• Deutschland ist nach einem 0:2 gegen England im Achtelfinale der Europameisterschaft ausgeschieden.
  • Raheem Sterling und Harry Kane sorgten mit ihren Treffern in der Schlussphase für die Entscheidung und beenden so die Ära von Joachim Löw als Bundestrainer.
  • England trifft im Viertelfinale auf den Sieger des Spiels Schweden gegen Ukraine.

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England gegen Deutschland: Was von diesem Spiel hängen bleibt

Sturkopf oder doch kein Sturkopf? Etwas dazwischen war es bei der Aufstellung: Bundestrainer Joachim Löw brachte im Vergleich zum Ungarn-Spiel den damals angeschlagenen Thomas Müller (logisch!), Leon Goretzka (folgerichtig!) und Timo Werner (brisant!). Letzterer hat beim FC Chelsea und im DFB-Team eine bescheidene Saison hinter sich.

Bescheiden war dann auch die erste Halbzeit. Fußball-Virtuosen hatten nach den Torfestivitäten vom Vortag insgeheim auf ein weiteres Festmahl gehofft. Vorgesetzt bekamen sie allerdings überwiegend offensive Magerkost, garniert mit viel Kampf und Intensität, aber auch einer Menge Krampf und Längen, weil Ideen und Räume fehlten.

Ein Weitschuss von Raheem Sterling, eine vergebene Chance von Werner, dazu ein kurzer Adrenalinschub bei Mats Hummels‘ Rettungsaktion vor Harry Kane in der Nachspielzeit – viel mehr war da nicht.

Ein schöner Strahl von Kai Havertz und eine starke Parade von Englands Keeper Jordan Pickford in der 48. Minute hätten der Auftakt einer furiosen zweiten Hälfte sein können – es blieb jedoch bemüht, auf beiden Seiten.

Bis in der 75. Minute einer der wenigen gut herausgespielten englischen Angriffe zum 1:0 durch Raheem Sterling führte. Nachdem Thomas Müller nach einem Alleingang verzog (81.), sorgte Harry Kane in der 86. Minute schließlich für die Entscheidung.

Der Star des Achtelfinal-Spiels

Wer bei einem engen, intensiven, umkämpften, aber auch an Höhepunkten sehr armen Spiel das erste Tor erzielt und das eigene Team so auf die Siegerstraße bringt, hat alles richtig gemacht.

Raheem Sterling war in der 75. Minute einmal mehr zur Stelle, erzielte seinen dritten Turniertreffer. Wer auf Augenhöhe den Unterschied macht, ist der Star des Spiels, auch wenn er nicht wirklich brilliert hat.

Die Szene des Spiels

Es war die 81. Minute, als sich Thomas Müller auf den Weg in Richtung englisches Tor machte. Er war alleine auf weiter Flur, nur Pickford stand im Weg. Das 1:1, die umgehende Antwort auf die englische Führung, sie lag auf dem Silbertablett. Und wer weiß, was dann noch passiert wäre?

Müller schaute, nahm Maß, schoss platziert, doch er zog den Ball schätzungsweise 20 Zentimeter am linken Pfosten vorbei. 20 Zentimeter zwischen Hoffnung und EM-Aus.

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Die Lehren des Spiels: Deutschland und der Mythos Turniermannschaft

Bei der WM in Russland 2018 dachte man, das 2:1 gegen Schweden im zweiten Gruppenspiel sei der typische DFB-Brustlöser. Was dann jedoch folgte, war ein peinliches 0:2 gegen Südkorea und das noch peinlichere WM-Aus nach der Vorrunde.

Das späte 2:2 gegen Ungarn im dritten EM-Gruppenspiel 2021, es hätte auch so ein Befreiungsschlag sein können. Und ja, auch trotz 2018 war Deutschland ja immer eine Mannschaft, die sich daran hochziehen, die sich im Laufe eines Turniers dann doch noch einmal steigern, nochmal nachlegen konnte. Doch das war einmal – der Mythos ist vor allem ein vergangener.

Europameister? Ähhh, neeee…

Was bleibt, ist für England das Viertelfinale, schön und gut. Und ja, auch andere Mitfavoriten bekleckern sich nicht mit Ruhm. Aber Runde der letzten Acht hin oder her – wenn da so langsam keine Leistungsexplosion und kein Inspirationsschub kommen, kann man sich England als Europameister nur schwer vorstellen.

Denn die "Three Lions" haben noch in bislang keinem Spiel wirklich überzeugen können. Der Einsatzwille und die Defensive – England kassierte noch kein Gegentor – sind starke Pluspunkte. Aber ob das am Ende reicht für den Titel? Zweifel sind angebracht.

Es wird Zeit für einen Neuanfang

Das 198. Länderspiel ist mit dem Aus gegen England auch Joachim Löws letztes. Und wenn Löw nicht schon weit vor der EM-Endrunde seinen Rücktritt für nach dem Turnier angekündigt hätte, man würde es ihm zurufen: Mach' bitte Platz für einen Neubeginn.

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Denn das hat nicht erst dieses Spiel gezeigt: Es wird Zeit, dass neue Impulse kommen, neue Ideen, eine neue Ansprache, eine neue Taktik. Denn so eng es gegen England auch war – das Aus war nicht unverdient.

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