Zuletzt erreichte das DFB-Team bei der EM 2016 in Frankreich das Halbfinale eines bedeutenden Turniers. Abgesehen vom Triumph beim Confed Cup 2017 befindet sich die deutsche Auswahl seit Jahren in einer Dauerkrise. Zur Heim-EM im kommenden Jahr kehrt Toni Kroos ins Team zurück. Ein Pro und Contra.
Pro: Keiner strahlt die Sicherheit eines Toni Kroos aus
von Jörg Hausmann
Der fehlt ein Taktgeber wie
Kroos hat nicht nur - bis auf den EM-Titel - alles gewonnen und alles erlebt. Er kennt auch praktisch jede Spiel- und Turniersituation. Er weiß, wie darauf zu reagieren ist. Unvergessen bleibt, wie er, als sich Können und Coolness in einem magischen Moment paarten, in letzter Minute im WM-Gruppenspiel gegen Schweden 2018 mit seinem genialen Freistoßtor zum 2:1-Sieg die deutsche Mannschaft im Turnier hielt und das vorzeitige Aus schon nach zwei gespielten Partien verhinderte. Auch seine Freude darüber, es all seinen und den Kritikern der Nationalelf gezeigt zu haben, verbarg er seinerzeit nicht.
Kroos ist kein Anführer vom Schlage eines Stefan Effenberg oder eines Mark van Bommel - wie er ehemalige Bayern-Größen -, der über körperlichen Einsatz Zeichen setzt und eine Mannschaft mitreißt. Dafür jedoch ist er auch gar nicht zuständig. Kroos soll auf dem Feld Sicherheit ausstrahlen und über Pässe in die Spitze die Fäden ziehen. Vom Ball ist er nach wie vor praktisch nur durch Foulspiel zu trennen. Auf einen solchen Spieler kann keine Mannschaft der Welt verzichten.
Contra: Ein unnötiger Akt der Verzweiflung
von Michael Schleicher
Zu Beginn ein Fakt, an dem sich nicht rütteln lässt: Toni Kroos gehört zu den erfolgreichsten deutschen Fußballspielern überhaupt. Unter anderem fünf Champions-League-Titel sowie der WM-Erfolg 2014 sprechen für sich.
Dass der Name Kroos nach dessen Rücktritt 2021 überhaupt wieder mit dem DFB-Team in Verbindung gebracht wurde, sieht eher nach einem unnötigen Akt der Verzweiflung aus. Denn die große Frage lautet doch: Braucht es angesichts der aktuellen Situation wirklich einen Toni Kroos in der Nationalmannschaft?
Die deutsche Auswahl hat seit Jahren und auch momentan Probleme, das dürfte wohl mittlerweile jeder mitbekommen haben. Kroos wird die aktuelle Mängelliste in der DFB-Elf aber wohl nicht wirklich beheben. Denn vor allem in der Defensive besteht Handlungsbedarf, die Abwehr präsentierte sich zuletzt teils vogelwild, 22 Gegentore in elf Partien im Länderspieljahr 2023 sprechen eine klare Sprache.
Der 34-Jährige, nicht zwingend als defensivstarker und körperbetonter Abräumer bekannt, kann bei der Stabilisierung der Defensive nicht helfen - hier ist ein anderes Spielerprofil gefragt. Ein Spielerprofil, von dem Bundestrainer Julian Nagelsmann eigentlich schon mehrere Spieler in den eigenen Reihen hat.
Ohnehin, das Mittelfeld ist der Mannschaftsteil im Nationalteam, um den sich Nagelsmann wohl am wenigsten Sorgen machen muss. Die Kroos-Rückkehr sorgt für eine Verstärkung des Überangebots, zumal sich der Nationaltrainer mit seiner Rückholaktion in eine undankbare Zwickmühle bringt. Denn eines steht fest: Auf der Bank sitzen lassen kann er den Real-Star auf keinen Fall – zu groß wäre der Aufschrei.
Mit der deutschen Nationalmannschaft geht es seit Jahren bergab, dafür reicht ein Blick auf die letzten Ergebnisse bei großen Turnieren. Warum keinen radikalen Neustart wagen? Mit jungen und hungrigen Spielern, die heiß auf Titel und vor allem die EM im eigenen Land sind. 2014er-Routiniers wie Kroos gehören nicht mehr dazu. Nagelsmann hätte das Risiko eingehen sollen, ihn wegzulassen.
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