Sie benötigte lediglich neun Bundesligaspiele, um sich als Nationalspielerin zu empfehlen. Alara Şehitler vom FC Bayern München gilt als besonderes Talent und gewann die gleiche Auszeichnung wie Lena Oberdorf oder Klara Bühl. Ob die 18-Jährige eine ähnliche Karriere hinlegen wird?

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Alara Şehitler kann selber kaum fassen, sich plötzlich im Kreis der deutschen Nationalmannschaft zu befinden. "Das ist alles etwas verrückt", sagt sie in einem Interview des DFB. "Vor ein paar Tagen sah mein Alltag noch so aus: Schule, Training, Heim- und Auswärtsspiele mit dem FC Bayern. Und jetzt sitze ich plötzlich hier."

Erst am Mittwoch wurde die Mittelfeldspielerin 18 Jahre alt. Nun könnte sie bereits am Freitagabend ihr Debüt für die A-Nationalmannschaft geben, wenn das Länderspiel gegen die Schweiz (20 Uhr) ansteht. Die Nominierung kam für sie selbst "total überraschend", wie sie sagt.

Auf den Spuren von Lena Oberdorf und Klara Bühl

Dass die aus dem baden-württembergischen Weingarten stammende Spielerin ein Ausnahmetalent ist, war allerdings schon längst kein Geheimnis mehr. Im vergangenen Jahr gewann sie die Fritz-Walter-Medaille in Gold als das größte Talent Deutschlands im U17-Bereich. Früher wurden unter anderem die Top-Spielerinnen Lena Oberdorf oder Klara Bühl damit ausgezeichnet.

Dennoch kommt der Zeitpunkt der DFB-Nominierung überraschend früh. Şehitler hat beim FC Bayern München gerade einmal neun Bundesligaspiele absolviert. Vereinstrainer Alexander Straus glaubt trotzdem, dass das DFB-Debüt zu einem passenden Zeitpunkt kommt.

"Alara ist eine großartige Spielerin. Wir haben den Zeitpunkt mit ihr besprochen", sagte er gegenüber dem "kicker". Er fände es "sehr mutig und sehr interessant", was Christian Wück tue: "Ich möchte den Nationaltrainer dafür loben."

Allerdings dürfe man nicht zu viel von der jungen Spielerin erwarten: "Sie kämpft hier (beim FC Bayern, Anm. d. Red.) immer noch hart um Spielzeit. Sie geht noch zur Schule, trainiert also nicht jeden Tag der Woche mit der ersten Mannschaft. Es ist also eine komplexe Situation, aber sie ist ein riesiges Talent und wir glauben fest an sie."

Elfmeterschützin im EM-Finale

Inklusive Champions League und DFB-Pokal kommt Şehitler auf 14 Pflichtspiele für den FC Bayern München. Dabei gelangen ihr drei Treffer. Sie verfügt über einen starken linken Fuß, hat eine sehr gute Spielübersicht und erkennt die freien Räume. Ebenso ist sie dazu in der Lage, ins Dribbling zu gehen. Dass sie manchmal noch besser erkennen muss, wann der richtige Zeitpunkt für einen Pass oder einen Alleingang gekommen ist, gehört zum normalen Entwicklungsprozess.

Der Aufstieg von Şehitler verlief rasant. Sie durchlief mehrere U-Nationalmannschaften und wurde im Jahre 2022 mit der deutschen U17-Auswahl Europameister. Im Finale gegen Spanien übernahm sie Verantwortung, trat im Elfmeterschießen an und verwandelte ihren Schuss.

Ein Jahr später, im Sommer 2023, wechselte sie vom FV Ravensburg zum FC Bayern München. Vereinstrainer Straus sagte damals über das junge Talent: "Die Art und Weise, wie sie trainiert und spielt, hat uns sehr beeindruckt." Sie selber bezeichnete den Wechsel nach München als einen "Kindheitstraum". Sie ist bereits Fan des Vereins, seitdem sie etwa fünf Jahre alt ist. Der Auslöser war, "als Manuel Neuer zum FCB wechselte."

Cora Zicai ist eine weitere Debütantin

Şehitler ist nicht die einzige junge Spielerin, die nun für die A-Nationalmannschaft nominiert wurde. Selbiges trifft auf Cora Zicai vom SC Freiburg zu, die am Freitag ihren 20. Geburtstag feiert.

"Beide haben sich die Nominierung für die A-Nationalmannschaft verdient", sagte Bundestrainer Wück. "Sie zeigen in der Bundesliga, dass sie trotz ihres jungen Alters fähig sind, gut mitzuspielen. Sie galten schon in unseren U-Teams als Toptalente, und wir wollen ihnen nun die Möglichkeit geben, sich zu zeigen. Es ist eine logische Folge."

Überhaupt ist es die Philosophie des Nationaltrainers, junge Spielerinnen einzubauen. "Die junge Generation muss sich nicht verstecken", stellte er klar. "Wir müssen unsere Talente weiterhin fördern." Die Europameisterschaft 2025 ist das nächste Etappenziel, nachdem Deutschland bei der vergangenen EM vor drei Jahren das Finale erreichte und erst gegen England verlor.

Şehitler möchte "alles aufsaugen"

Dass nun am Freitagabend der EM-Gastgeber Schweiz der Gegner ist, macht die bevorstehende Partie nochmal mehr besonders. "Ich vermute, dass die Schweizerinnen eher tief stehen werden. Wir müssen geduldig sein und uns unsere Chancen erarbeiten. Und die Gelegenheiten, die wir bekommen, müssen wir dann möglichst konsequent nutzen", erklärt Şehitler.

Was ihr persönliches Ziel ist? "Für mich geht es erst mal darum, alles aufzusaugen und die Trainingseinheiten mitzunehmen", sagt sie ganz bescheiden. Doch eines ist klar: Sollte ihre Entwicklung bei der Nationalmannschaft ähnlich rasant verlaufen wie beim FC Bayern, könnte sie möglicherweise schon bald eine tragende Rolle einnehmen.

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