• Auf den Baustellen der Stadien für die WM 2022 in Katar sind seit der Vergabe des Turniers an den Wüstenstaat tausende Arbeiter gestorben.
  • Das Investigativkollektiv Blankosport gibt nun zusammen mit dem deutschen Fußballmagazin "11Freunde" getöteten Arbeitern ein Gesicht - in einer Fußballfans nur allzu wohlbekannten Form.

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Es ist schwer bis unmöglich beim Gedanken an die WM 2022 in Katar Euphorie aufkommen zu lassen. Die negativen Schlagzeilen überwiegen bei weitem die positiven Meldungen rund um das Winterturnier. Die Vergabe war von Korruption begleitet, die Menschenrechtslage ist gerade für Frauen und Menschen im LGBTQ+-Spektrum höchst problematisch. Von Nachhaltigkeit oder der Sinnhaftigkeit, ein solches Turnier in den Winter zu quetschen, nur damit die Stadien trotzdem per Klimaanlagen überhaupt bespielbar gemacht werden müssen, ganz zu schweigen. Ursprünglich hatten die Veranstalter einmal ein klimaneutrales Turnier versprochen. Nun sollen Fans teilweise mit Pendelflügen von anderen Golfstaaten zu den Stadien gebracht werden, weil vermutlich nicht genug Betten für alle vorhanden sind.

Kaum ein Tag vergeht ohne dass man nicht über Nachrichten aus Katar im Vorfeld dieser WM zumindest den Kopf schütteln möchte. Doch nichts zeigt so deutlich, dass der Fußball für die Ausrichtung der WM 2022 buchstäblich über Leichen gegangen ist, wie die erschütternden Schlagzeilen über die Arbeitsbedingungen für Arbeiterinnen und Arbeiter, die unter anderem für den Bau der Stadien eingesetzt wurden und von denen viele unter diesen Umständen ums Leben gekommen sind. Der "Guardian" berichtet von 6.500 Toten, andere Zählungen gehen von rund 15.000 gestorbenen Migrantinnen und Migranten aus.

Die Toten von Katar als Sammelkarten

Um diesen Menschen nun ein Gesicht zu geben, hat das schwedische Investigativbüro Blankosport zusammen mit dem deutschen Fußballmagazin "11Freunde" und "Svenskafans.com" nun die Geschichten von der Verstorbenen recherchiert und in einer Fußballfans wohlbekannten Form aufbereitet: als klassische Fußballsammelkarten, "um die Offiziellen daran zu erinnern, unter welch makabren Umständen dieses Turnier stattfindet", wie es bei "11Freunde" heißt.

So wird beispielsweise die Geschichte von Zobhair Ahmed erzählt. Der 32-Jährige starb im Februar 2020, im gleichen Monat brachte seine Frau ihr erstes Kind zur Welt. "Anstatt das neue Leben zu feiern, musste sie zum Flughafen gehen und Zar Ahmeds Leiche zusammen mit 410 Dollar und einer Sterbeukunde abholen", heißt es im Text von "Blankospot". Als Todesursache sei Strangulation angegeben worden - unklar ist ob er sich selbst das Leben nahm oder es einen Unfall gegeben hatte.

Es werden mehr Karten veröffentlicht

Eine andere Karte zeigt Phurparani Tamang. Die 25-Jährige arbeitete als Reinigungskraft in Katar, bevor sie eines Tages ins Krankenhaus eingeliefert wurde und dort starb. Kurze Zeit vor ihrem Tod war sie noch als vollkommen gesund eingestuft worden. Der 20-Jährige Bishal Rayhan kam laut Aussage seiner Firma bei einem Autounfall ums Leben. Mehr wurde seinen Eltern in Bangladesh nicht mitgeteilt, erzählt sein Vater.

"Blankospot" will neben den 33 aktuell einsehbaren bis zum Beginn der WM im November weitere Sammelkarten veröffentlichen. Martin Schibbye, Chefredakteur von "Blankospot" erklärte: "Diese Arbeiter sind nicht einfach bloß eine Statistik. Ihre Geschichten müssen gehört werden."

Quellen:
  • "Cardsofqatar.com": About Cards of Qatar
  • "Cardsofqatar.com": The cards
  • "11freunde.de": Cards of Qatar
  • "theguardian.com": Revealed: 6,500 migrant workers have died in Qatar since World Cup awarded
  • "tagesschau.de": Die Fußball-WM in Katar und das Klima-Märchen

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