Beim Klassiker gegen Deutschland heute Abend setzt Englands Nationaltrainer Gareth Southgate auf junge Spieler statt auf Wayne Rooney. Die Ära des langjährigen Kapitäns neigt sich dem Ende zu. Seine Rolle als Führungsspieler und Torjäger nehmen künftig mehrere Spieler ein.

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"Die Ära des großen Mannes ist vorbei", schreibt die britische Zeitung "Daily Mail" über Wayne Rooney. Der langjährige England-Kapitän fehlt beim Freundschaftsspiel gegen Deutschland und beim WM-Qualifikationsspiel gegen Litauen. Der Verband begründet das mit einer Verletzung, Rooney allerdings soll sich fit gemeldet haben, berichten englische Medien. Gareth Southgate verzichtet dennoch.

Für den englischen Nationaltrainer ist es die Chance, Rooneys Nachfolger als Kapitän, Spielmacher und Torjäger zu testen. Die Zeit des 31-Jährigen scheint sich bei Manchester United und bei den "Three Lions" dem Ende zuzuneigen. Unter United-Trainer Jose Mourinho ist er kein Stammspieler.

Die Hotel-Affäre von November 2016 belastet seine Führungsrolle zusätzlich: Damals war er betrunken im England-Dress auf einer Hochzeitsfeier erschienen. "Der Kapitän ist immer derjenige, der die Binde im kommenden Spiel trägt", sagte Southgate kürzlich im "Guardian". Ob Rooney sie noch einmal tragen wird, ist zweifelhaft.

Harry Kane heißester Anwärter auf das Kapitänsamt

Southgate, seit November offiziell im Amt, will einen neuen Kreis an Führungsspielern schaffen. Die Verantwortung solle nicht auf den Schultern eines Einzigen liegen, sondern verteilt werden. Doch wer sind die neuen "Leader" in Englands Team?

Heißester Anwärter auf die Kapitänsbinde ist Harry Kane, Torjäger von Tottenham Hotspur. Derzeit ist der 23-Jährige verletzt, doch Southgate schwärmt: "Harry hat definitiv Führungsqualitäten. Harry hat eine Meinung und er macht auch gern klare Ansagen vor der Gruppe", sagte er kürzlich.

Spielmacher: Dele Alli der logische Nachfolger

Für den Trainer ist Wayne Rooney Spielmacher im zentralen und offensiven Mittelfeld. Diese Rolle nimmt seit vergangenem Jahr Dele Alli ein, Rooneys größter Konkurrent. Die Statistik spricht für den 20-Jährigen: In der aktuellen Premier-League-Saison schoss Alli 14 Tore in 28 Spielen. Dem 31 Jahre alten Altstar gelangen bei Manchester United zwei Treffer und fünf Assists.

Adam Lallana und Raheem Sterling bedienen in der Nationalelf die Flügel, fühlen sich jedoch auch im zentralen Mittelfeld wohl. Aufgrund ihrer Variabilität sind sie ebenfalls Kandidaten für die Rooney-Nachfolge als Spielmacher.

Lallana spielt bei Liverpool erfolgreich im zentralen Mittelfeld: Sieben Tore und sieben Assists verbuchte der 28-Jährige in dieser Premier-League-Saison. Southgate über ihn und Alli: "Beide spielen sehr gut, treffen für ihre Klubs und liefern Vorlagen."

Auch Raheem Sterling könnte durch Rooneys Abgang für das Nationalteam wichtiger werden. Bei Manchester City schoss er als unumstrittene Stammkraft sechs Liga-Tore und bereitete zehn vor. In der Nationalmannschaft spielte er 29 Mal, bisher gelangen ihm allerdings erst zwei Treffer.

Rashford und Barkley bald mit größeren Rollen?

Trotz seiner 19 Jahre ist Marcus Rashford bereits jetzt Rooneys Konkurrent bei Manchester United und im Nationalteam. Mit je einem Tor in seinem ersten Spiel für die Nationalmannschaft und für United machte er sich auf sich aufmerksam. Allerdings ist er bei den "Red Devils", wie Rooney, kein Stammspieler und trifft nur unregelmäßig.

Ross Barkley vom FC Everton wird gegen Deutschland zunächst auf der Bank sitzen, sollte jedoch nicht vergessen werden: Der 23-Jährige weist bereits 22 Einsätze bei den "Three Lions" auf. In seinem Klub ist er Stammkraft auf Rooneys Position im offensiven Mittelfeld. Neben seinen Qualitäten als Torjäger überzeugt er im Verein als Assistgeber mit sieben Vorlagen.

Rooney kündigt Rücktritt 2018 an: Ist schon früher Schluss?

Je nach System hat Trainer Southgate die Wahl. Zu den jungen Stars kommen der 30-jährige Jamie Vardy und der 34-jährige Jermain Defoe als klassische Mittelstürmer. Letzterer wurde erstmals seit November 2013 für die Nationalelf nominiert. Dem Tabellenletzten AFC Sunderland hilft er mit 14 Toren in 28 Spielen. Seine Nominierung kann als klares Zeichen in Richtung Wayne Rooney verstanden werden.

Der 31-Jährige kündigte im August 2016 an, seine Nationalmannschaftskarriere nach der WM 2018 beenden zu wollen. Der damalige England-Trainer Sam Allardyce wollte ihn vom Verbleib überzeugen: "Die Art und Weise wie Rooney die Rolle als Kapitän ausfüllt, hat es mir leicht gemacht, ihn zu fragen, ob er weitermachen will." Rooney wollte nicht.

Es sieht danach aus, als würde sich Gareth Southgate gegen den von Allardyce beschriebenen leichten Weg entscheiden. Möglicherweise aber für den erfolgreicheren – mit einer neuen Generation.

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