Ein halbes Jahr ist Bastian Schweinsteiger nun schon bei Manchester United. Es waren sechs Monate zum Vergessen. Hat sich der Nationalspieler mit dem Wechsel seine Karriere verbaut?

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Bastian Schweinsteiger hat die Geschichte, als sein Wechsel zu Manchester United bekannt wurde, ja gerne erzählt: Dass er schon als Kind ein Trikot von Manchester United getragen habe.

Und dass er seine geliebten Bayern nur für diesen englischen Traditionsklub verlassen würde, der obendrein von seinem großen Förderer, Louis van Gaal, trainiert werde. Es passte also eigentlich alles.

Es passt überhaupt nichts

Nun ist ein halbes Jahr vergangen und bei Bastian Schweinsteiger und Manchester United passt überhaupt nichts. Das sieht auch Englands Fußball-Idol Gary Lineker so, der den Weltmeister in der neuen Ausgabe der "Sport Bild" für als "im Moment nicht gut befindet".

Manchester United, ein Klub, der über finanzielle Möglichkeiten wie nur wenige andere auf der Welt verfügt, ist in der Champions League schon nach der Gruppenphase ausgeschieden.

In der Premier League belegt die Mannschaft nach 16 Spielen Platz vier. Am Wochenende verlor ManUnited sogar bei Aufsteiger AFC Bournemouth mit 1:2 (1:1).

Nun ist man hinterher immer schlauer. Aber nach sechs Monaten wird sich Schweinsteiger die Frage gefallen lassen müssen, ob der Wechsel nach Manchester die richtige Entscheidung war.

Bisher spricht fast alles dagegen. Denn es ist nicht nur die Mannschaft, die nicht in die Gänge kommt.

Es ist auch explizit Schweinsteiger selbst, der seine ihm zugedachte Rolle als Taktgeber des Spiels nicht zufriedenstellend ausfüllt.

Einer der am meist beachteten Blogs auf der Insel stammt von Guardian-Autor Gregg Bakowski.

Der Journalist schrieb nach der 2:3-Niederlage von ManUnited in der vergangenen Woche gegen den VfL Wolfsburg in der Champions League, dass Schweinsteiger auch verpflichtet worden sei, weil er einen kühlen Kopf bewahre, wenn andere gerne mal die Nerven verlieren.

"Schweinsteiger verliert die Nerven"

Doch der 31-Jährige gebe der Mannschaft keinen Halt, so Bakowski. "Es wirkt vielmehr so, als verliert vor allem Schweinsteiger die Nerven."

Diese These unterfütterte der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft durch seine Tätlichkeit im Spiel gegen West Ham United, für die er nachträglich für drei Spiele gesperrt wurde.

Aber mehr noch als dieser eine Aussetzer nährte Schweinsteigers Gesamtauftritt im Trikot von Manchester United die Zweifel, die es schon vor seinem ersten Spiel im Old Trafford gegeben hatte.

Zu alt und zu langsam sei Schweinsteiger für die rasend schnelle Premier League, prognostizierten Beobachter.

Selbst Franz Beckenbauer bezeichnete den Wechsel von Schweinsteiger als "mutig". Es gab aber auch andere Stimmen, vor allem aus Manchester.

Die Fans des Klubs hatten sich gefreut auf den Weltmeister, und sie mögen Schweinsteiger auch jetzt noch - trotz mäßiger Leistungen. In England werden Spieler mit großer Vergangenheit mit viel Respekt von Seiten der Anhänger behandelt.

Louis van Gaal kritisiert Bastian Schweinsteiger scharf

In den Niederlanden ist das vermutlich anders. Vielleicht aber stellt der Holländer Louis van Gaal nur eine Ausnahme dar.

Der nämlich kritisierte den Deutschen mehrfach. Schweinsteiger hätte in jedem Spiel besser spielen können, sagte der 64-Jährige vor wenigen Wochen.

Und nach der Niederlage gegen Wolfsburg war van Gaal der Ansicht, dass er nicht den Schweinsteiger aus seiner Zeit in München auf dem Platz gesehen habe.

Es ist ein merkwürdiges Verhältnis zwischen Trainer und Spieler. Unter van Gaal mauserte sich Schweinsteiger bei Bayern München zur Führungskraft.

Auch deshalb wollte der Trainer seinen einstigen Musterschüler unbedingt haben, und andersherum wollte der Musterschüler Schweinsteiger unbedingt zu seinem Mentor, der ihn groß gemacht hatte.

Louis van Gaal geht auf Distanz

Inzwischen aber ist eine Menge passiert. Van Gaal geht auf Distanz zu Schweinsteiger.

Es wirkt so, als würde der Niederländer in der Krise einknicken und die Schuld auf andere abwälzen wollen. Vielleicht aber ist das Thema van Gaal bei ManUnited ohnehin bald erledigt.

Der Niederländer beging den fatalen Fehler, die Fans zu rüffeln. Diese lebten in der Vergangenheit, hätten zu hohe Erwartungen, sagte er. Das Problem ist nur, dass hohe Erwartungen mit einem Engagement bei Manchester United einhergehen.

Das ist auch Bastian Schweinsteiger bewusst. Doch wer weiß, vielleicht wendet sich für ihn bei Manchester United noch alles zum Guten. Womöglich ja mit einem anderen Trainer.

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