ist keine Option.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Mara Pfeiffer dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Was wäre ein besseres Bild, um die inhaltliche Nähe von Fußball und Politik zu verdeutlichen, als die Europawahl so kurz vor Beginn der Heim-EM? Und was bedeuten ihre Ergebnisse hier in Deutschland für diese vier Wochen – und natürlich auch für die Zeit danach? Es sind Fragen, die sich unsere Gesellschaft zum Auftakt dieses Turniers zwingend stellen muss.

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Eine erschlagende Diskrepanz ist das: Auf der einen Seite die hohen Stimmenanteile für eine Partei, die alles brutal ausschließen will, was nicht ihrer Definition von Deutschsein entspricht. Eine Partei, die Hass sät, Unwahrheiten verbreitet und Ressentiments schürt, die Menschen fremd liest und aus diesem vermeintlichen Fremdsein eine negative Wertung ableitet.

Auf der anderen Seite der Versuch, sich vor der EM als weltoffenes Land zu präsentieren für die zu erwartenden Gäste. Zu betonen, wie viel wir als Gesellschaft allesamt gewinnen durch das Miteinander von Menschen unterschiedlicher Hintergründe und Geschichten, Religionen, Begeisterungen und Herkünfte. Als wäre das nur wahr während des Turniers. Und dann?

Framing von Unterschieden als Problem

Es ist ein schmaler Grat, der sich da auftut. Auf der einen Seite Menschen, die das Bedürfnis nach einem Patriotismus im Sport verspüren und sich dagegen wehren, dass dieser nun mal immer auch die Tür einen guten Spalt öffnet für all das, was dahinter lauert. Eine Einteilung nämlich von Menschen und Ländern in gut und schlecht, in "Wir, hier" und "Die, die hier nichts verloren haben", den Blick auf Unterschiede als Problem lenkend, statt auf Bereicherung.

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Auf der anderen Seite Menschen, die ihre Heimat hier fühlen und verstehen, richtigerweise. Die aber reale Angst verspüren durch das, was die Wahlergebnisse widerspiegeln. Für die nun jeder Schlachtruf im Stadion einen bedrohlichen Unterton hat. Weil sich mal wieder in einer unerbittlichen Klarheit gezeigt hat, es gibt Menschen, die sich herausnehmen, ihnen zu sagen, sie gehörten hier nicht her. Und weil die Unverfrorenheit, mit der solche Aussagen inzwischen vermehrt getroffen werden, die Lässigkeit, Ängste auslöst vor dem, was noch kommt.

Was genau ist Fußball-Patriotismus?

Nein, es geht nicht darum, Menschen den Spaß am Fußball zu nehmen, an diesem Turnier. Es geht nicht darum, Menschen das Jubeln zu verbieten und die Freude an Siegen des deutschen Teams. Es geht um die Frage: Wie schaffen wir Umfelder, in Stadien und Städten, die sich nicht als Bedrohung anfühlen? Wie verhalten wir uns, wenn der sogenannte Fußballpatriotismus umschlägt und andere beleidigt, diskriminiert und bedroht werden?

Wenn dieses Land ein Fußballfest feiern möchte, muss die Zivilgesellschaft wachsam sein und auf ihre Mitglieder achten. Dann müssen Menschen aufstehen und laut Grenzen aufzeigen, wenn andere diese verbal oder körperlich überschreiten. Müssen Ängste ernst genommen werden und müssen die Reaktionen darauf entschieden sein. Wenn das gelingt, wäre es das wahre Sommermärchen.

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