Noch vor einigen Jahren war die Begegnung FC Bayern München gegen Werder Bremen ein Spitzenspiel. Inzwischen liegen zwischen dem Rekordmeister und den Nordlichtern Welten. Und Werder muss sich fragen, wie es dem Sumpf aus Geldproblemen und Erfolglosigkeit wieder entfliehen kann.
"Wir müssen Bremen wegfegen und richtig niedermachen", hatte
Rasanter Niedergang an der Weser
Knapp zehn Jahre ist das her. Heute scheint es wie die Erinnerung an ein vergangenes Jahrhundert. Werder Bremen hat einen rasanten Niedergang erlebt. Nach dem Double 2004 spielte man sechs Saisons in der Champions League und verdiente gutes Geld. Doch seit 2010 kam der Klub nie über Platz 9 hinaus. Vom europäischen Geschäft kann man nur noch träumen. Vor dem Spiel am Samstag (15.30 Uhr, live auf Sky und bei uns im Livescore) beim FC Bayern steht Werder auf dem letzten Tabellenplatz.
Bayern ist enteilt
An der Spitze thronen dagegen die Münchener, der Nobel-Klub von der Isar ist Bremen enteilt. In allen Belangen. In den letzten Jahren konnte Bremen gegen die Bayern nie einen Stich machen. Vergangene Saison gab es für Werder zwei Lehrstunden gegen den FCB: 0:7 und 2:5.
Während Bayern seinen Kader jede Saison mit teuren Top-Stars verstärkt, verließ den ehemaligen Manager Klaus Allofs irgendwann sein gutes Händchen bei Transfers. Spieler wie Boubacar Sanogo, Carlos Alberto, Wesley oder Mehmet Ekici waren teuer, konnten Stars wie Miroslav Klose, Diego, Mesut Özil oder Claudio Pizarro aber nicht ansatzweise ersetzen. Die abgewanderten Leistungsträger brachten Werder Millionen ein. Doch das Geld floss in rasant gestiegene Spielergehälter und die Renovierung des Weserstadions. Mit 75 Millionen Euro war das Projekt viel zu teuer: Die Verantwortlichen kalkulierten mit regelmäßigen Spielen im Europapokal. Die finanzielle Lage an der Weser ist angespannt, vom einstigen Glanz ist nichts mehr zu sehen.
Frisches Geld für Werder
Immerhin konnte Werder die frohe Kunde vermelden, dass man den Vertrag mit dem Vermarkter "Infront" vorzeitig von 2019 bis 2029 verlängerte und dafür neun Millionen Euro sofort kassiert. Für den Verein eine Finanzspritze von extremem Wert. "Unter allen Meldungen der letzten Wochen und Monate war es endlich mal etwas optimistisches", sagte Werders Ex-Präsident Jürgen L. Born unserem Portal. Werder-Geschäftsführer Klaus-Dieter Fischer hatte zuletzt erklärt, man müsse abwägen, ob ein Abstieg oder ein überschaubares Risiko für den Klub teurer sei.
Aber nicht alle im Verein wollen den neuen Kurs mitgehen: Der langjährige Werder-Boss Willi Lemke kündigte an, seinen Posten als Aufsichtsratsvorsitzender niederzulegen. Der 68-Jährige stand sinnbildlich für Bremens Marschroute, auf die schlechten Investments der Vergangenheit mit einem rigiden Sparkurs zu reagieren. Auch auf Kosten der sportlichen Qualität. Der Verein drohte sich tot zu sparen. Lemkes Nachfolge wird Ex-Werder-Profi Marco Bode antreten. Mit ihm muss Bremen nun mehr Risiko gehen.
Mit den "Infront"-Millionen kann Sportdirektor Thomas Eichin jetzt zumindest erst einmal den Kader ein wenig aufpolieren.
Und der 48-Jährige hat für den Winter auch schon einen konkreten Spieler im Auge: Costa Ricas WM-Star Bryan Ruiz vom FC Fulham. Den Offensivmann wollte Eichin schon im Sommer nach Bremen holen, damals scheiterte der Transfer aber am Veto des Aufsichtsrates.
Dutt unter Druck
Bei den Bayern muss Trainer Robin Dutt aber noch mit den Spielern antreten, die er zur Verfügung hat. Der Coach steht unter Druck, nimmt es aber hanseatisch gelassen: "Es wäre komisch, wenn es bei dieser Tabellensituation keine Diskussion gäbe."
Jürgen L. Born ist ebenfalls Realist und will Dutt nicht zum alleinigen Sündenbock machen: "Auch eine Niederlage in München würde nichts bewirken. Es wäre auch nicht klug, das Bayern-Spiel als Maßstab zu nehmen für außergewöhnliche Dinge", sagte er. Der ehemalige Werder-Boss gibt die Hoffnung nicht auf: "Ich möchte meinen Verein gerne in der Bundesliga behalten und glaube, dass da etwas zu machen ist."
Will Werder die Klasse halten, muss das Team die Antwort wieder auf dem Platz geben. So wie am 8. Mai 2004.
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