- Philipp Max wechselte 2020 vom FC Augsburg aus der Bundesliga in die niederländische Eredivisie zur PSV Eindhoven.
- Trotz einer starken Premierensaison mit 13 Scorer-Punkten in 31 Ligaspielen stand der 27-Jährige nicht im deutschen EM-Kader.
- Wie es ihm damit erging, was sein "großer Traum" ist und wie sein Leben in den Niederlanden aussieht, hat er uns im Interview verraten.
Herr Max, Sie haben Ihre erste Saison mit der PSV Eindhoven hinter sich und bereiten sich gerade auf die zweite vor. Wie geht es Ihnen?
Konnten Sie sich – trotz der Coronakrise – gut einleben?
Einfach war es nicht. Es hat ein bisschen gedauert, sich an das neue Umfeld zu gewöhnen. Man konnte auch nicht viel sehen von der Stadt. Auch fußballerisch war es eine neue Situation mit extrem vielen Spielen. Das war dann körperlich und auch mental eine große Herausforderung, aber das ist genau das, was ich wollte. Da weiterzukommen, das ist ein Lernprozess - und den habe ich angenommen.
In den Niederlanden liegt die Sieben-Tage-Inzidenz heute bei 270 (Stand 13. Juli), nennenswerte Einschränkungen gab es bis zuletzt nicht. Fühlen Sie sich sicher?
Ich versuche, mich bestmöglich an die Vorgaben zu halten. Ich glaube, dass man bei uns im Verein extrem darauf achtet, dass wir Spieler gut geschützt werden. Hier fühle ich mich auf jeden Fall sicher.
Haben Sie denn inzwischen, wo auch die Corona-Einschränkungen kaum mehr vorhanden sind, mal die in den Niederlanden beliebten Pommes Spezial, also Pommes mit Curry-Ketchup, Mayonnaise und Zwiebeln obendrauf, probieren können?
Die habe ich schon probiert hier in Eindhoven in der Innenstadt, hat mir sehr gut gefallen (lacht).
Kommen wir von der Küche auf den Fußballplatz: Wie sehen Ihre Ziele für die neue Saison aus?
Ich konnte vergangene Saison viele Spiele machen, war gesund. Das versuche ich auch weiterhin zu bleiben, mich fernab des Platzes perfekt auf die Spiele vorzubereiten. Das ist auf jeden Fall ein großes Ziel für dieses Jahr.
Zudem sind wir vergangene Saison Zweiter geworden - wenn man besser werden will, bleibt nur noch ein Ziel: Erster zu werden. Der Abstand auf Ajax Amsterdam war zu groß (16 Punkte, Anm. d. Red.), da wäre noch mehr für uns drin gewesen. Den Abstand wollen wir verkürzen und die Meisterschaft so lange wie möglich spannend halten - und dann, wenn's geht, natürlich auch einen Titel gewinnen.
Dazu haben wir jetzt zu Saisonstart direkt die Chance. Da Ajax sowohl Meisterschaft als auch Pokal gewonnen hat, spielen wir als Zweitplatzierter der Vorsaison direkt gegen sie (um die Johan-Cruyff-Schale, Anm. d. Red.). Das ist natürlich eine super Sache.
Und vielleicht spielen Sie auch bald Champions League ....
Da geht's nächste Woche in der Qualifikation gegen Galatasaray Istanbul ums Weiterkommen. Wir werden in beiden Spielen alles geben. Und dann hoffe ich, mir einen sehr, sehr großen Traum erfüllen zu können: Champions League zu spielen.
Sie haben eine starke Premierensaison in Eindhoven gespielt und hatten einen fulminanten Start in der Nationalelf. Für die EM wurden Sie von Ex-Bundestrainer Jogi Löw dennoch nicht nominiert. Wie war Ihre Gefühlslage nach der Kader-Bekanntgabe?
Es war natürlich eine große Enttäuschung. Daran hatte ich schon zu knabbern. Ich habe immer betont, dass es ein ganz großer Traum von mir war und auch noch immer ist, ein Turnier für Deutschland zu spielen beziehungsweise überhaupt dabei zu sein.
Aber ich habe alles versucht, um dabei zu sein. Jetzt ist das Ziel wieder da, noch eine bessere Saison zu spielen und sich wieder anzubieten. Wenn man einmal dabei gewesen ist, möchte man das auch ein weiteres Mal sein. Und dafür werde ich alles tun.
Und wie sah es nach dem Turnier aus? Die deutsche Elf hat sich nicht mit Ruhm bekleckert.
Ich habe der Mannschaft die Daumen gedrückt. Es war schade, dass es gegen England nicht geklappt hat, das Spiel war auf der Kippe. Ich glaube, es wäre mehr drin gewesen. Das EM-Aus tat mir leid, aber ich bin mir sicher, dass es bei den nächsten Turnieren wieder vorwärts geht.
Die EM war selten so politisch wie in diesem Jahr. Die EURO lieferte zahlreiche Diskussionen. Wie sehr beschäftigt Sie das als Spieler, verfolgen Sie das Geschehen?
Natürlich nimmt man das alles zur Kenntnis und macht sich auch seine Gedanken, aber unterm Strich ist für mich als Spieler entscheidend, was auf dem Platz passiert. Alles andere sind Debatten, Diskussionen rund um den Sport. Ich habe immer versucht, mich voll auf den Sport zu konzentrieren.
Sie würden also Sport und Politik voneinander trennen?
Ich versuch's für mich persönlich auf jeden Fall. Ich bin voll im Sport drin, das kann ich beeinflussen. Ich versuche den Zuschauern ein tolles Erlebnis zu bereiten, das ist meine Hausaufgabe.
Gehen wir in Ihrer Karriere mal zwei, drei Schritte zurück: In der Jugend haben Sie unter anderem für 1860 München gespielt. Wie sieht’s aus, in ein paar Jahren als alter Recke - wie jetzt Sascha Mölders - für die "Löwen" zu spielen?
(lacht) Warum nicht? Darüber habe ich mir aber noch keine Gedanken gemacht - ich hoffe, ich habe noch ein paar Jährchen. Die Zeit bei 1860 war sehr schön. Ich hatte auch gehofft, dass es mit dem Aufstieg der "Löwen" in der vergangenen Saison klappt, aber hinten raus hat's nicht gereicht. Nun drücke ich die Daumen, dass es dieses Jahr klappt.
Sie haben auch für den FC Schalke gespielt. Wie Ihr Vater, Martin Max, der von 1995 bis 1999 für "Königsblau" auflief. Wie war die Stimmung in Ihrer Familie nach dem Schalker Abstieg?
Jeder leidet mit Schalke mit, ich auch. In meiner Familie sind alle Schalker. Ich hatte bis zum Schluss die Daumen gedrückt, dass der Abstieg noch abgewendet wird.
Ich glaube, Rouven Schröder (Sportdirektor, Anm. d. Red.) macht jetzt einen guten Job und stellt einen guten Kader zusammen, und dann hoffe ich, dass die Schalker es direkt mit dem Wiederaufstieg schaffen. Dann ist es auch zu Hause wieder ruhiger (lacht).
Und wenn sie wieder aufsteigen, sehen wir Sie dann bald im Schalke-Trikot?
Die Zeit bei Schalke war wie bei 1860 hochemotional. Dort habe ich meinen ersten Profieinsatz gehabt. Und auch die Spiele mit Augsburg gegen Schalke waren für mich immer besondere. Ich kann mir auf jeden Fall vorstellen, zurückzukehren - und würd's mir auch wünschen.
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