Diese Degradierung birgt Konfliktpotenzial: Borussia Dortmunds Trainer Jürgen Klopp setzte beim 1:0-Sieg gegen 1899 Hoffenheim auf Mitchell Langerak anstatt auf Stammtorwart Roman Weidenfeller. Musste der Weltmeister als Bauernopfer herhalten? Oder spielen tatsächlich sportliche Gründe eine Rolle für Klopps Entscheidung?

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Am Freitag verließ Roman Weidenfeller wortlos die Katakomben des Signal Iduna Parks. Der Torhüter - seit zwölf Jahren für Borussia Dortmund aktiv, zweifacher Deutscher Meister, einmal Pokalsieger mit dem BVB und seit diesen Sommer sogar als Weltmeister gekürt - war wenige Stunden davor von Trainer Jürgen Klopp auf die Bank verbannt worden.

Weidenfeller ist in Dortmund eine Institution, kein anderer Torwart hat in der langen Geschichte des Klubs mehr Bundesligaspiele bestritten als der 34-Jährige. Jetzt ist er ein Bauernopfer. Oder doch nicht? "Das war eine rein sportliche Entscheidung vom Trainer, die ich natürlich akzeptieren werde", ließ sich Weidenfeller am Montagmorgen dann doch noch zu einer knappen Reaktion hinreißen.

Seit dem 1:0-Sieg gegen 1899 Hoffenheim steht die Torhüterfrage in Dortmund auf der Tagesordnung. Im Training hatte es sich bereits angedeutet, trotzdem war sein Vertreter Mitchell Langerak "ein bisschen überrascht, dass ich spiele", wie der Australier zugab, denn: "Normalerweise spielt ja Roman."

Roman Weidenfeller bislang ein Unsicherheitsfaktor

Der hat sich in dieser Saison aber schon überproportional viele Fehler erlaubt und konnte der Mannschaft in der prekären Lage im Tabellenkeller keinerlei Stabilität verleihen. Eher im Gegenteil. Jürgen Klopp hat sich bei seinen Erklärungsversuchen bisher ziemlich bedeckt gehalten. Liest man aber ein wenig zwischen den Zeilen, wird klar, was dem Trainer in den vergangenen Wochen wohl noch mehr missfallen hat als der eine oder andere handwerkliche Fehler seines Routiniers.

"Ich wollte die Frische, das Lächeln von Mitch im Tor stehen haben", sagte Klopp. Es ist anzunehmen, dass es die eine oder andere atmosphärische Störung gab zwischen dem Trainer und seinem Angestellten. Dazu war der erfahrene Weidenfeller in den vergangenen Wochen auch nicht derjenige, der in Abwesenheit des verletzten Kapitäns Mats Hummels die Mannschaft hätte führen können.

"Ich werde einen Teufel tun und die Spieler auch noch fragen, ob sie es cool finden, dass sie nicht spielen", konterte Klopp die Fragen barsch, die die Art und Weise der (vorübergehenden) Degradierung Weidenfellers beanstandeten. Immerhin bekam der Torhüter erst zwei Stunden vor Spielbeginn und im Rahmen der Mannschaftssitzung die Entscheidung vermittelt.

Für den Trainer ein normaler Vorgang: "Roman ist Profi, er kann damit umgehen." Außerdem hätte Klopp eine andere Vorgehensweise gewählt, "wenn ich das Gefühl hätte, dass Roman jetzt drei Jahre nicht mehr spielt."

Also habe Klopp "aus dem Bauch heraus" entschieden, rationale Gründe führte der Coach nicht ins Feld. "Das gilt nur für dieses eine Spiel", sagte Klopp am Freitag noch. "Aber es kann auch sein, dass Langerak nächstes Mal wieder spielt." Davon ist auszugehen.

Wer steht gegen den RSC Anderlecht im Tor?

Den Australier jetzt in der Champions League gegen Anderlecht oder am Wochenende in Berlin wieder aus dem Tor zu nehmen und quasi eine Rolle rückwärts zu machen, wäre geradezu absurd. Langerak ist seit Jahren Weidenfellers Kronprinz, jetzt kommt eine große Chance relativ unverhofft. Im Sommer wollte sich Langerak mit den Verantwortlichen zusammensetzen. Noch ein Jahr als Nummer zwei kommt für den australischen Nationalspieler nicht infrage. Und Weidenfellers Vertrag in Dortmund läuft noch bis 2016.

BVB-Sportdirektor Michael Zorc vermutet zwar "keine Entscheidung für die ganze Saison". Auf der anderen Seite wird Langerak mit ziemlicher Sicherheit die vier verbleibenden Spiele bis zur Winterpause im Tor bleiben und somit im besten Fall mit einem ordentlichen Vorsprung auf Weidenfeller in die Vorbereitung für die Rückrunde gehen.

Gerade im Abstiegskampf zählen die Meriten der Vergangenheit nichts, die Botschaft dürfte nun auch in Dortmund angekommen sein. Oft gilt ein Torhüterwechsel auch als Zeichen für übertriebenen Aktionismus, wie etwa beim VfB Stuttgart, als Thorsten Kirschbaum plötzlich für Sven Ulreich im Tor stand - und die Rochade mittlerweile wieder rückgängig gemacht wurde.

Beim BVB ist der Fall etwas anders gelagert. Und birgt noch ein ziemliches Konfliktpotenzial. Weidenfeller hat in der Nationalmannschaft gezeigt, dass er als Nummer zwei funktionieren kann. Aber da steht er auch im Schatten des besten Torhüters der Welt. Im Verein drängelt jetzt der acht Jahre jüngere Kontrahent vorbei, der noch dazu extrem unerfahren ist.

Mitchell Langerak hat in wichtigen Partien schon bewiesen, was er kann und dass er das Zeug zur Nummer eins hat. Aber er steht seit Freitag auch erst bei 22 Pflichtspielen für die Borussia. Roman Weidenfeller steht derzeit bei 406 Partien für den BVB. Dabei könnte es für längere Zeit auch bleiben.

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