Seit 2014 machen Patrick Lange, Jan Frodeno und Sebastian Kienle den WM-Titel unter sich aus. Bleibt es dabei? Es könnte ein Kampf für die Ironman-Ewigkeit werden.Aber: Sie sind nicht allein und Hawaii ist das Rennen der Extreme.
Von wegen Aloha im Südseeparadies:
Im Weg stehen dem aber nicht nur unerbittliche 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen, sondern allen voran auch die beiden deutschen Ex-Champions. "Es gibt keine Ausreden", betont Frodeno, Sieger von 2015 und 2016. "Es ist Zeit, die Erinnerungen aufzufrischen", bekräftigt Kienle, Sieger von 2014.
Ironman Hawaii 2019: Körperliche und physische Extrembelastung
Ein Donnerschlag in der Bucht von Kailua-Kuna wird am Samstag um 6.25 Uhr Ortszeit das Rennen (live im TV und im Livestream) mit dem Start der Profi-Männer freigeben. Kurz danach geht es für die Frauen los, bei denen die Schweizerin Daniela Ryf als klare Favoriten auf ihren fünften Sieg in Serie gilt. Die Vorjahresdritte Anne Haug und Laura Philipp könnten aber auch hier für deutschen Medaillenglanz sorgen an einem Acht-Stunden-Arbeitstag körperlicher und psychischer Extrembelastung.
Ein Tag mit Höhen und Tiefen für alle Teilnehmer, ein Tag, der allen der insgesamt rund 2.500 Starter und Starterinnen alles abverlangen wird. Die Letzten werden bis zu 17 Stunden brauchen, die Ersten womöglich wieder unter acht, so wie Lange vor zwölf Monaten bei seiner Rekordzeit von 7:52:39 Stunden.
Schwerer Start für Lange auf Hawaii
"Andere Nationen, andere Athleten scharren mit den Hufen, um die deutsche Phalanx zu brechen", betonte Lange. "Aber natürlich hoffe ich, dass es für uns nach Plan läuft, dass es zu einem deutschen Dreikampf kommt. Ich wüsste, Stand heute, auch nichts, was dagegenspricht", sagte der 33-Jährige in einem Interview der "Frankfurter Allgemeine Zeitung".
Seine Wunschvorstellung: Zusammen mit Frodeno auf die letzten Kilometer des abschließenden Marathons. Mann gegen Mann, Streckenrekordhalter gegen Weltbestzeit-Inhaber.
Hawaii soll Langes Revier bleiben, nirgendwo ist der gebürtige Hesse so stark wie dort unter den extremen Bedingungen. Frodeno allerdings ist seit fast zwei Jahren ungeschlagen und ist bereits sei vier Wochen auf Hawaii und damit perfekt akklimatisiert.
"Ich trete die Favoritenrolle gern an Jan ab", sagte Lange, dessen Mission auf Big Island unglücklich begann: Trainer Faris Al-Sultan bekam keine Einreiseerlaubnis, seine Ehefrau zog sich bei einem Radsturz eine Wunde im Gesicht zu, die mit zehn Stichen genäht werden musste. "Wer kann das schon ausblenden", betonte Lange, der ihr vor einem Jahr nach seinem famosen Sieg im Ziel den Heiratsantrag gemacht hatte.
Viele Anwärter auf den Titel
Entscheidend wird für Lange sein, den Anschluss beim Schwimmen und Radfahren nicht zu verlieren. Das weiß die Konkurrenz natürlich und wird den Druck entsprechend erhöhen. Einer, mit dem die drei Deutschen auch rechnen, ist zwar Hawaii-Debütant, aber "ein Tier", wie Frodeno anerkennend meinte. Die Rede ist vom zweimaligen Olympiasieger Alistair Brownlee. Offen ist, wie der Brite mit den einzigartigen Herausforderungen auf Hawaii klarkommt.
Neben einigen anderen Anwärtern auf Topten-Plätze - und vielleicht mehr - wie zum Beispiel die weiteren Deutschen Andreas Böcherer, Andreas Dreitz, Maurice Clavel oder Nils Frommhold, gilt auch der kanadische Vizeweltmeister von 2017, Lionel Sanders, als Medaillenkandidat.
Kommt es zu einem deutschen Showdown?
Doch es könnte halt auch zum deutschen Showdown kommen. Mal wieder. 1996 gewann Thomas Hellriegel als erster Deutscher auf Hawaii, Normann Stadler folgte 2004 und 2006, dazwischen triumphierte Langes jetziger Coach Faris Al-Sultan.
Ein deutscher Dreifacherfolg gelang 2016: Frodeno vor Kienle und Lange. "Es fühlt sich an wie eine kleine Ewigkeit", sagt Frodeno zu seinem bis jetzt letzten Hawaii-Erfolg.
38 Jahre ist Frodeno mittlerweile alt, er ist noch immer der einzige Triathlet, der Olympia-Gold und die Ironman-WM gewann, mit 7:35:39 Stunden hält er seit 2016 in Roth zudem die Bestzeit über die lange Distanz.
An ein Karriereende im Fall des erneuten Hawaii-Triumphs denkt er nicht. "Mit dem Gedanken aufzuhören, habe ich eher im letzten als in diesem Jahr gespielt", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Er habe im vergangenen Jahr seine Leidenschaft für den Sport "am Streckenrand wieder neu entdeckt", betonte Frodeno.
Eine Stressfraktur in der Hüfte verhinderte seinen Start, im Jahr zuvor hatten ihn Rückenprobleme schmerzvoll gebremst. Er habe gemerkt, dass er noch nicht bereit bin, längerfristig am Rand zu stehen. "Deswegen werde ich in jedem Fall auch im nächsten Jahr noch dabei sein." Ob als Titelverteidiger oder Herausforderer wird sich zeigen. (dpa/sap) © dpa
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.