• Jürgen Klopp zeigte zuletzt immer häufiger seine bissige Seite. Diese bekommen vor allem Journalisten zu spüren.
  • Die neue Dünnhäutigkeit könnte mit der sportlichen Situation zusammenhängen: Dem Liverpool-Coach brechen wichtige Spieler weg.
  • Sein gespaltenes Verhältnis zu Medien ist allerdings nicht neu.
Eine Analyse

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Er kam aus dem Grinsen gar nicht mehr heraus: Nachdem sein FC Liverpool am Dienstagabend in der Champions League gegen Ajax Amsterdam mit 1:0 gewonnen hatte, machte Jürgen Klopp einen rundum glücklichen Eindruck.

"Das war einer der außergewöhnlichsten Champions-League-Abende, die wir erlebt haben. Ich bin sehr glücklich", sagte der Erfolgstrainer direkt nach dem Spiel. Er hatte allen Grund zur Zufriedenheit: Der FC Liverpool hatte den Gruppensieg vorzeitig perfekt gemacht.

Gleichwohl hat der 53-Jährige in den vergangenen Monaten bewiesen, nicht nur der gutgelaunte Sympathieträger zu sein. Geht ihm etwas gegen den Strich, zeigt er sich von seiner bissigen Seite. Dies geschah zuletzt immer häufiger.

Die Zielscheiben seiner Attacken: vorwiegend Journalisten und Medienkonzerne.

Klopp gibt Medien die Schuld am engen Spielplan

Erst am vergangenen Samstag, als Liverpool beim Abstiegskandidaten Brighton & Hove Albion in der Nachspielzeit noch den späten Ausgleichstreffer zum 1:1 kassierte, wetterte er gegen die TV-Sender, die bei der Spielansetzung keine Rücksicht darauf genommen hatten, dass Liverpool erst am Mittwoch in der Champions League im Einsatz war.

"Das ist sehr, sehr gefährlich für die Spieler", schimpfte Klopp am Mikrofon des Senders BT Sport. "Ihr habt uns um 12.30 Uhr angesetzt!" Sein Ärger resultierte nicht zuletzt daraus, dass sein Spieler James Milner sich verletzt hatte.

Auch bei Fragen von Journalisten, die Klopp als unpassend betrachtet, geht er verbal in den Angriff. Ende Oktober raunzte er bei einer Pressekonferenz einen Reporter an: "Sind Sie ein Journalist?" Und weiter: "Wir haben verschiedene Probleme. Eines ist, dass Sie immer den einfachsten Job haben. Sie urteilen über uns, über alle." Der frühere Dortmund-Trainer stellte fest: "Du merkst in schwierigen Situationen auch an den Fragen: Ihr interessiert Euch gar nicht dafür, was wir machen."

Auch die TV-Experten, die die Transferpolitik von Liverpool kritisierten, bekamen kürzlich ihr Fett weg: "Es gibt einen Grund, warum sie nicht meinen Job haben, sondern ihren."

Verletzungsmisere macht Klopp dünnhäutig

Die neue Dünnhäutigkeit von Klopp dürfte auch mit der sportlichen Situation zusammenhängen. Auf den ersten Blick befindet sich der amtierende Meister auf einem guten Weg, steht in der Premier League punktgleich mit Tabellenführer Tottenham Hotspur auf Platz 2 und hat sich in der Champions League bereits für das Achtelfinale qualifiziert.

Das Problem ist allerdings: Von Woche zu Woche brechen ihm wichtige Spieler weg. Virgil van Dijk, der laut Klopp der "beste Innenverteidiger der Welt" ist, wird aufgrund eines Kreuzbandrisses möglicherweise die komplette restliche Saison verpassen.

Damit nicht genug: Mittelfeldspieler Alex Oxlade-Chamberlain leidet unter einer langwierigen Knieverletzung. Rechtsverteidiger Trent Alexander-Arnold verletzte sich an der Wade. Innenverteidiger Joe Gomez kann wegen Patellasehnenprobleme womöglich die komplette Saison nicht mehr eingesetzt werden. Zuletzt war auch noch Torwart Alisson Becker wegen einer Hüftverletzung verhindert.

Der enge Spielplan lässt keine Ruhepausen zu. Klopp hätte von den Rechteinhabern erwartet, dass mehr Rücksicht auf die Belastung der Spieler genommen wird. "Aber ich weiß, dass euch das egal ist, das ist das Problem."

Klopp kritisiert Journalisten bereits seit vielen Jahren

Dass Klopp die Medien kritisch beäugt, ist keineswegs neu. Es wurde womöglich nur durch die vielen lustigen Pressekonferenzen, in denen er sich zum Beispiel als "the normal one" bezeichnete und dafür viele Lacher erntete, kaschiert.

Es ist Klopp zum Beispiel seit vielen Jahren ein Dorn im Auge, wie in den Medien mit Trainern umgegangen wird.

"Wenn du nicht funktionierst, wird dir nicht nur die Stelle genommen, sondern im Grunde genommen musst du dir ein neues Betätigungsfeld suchen, da dein Ruf oftmals öffentlich ruiniert ist", sagte er einmal im "Kicker".

Unqualifizierte Fragen machen Klopp wütend

Grundsätzlich respektiere Klopp zwar die Reporter, stellt allerdings auch Mängel fest. "Journalisten könnten ab und zu ein bisschen besser vorbereitet sein", sagte er "Goal.com". "Sie fragen dich, wie man sich fühlt, wenn man gerade 0:5 verloren hat?! Was denken sie, was ich dazu sage? Das sind eben Dinge, die nicht so gut laufen."

Ein bissiges Statement könne dann eben die Folge sein. "Wenn jemand fragt, gebe ich eine Antwort – wenn das jemandem nicht gefällt, kann ich es nicht ändern."

Verwendete Quellen:

  • Goal.com: "Interview mit Jürgen Klopp"
  • kicker.de: "Klopp bissig wie lange nicht: "Sind Sie ein Journalist?"?


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