Sam Kerr und ihre Partnerin Kristie Mewis erwarten ein Kind. Voller Vorfreude postete der australische Stürmer-Star des FC Chelsea die schöne Nachricht in den sozialen Medien. Doch Kerrs und Mewis' Freude wollten nicht alle teilen, schnell wurde homophober Hass unter den Postings der Spielerinnen und ihrer Vereine ausgekübelt. Und damit zeigt sich leider auch: Der Fußball ist an vielen Stellen einfach doch noch nicht so weit, wie er gerne wäre.

Eine Analyse
Dieser Text enthält eine Einordnung aktueller Ereignisse, in die neben Daten und Fakten auch die Einschätzungen von Sabrina Schäfer sowie ggf. von Expertinnen oder Experten einfließen. Informieren Sie sich über die verschiedenen journalistischen Textarten.

"Das Kerr-Mewis-Baby kommt 2025!" – Australiens Fußball-Superstar Sam Kerr und ihre Partnerin, Kristie Mewis, ebenfalls Profi-Fußballerin, erwarten ein Baby und teilen das – wie heutzutage üblich – in den Sozialen Medien. Nun könnte man darunter vieles kommentieren: Zum Beispiel, dass dem Kind das Fußballtalent wohl buchstäblich in die Wiege gelegt wird; oder ein einfaches "Herzlichen Glückwunsch". Oder man kommentiert einfach gar nichts, weil es zwar eine schöne Nachricht ist, diese aber die wenigsten Menschen in ihrem Alltag irgendwie beeinflussen wird.

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Doch leider kommt vielen Menschen, sobald sie X oder ein anderes Soziales Medium öffnen, die gute Kinderstube abhanden und so kübelten Tausende sogenannter Fußballfans und andere Trolls ungefiltert ihren homophoben Hass über Kerr, Mewis und ihrem ungeborenen Kind aus.

Fußball-Influencer mit homophobem Post

UTD Trey gehört mit 1,2 Millionen Followern zu den größten Fußball-Influencern bei X. "Ich komme irgendwie nicht darauf klar, wenn Homosexuelle die Möglichkeit bekommen, Kinder aufzuziehen, du hast dir buchstäblich eine Sexualität ausgewählt, die das unmöglich macht", schreibt da also dieser Meinungsmacher im Fußball als Kommentar zu den Baby-News von Kerr und Mewis.

Eine vor Homophobie strotzende Aussage, die auch noch fälschlicherweise davon ausgeht, dass sich irgendjemand seine Sexualität aussuchen könnte. Inzwischen hat er seinen Post wieder gelöscht, viele seiner Follower und Fans dürften sich dennoch in ihren Ansichten bestätigt gesehen haben.

Der Hass, der sich in den Kommentaren unter dem Baby-Post des FC Chelsea (Kerrs Verein) und von West Ham Utd (Mewis' Verein) sammelte, wurde schließlich so schlimm, dass Chelsea den Post löschte und am Dienstag ein Statement zu den "untragbaren und hasserfüllten homophoben Kommentaren" herausgab: "Diskriminierung hat keinen Platz in unserer Gesellschaft und wir werden keinerlei Misshandlung dulden, die sich gegen unsere Spielerinnen, Mitarbeiter oder Fans richtet."

Die Kommentarfunktion unter dem Posting von West Ham ist inzwischen abgeschaltet.

Chelsea-Trainerin ist fassungslos

Chelsea-Trainerin Sonia Bompastor zeigte sich auf der Pressekonferenz vor der anstehenden Champions-League-Partie gegen Celtic fassungslos: "Es ist völlig verrückt für mich zu verstehen, wie Leute so reagieren können." Sie wolle sich lieber auf das Positive konzentrieren und "Sam und Kristie all meine Unterstützung geben. Wir sind sehr stolz und freuen uns sehr für sie."

Auch Englands Nationaltrainerin Sarina Wiegman äußerte sich im Rahmen ihrer Kaderbekanntgabe für die anstehenden Spiele gegen die USA und EM-Gastgeber Schweiz. "Leider ist es irgendwie ein Teil unserer Welt, obwohl es das nicht sein sollte", erklärte die Niederländerin. "Es ist sehr enttäuschend. Ich freue mich sehr für die beiden, also herzlichen Glückwunsch. Ich hoffe, sie sind sehr glücklich, sie sehen sehr glücklich aus, und ich hoffe, alles geht gut."

Homophobie im Fußball der Männer noch Alltag

Der Hass in Sozialen Medien mag ein Teil unserer Welt sein, im Fall von Kerr und Mewis zeigt er aber einmal mehr, dass der Fußball eben in einigen Aspekten noch nicht so weit ist, wie ihn Verbände und Vereine gerne hätten.

Im BBC Radio 5 Live Women's Football Weekly Podcast bringt Ex-Arsenal-Spielerin Jen Beattie die Gedanken vieler auf den Punkt, die sich vornehmlich im Fußball der Frauen aufhalten: "Es macht mich immer noch traurig, dass wir wissen, wie fortschrittlich der Fußball der Frauen ist und wie wenig fortschrittlich der der Männer. Der Fußball der Männer wird immer noch von homophoben und rassistischen Kommentaren befeuert."

Tatsächlich sind beispielsweise homosexuelle Beziehungen im Fußball der Frauen schon längst Normalität, während es in den europäischen Spitzenligen weiterhin keinen offen homosexuellen Spieler gibt – obwohl es rein statistisch gesehen viele geben muss, die sich demnach nicht trauen, ihre Sexualität offen zu leben. Wer sich nur einige wenige Kommentare unter den Baby-News von Sam Kerr durchliest, braucht sich darüber nicht zu wundern.

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