Für den portugiesischen Superstar gibt der italienische Meister aus Turin rund 400 Millionen Euro aus - ein sehr teures und riskantes Geschäft. Doch die "Alte Dame" hofft auf einen einmaligen Boom durch Cristiano Ronaldo und sprudelnde Einnahmen, unter anderem durch Trikotverkäufe und eine neue internationale Strategie.
Cristiano Ronaldo hat sich für Juventus Turin entschieden, sein nächstes Projekt. "Das ist einer der größten Klubs in der Geschichte des Fußballs", sagte der 33-Jährige bei seiner Vorstellung in Turin.
Für die "Alte Dame" ist er natürlich der teuerste Spieler der Vereinsgeschichte. Rund 400 Millionen Euro lässt der Klub sich den Ronaldo-Deal kosten. 117 Millionen Euro Ablöse, ein Gehalt, das netto bei 30 Millionen Euro pro Jahr liegt, zusätzlich Beraterkosten.
Eine gigantische Summe für Juve - immerhin sind die Italiener finanziell und sportlich von Real Madrid oder Manchester United - den beiden letzten Klubs des Superstars - ein Stück entfernt.
Die Belegschaft von Fiat protestierte schon. Juve-Präsident Andrea Agnelli ist Eigentümer von Fiat-Chrysler. "Wir sind die, die dich bezahlen", schreiben Arbeiter auf Plakate mit Foto von
"Es ist nicht hinnehmbar, dass Fiat seinen Arbeitern seit Jahren enorme Opfer abverlangt, und dann Hunderte Millionen für einen Fußballer ausgibt", argumentieren Betriebsräte des Werks in Melfi, Süditalien.
Der Ronaldo-Deal: Ein gigantisches Marketing-Projekt
Doch für Juventus Turin steckt mehr dahinter. Mit Ronaldo haben sie nicht nur einen teuren Fußballer verpflichtet. "Es gibt keinen Spieler, der so eine Strahlkraft hat wie Cristiano Ronaldo", sagt Marketingexperte Jan Freythaler, Projektleiter der offiziellen Online-Stores der FIFA und UEFA Champions League.
Der Marketing-Effekt hinter dem Ronaldo-Deal ist unglaublich: Juventus strebt drei Millionen verkaufte Ronaldo-Jerseys für die Saison an. "Das halte ich nicht für komplett ausgeschlossen", schätzt Freythaler ein.
Ein Authentic Trikot - eines, wie es die Stars auf dem Spielfeld tragen - kostet im Juventus-Fanshop 137 Euro. Ein Großteil der Einnahmen geht an Ausrüster Adidas, dennoch insgesamt eine enorme Summe für den Verein.
Juventus Turin baut Internationalisierung aus
Freythaler kennt den Ronaldo-Effekt: Von zehn handsignierten Merchandise-Artikeln im UEFA-Fanshop würden fünf von Ronaldo verkauft, drei von Messi und zwei von allen anderen Spielern. Der Portugiese ist eine weltweit bekannte Marke, mit der Juventus eine neue Internationalisierungsstrategie fährt.
"Cristiano Ronaldo eröffnet für Juventus Turin den globalen Fußballmarkt. Der Verein erfährt eine andere Wahrnehmung. Einen Spieler wie Cristiano Ronaldo gab es in den vergangen 15, 20 Jahren nicht in der Serie A", erklärt Freythaler.
Das mache den Verein in den USA oder China noch bekannter und beliebter, in Ländern, in denen der Lifestyle-Faktor des Fußballs hoch ist. Auch für andere europäische Top-Klubs immer wichtiger, allen voran Paris Saint-Germain, Real Madrid und Manchester United.
Der Champions-League-Sieg: Sportlicher und finanzieller Jackpot
Bei allem Glamour - Cristiano Ronaldo ist einer der besten Spieler, wenn nicht der beste Fußballspieler der Welt. Freythaler: "Man darf den Deal nicht nur auf den Marketing-Effekt reduzieren, denn Ronaldo hat auch sportlich große Ambitionen."
Das erklärte Ziel sangen die Fans bereits bei Ronaldos Ankunft in der Stadt. "Cristiano, bring uns die Champions League". Sollte der Rekordtorschütze der Königsklasse (insgesamt 120 Treffer im Wettbewerb) den lang ersehnten Titel tatsächlich holen, wären einige zusätzliche Millionen garantiert.
Abschreckung der eigenen Fans: Die Risiken des Deals
Der Deal birgt allerdings Risiken. Werden langjährige, treue Juve-Fans durch den neuen Glamour-Faktor verschreckt? Gehen sie bald nicht mehr ins Stadion? "Man kann sich sicher sein, dass für Jahre alle Plätze im Stadion belegt sein werden", schätzt Freythaler.
Dabei könne es dem Verein gleich sein, ob der Platz von einem treuen Fan oder von einem neugierigen Touristen belegt sei. Letztere könnten Juve lieber sein, da sie tendenziell mehr Geld für Merchandise ausgäben.
Doch jenes Geld fließt auch nur, solange Cristiano Ronaldo überzeugt. Nachhaltig wird der Ronaldo-Effekt sein, da ist sich auch Freythaler sicher. Fragt sich nur, wie nachhaltig. Immerhin ist der Stürmerstar bereits 33 Jahre alt.
Andere Weltstars seines Alters, etwa Bastian Schweinsteiger, Zlatan Ibrahimovic, Andres Iniesta, kicken in Asien und den USA. Ronaldo ist mit dem dreifachen Champions-League-Sieg in den vergangenen drei Jahren und dem Europameister-Titel 2016 auf dem Zenit seiner Karriere - und könnte Juve durchaus zu mehr verhelfen.
Wie Ronaldo schwimmt Juventus auf dem Kamm der Welle. Fragt sich nur, wie lange.
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