Chinas Hunger nach Star-Kickern wie Pierre-Emerick Aubameyang scheint unersättlich. Die kolportierten Summen gehen durch die Decke. Dabei ist China nach wie vor Entwicklungsland in Sachen Fußball.

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Der Wahnsinn liegt in den Transfersummen, mit denen prominente Spieler und Trainer für ein paar mehr oder weniger angenehme Jahre in die Chinese Super League gelockt werden.

Für Dortmunds Stürmerstar Pierre-Emerick Aubamayang (28) soll vom Klub Tianjin Quanjian aktuell ein schwindelerregendes Angebot vorbereitet werden. Und sein kolportiertes Jahresgehalt von 30 Millionen Euro ist sogar nur die Spitze des Eisbergs in China.

Sogar noch mehr verdienen Weltstars wie der Argentinier Carlos Tevez, dessen Jahresgehalt bei 38 Millionen Euro liegen soll. Auch der Kolumbianer Jackson Martinez oder die Brasilianer Hulk und Oscar, der im Winter 2016 für satte 60 Millionen Euro zu Shanghai SIPG wechselte, zählen zu den Großverdienern.

Star-Spieler und Welt-Trainer im Überfluss

Auch einige Star-Trainer erlagen jüngst dem Lockruf des Geldes, zuletzt wechselten Fabio Capello und Roger Schmidt ins Reich der Mitte.

Sie befinden sich in guter Gesellschaft: Felix Magath, Fabio Cannavaro, Luiz Felipe Scolari, Manuel Pellegrini, André Villas-Boas und Marcello Lippi als National-Coach sind auch schon da.

Nur der Schwede Sven-Göran Eriksson musste gerade wieder gehen, er holte mit Shenzen nicht genug Punkte.

Auch hier haben sich die Chinesen den Gepflogenheiten des Westens angeglichen – wer keinen Erfolg hat, wird gefeuert.

Wieso werfen die chinesischen Vereine mit Geld nur so um sich, wo der Fußball dort bis vor wenigen Jahren kaum eine Rolle gespielt hat?

Wie so oft im erfolgshungrigen China hat es zunächst einmal staatlich verordnete Gründe: Xi Jinping, Staatschef der bevölkerungsreichsten Nation der Welt und passionierter Fußballfan, will sein Land bis spätestens 2050 in der absoluten Weltspitze sehen, hieß es in einem Strategiepapier vor einigen Jahren.

Ziel: Bis 2050 an die Weltspitze

Ein äußerst ambitioniertes Ziel bei gerade einmal 10.000 aktiven Fußballspielern in dem Riesen-Reich.

Um wenigstens schon mal für die Olympischen Spiele 2020 fit zu werden, soll die chinesische U-20-Naionalmannschaft in der vierten deutschen Liga, der Regionalliga-Südwest, Spielpraxis bekommen.

Jugend-Ligen gibt es in China nämlich nicht. Die U20 soll in Deutschland außer Konkurrenz spielen. Sehr dubios, was der DFB mit den chinesischen Sportfunktionären als Hilfe zur Selbsthilfe ausgekartet hat.

Um aus dem Schatten einer Randsportart zu treten, wird in China seit einiger Zeit kräftig investiert: Wie zum Beispiel in die Evergrande Fußball-Akademie in Quingyuan nahe der Millionenmetropole Guangzhou.

Immobilienmilliardär Xu Jiayin hat dort 2011 die größte Fußballschule der Welt bauen lassen. Ein Campus, ein Stadion und 50 Fußballplätze ließ er dort aus dem Boden stampfen, die 2500 Schüler werden kadermäßig gedrillt.

Eine Vielzahl ausländischer Jugendtrainer wurde eigens dafür engagiert. Bis 2020 soll für 30 Millionen Schüler an Grund- und Mittelschulen regelmäßig Fußball auf dem Lehrplan stehen.

20.000 Schulen sollen bis dahin auf Fußball spezialisiert sein. Zudem sollen im Land verteilt 70.000 Fußballfelder entstehen. Das ist die langfristige Planung.

Um kurzfristig populärer zu werden, gaben die 16 Teams der Chinese Super League in der letzten Transferperiode sagenhafte 390 Millionen Euro für Top-Stars aus.

Weltstars vs. Fußballnachwuchs

Nie zuvor in der Geschichte des internationalen Fußballs wurde im Winter-Halbjahr mehr investiert. Aber es gibt eine Krux an der Sache: Die eigenen Spieler stehen im Schatten der Ausländer.

Daher wurden die Regeln nun verschärft: Pro Team dürfen nur noch maximal drei Legionäre aus dem nicht-asiatischen Raum auflaufen, es müssen mindestens drei chinesische Spieler unter 23 Jahren aufgestellt werden, der Torwart muss Chinese sein und – das dürfte die größten Konsequenzen nach sich ziehen – für jeden Transfer muss eine Nachwuchs-Abgabe bezahlt werden.

Jeder Verein muss dieselbe Summe, die er für einen ausländischen Spieler bezahlt hat, in die Nachwuchsförderung des chinesischen Fußballverbandes stecken.

Das hat den Transfer-Irrsinn zum Beginn der Sommer-Transferperiode (19. Juni) bereits etwas abkühlen lassen.

80 Millionen für BVB-Star Aubameyang?

Das vermutet auch der Vive-Chefredakteur des Pekinger Magazins "Titan Sports Weekly", Ma Dexing: "Im Moment sieht es so aus, als wenn das sommerliche Transferfenster nicht wie das letzte Winterfenster wird", so der Fußball-Experte.

"Es werden weniger ausländische Spieler angeworben und ihr Preis auf dem internationalen Markt wird fallen."

Gegen diese These sprechen die neuesten Entwicklungen um Pierre-Emerick Aubameyang. Einem Bericht der "Sport Bild" zufolge wollen Tianjin Quanjian und dessen milliardenschwerer Besitzer Shu Yuhui den BVB-Star mit aller Macht und zu jedem Preis ins Reiche der Mitte locken.

Demnach bereitet der Verein aktuell eine Offerte von mehr als 80 Millionen Euro für den Gabuner vor - und das trotz der erforderlichen "Zusatzsteuer" in gleicher Höhe. So manch einer schient es mit den hochgesteckten Zielen also wirklich ernst zu meinen.

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