Henning Matriciani hatte den Profi-Traum schon abgehakt. Doch am Dienstag kann der Schalker Spätstarter sein Debüt für die deutsche U21 geben. Es ist vermutlich seine letzte Chance, einmal für Deutschland aufzulaufen.

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Wenn Henning Matriciani den Adler auf seiner Brust sieht, kann er es selbst kaum glauben. Noch vor drei Jahren arbeitete der Spätstarter als Physiotherapeut und kickte in der Regionalliga, nun steht er vor seinem Debüt für die deutsche U21-Nationalmannschaft. "Ein Traum geht in Erfüllung. Ich bin ein Beispiel dafür, dass auch Späteinsteiger ihren Weg im Profi-Fußball machen können", sagt der Schalker.

Schon sein Wechsel vom SV Lippstadt nach Gelsenkirchen im Jahr 2020 kam für Matriciani unerwartet, den Anruf von Gerald Asamoah hielt er zunächst für einen fiesen Streich. "Ich dachte, irgendjemand wollte mich auf den Arm nehmen. Ich hatte eigentlich damit abgeschlossen, Profi zu werden", erzählt der Ostwestfale, der auf einem Bauernhof im 1.500-Seelen-Dorf Bökenförde aufwuchs, bei ran.de.

Doch es war kein Scherz: Matriciani kam 2021 zu seinem Bundesliga-Debüt und spielt sich seither mit Grätschen wie jüngst beim 2:2 im Derby gegen Borussia Dortmund in die Herzen der Fans. Die Belohnung folgte mit der ersten Nominierung für eine deutsche U-Mannschaft. Beim 2:2 gegen Japan am Freitag saß der Abwehrspieler zwar nur auf der Bank, am Dienstag (18:00 Uhr/ProSieben MAXX) in Rumänien soll es aber mit dem Debüt klappen.

Matriciani: Vermutlich die letzte Chance, für Deutschland aufzulaufen

"Henning hat sich die Nominierung verdient. Ich habe ihn hier als sehr sympathischen und selbstbewussten jungen Mann kennengelernt", sagt DFB-Trainer Antonio Di Salvo: "Er soll einmal genießen, bei der U21 vorzufühlen. Wir werden schauen, ob es zu einigen Minuten kommen wird."

Wahrscheinlich wird das Spiel in Rumänien für Matriciani die letzte Chance, einmal für Deutschland aufzulaufen. Zwar hofft er auf eine Nominierung für die U21-EM im Sommer, dann kann Di Salvo aber wieder auf zahlreiche Stammspieler zurückgreifen.

Nach dem Turnier ist Matriciani dann zu alt für die U21 ‒ und die A-Nationalmannschaft scheint dann doch ein eher unrealistisches Ziel.

Matriciani will Schicksal von Yves Eigenrauch entgehen

"Ich hoffe, dass ich noch mein Debüt feiern darf", sagt Matriciani, der gerne dem Schicksal seines "Zwillings" Yves Eigenrauch entgehen würde. Nicht nur wegen seines spärlichen Haupthaars wird der kampfstarke Matriciani auf Schalke gerne mit dem legendären Eurofighter von 1997 verglichen. Doch eben jener Eigenrauch träumte vor genau 25 Jahren ebenfalls von seinem DFB-Debüt ‒ vergeblich.

Im März 1998 war es, als Berti Vogts Eigenrauch nominierte und gegen Brasilien und Nigeria jeweils 90 Minuten auf der Bank schmoren ließ. Eigenrauch sollte in seiner Karriere nie für Deutschland spielen. Der bescheidene Henning Matriciani würde sich daher schon über ein paar Minuten freuen. (SID/lh)

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