Die U17-Weltmeisterschaften der Mädchen und Jungen fanden zuletzt alle zwei Jahre im Wechsel miteinander statt. Nun ordnet die Fifa jährliche Turniere an – mit deutlich mehr Teilnehmenden. Das verkaufen Fifa-Präsident Infantino & Co. als Jugendförderung.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Mara Pfeiffer (FRÜF) dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Höher, schneller, weiter, Fifa. Bereits seit Jahren wird der Weltverband von Präsident Gianni Infantino zu Wachstum in einem Tempo und einer Kompromisslosigkeit getrieben, die selbst für den Fußball außergewöhnlich ist. Nun greift die unstillbare Sehnsucht nach Expansion mit der Neustrukturierung der U17-Turniere auch tief in den Jugendbereich hinein.

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Einige Änderungen waren bereits bekannt, in der Summe entfalten sie aber besondere Wucht: Statt wie bisher alle zwei Jahre und somit im Wechsel, werden die U17-Weltmeisterschaften der Mädchen und der Jungs künftig jährlich stattfinden. Bei den Jungen wird aufgestockt von 24 auf 48 Mannschaften, bei den Mädchen von 16 auf 24 Teams.

Der Weltverband bejubelt sich selbst

Neu ist neben dem jährlichen Turnus ab 2025 ein jeweils fester Austragungsort. Bei den Jungs ist es bis 2029 Katar, bei den Mädchen Marokko. Für beides bejubelt die Fifa sich in bekannter Manier selbst.

In Katar könne die seit der WM 2022 bestehende Infrastruktur genutzt werden, in Marokko bereiteten die Turniere auf die WM der Männer 2030 vor. Diese ist zwar in Sachen Austragung noch nicht offiziell vergeben, Marokko gehört aber neben Spanien und Portugal, mit denen Marokko gemeinsam das Turnier austragen möchte, zur einzigen Bewerbung.

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Man wolle mit der verdichteten Regelmäßigkeit dem eigenen Auftrag nachkommen, Fußball bei jungen Menschen zu fördern, lässt die Fifa wissen. Es solle zudem nicht mehr nur um die einzelnen Spiele gehen, sondern ein Turniercharakter entstehen. Die WM 2023 habe gezeigt, dass ein erweitertes Teilnehmerfeld keinen negativen Einfluss auf die Qualität habe.

Gesundes Wachstum? Fehlanzeige!

Dabei werden mindestens Äpfel mit Birnen verglichen. Zum einen wird das Teilnehmerfeld bei den Jungen tatsächlich verdoppelt, sodass von einem gesunden Wachstum keine Rede mehr sein kann. Zum anderen ist bei den Frauen selbst für A-Nationalteams die Infrastruktur noch zu oft weit entfernt von einem Niveau, das eine gute Turniervorbereitung ermöglicht.

Statt sich am Zahlenwachstum zu ergötzen, sollte die Fifa nationale Strukturen fördern – und Mädchenfußball an der Basis stärken. Turniere auf fünf Jahre an dieselben Länder zu geben, nimmt zudem die Möglichkeit, mit Bewerbungsverfahren Anreize zu schaffen für potenzielle Austragungsländer, um den Sport bei sich positiv weiterzuentwickeln. Vereinsvertreter*innen wie Bianca Rech äußern sich entsetzt über die Belastung der Spieler*innen. Im abstimmenden Fifa-Council sitzt auch DFB-Präsident Bernd Neuendorf. Weiß der, was er da abgenickt hat?

Verwendete Quellen

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