• Bei der Fußball-EM laufen die englischen Spielerinnen wie gewohnt in weißen Trikots und weißen Hosen auf. Doch viele in der Mannschaft stören sich am Outfit.
  • Durch die Menstruation fühlen sie sich nicht wohl damit. Das Problem haben sie schon an ihren Ausrüster weitergeleitet.
  • Auch in anderen Sportarten gibt es Kleidung, in der sich vor allem Frauen nicht wohlfühlen.

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Das schneeweiße Dress ist das Markenzeichen der englischen Nationalmannschaft. Weißes Trikot, weiße Hose, ein Wappen mit drei hellblauen Löwen. Doch so schön und elegant das Outfit auch ist: Die Nationalspielerinnen wollen es nicht länger tragen. "Es ist sehr schön, ein ganz weißes Outfit zu haben, aber manchmal ist es nicht praktisch, in einer bestimmten Zeit des Monats", erklärte Beth Mead, die Torschützin im Auftaktspiel zwischen England und Österreich (1:0), laut einem Medienbericht.

Wegen der monatlichen Periode würde es einigen unangenehm sein, in dieser Zeit in weißen Hosen zu spielen – aus Sorge vor Flecken. "Wenn du auf dem Platz bist, kümmerst du dich nur noch um das Spiel und bemerkst nichts anderes", erklärte auch Stürmerin Georgia Stanway laut "Telegraph".

Nike versteht die Bedenken der Engländerinnen

Die Spielerinnen haben auch umgehend gehandelt und ihre Sorge dem Ausrüster Nike mitgeteilt. "Wir haben das mit dem Team besprochen und geben das an Nike weiter." Der Ausrüster reagierte mit Verständnis: "Wir hören und verstehen die Bedenken unserer Athleten, dass das Tragen heller Kleidung während ihrer Periode ein echtes Hindernis für den Sport sein kann", erklärte Nike auf Anfrage des Portals "The Athletic".

Im zweiten Gruppenspiel gegen Norwegen liefen die Engländerinnen noch immer in weißen Hosen auf. Auf eine bestimmte Hosenfarbe habe sich die Mannschaft nicht geeinigt. Beth Mead sagte dazu: "Ich bin ziemlich entspannt, um ehrlich zu sein. Solange ich für mein Land spiele, ist es mir egal, was ich trage." Nur eben keine weiße Hose.

Wirbel um weiße Kleidung in Wimbledon

Auch die Tennisspielerinnen, die im All England Club Anfang Juli angetreten sind, kritisieren die strenge Kleiderordnung. 90 Prozent der Kleidung muss weiß sein in Wimbledon. Rennae Stubbs, zweimalige Siegerin im Doppel, erklärte die Sorgen mancher Spielerinnen: "In Wimbledon achtet man sehr darauf, dass während der Regel nichts mit der weißen Kleidung passieren kann", sagte sie. "Wir legen Wert darauf, einen Tampon zu tragen. Manche Spielerinnen nehmen einen extra großen oder zusätzliche Binden."

Auch die englische Tennisspielerin Alicia Barnett kritisierte die Regelung. "Während der Spiele die Periode zu haben, ist schwierig genug. Aber dann weiß zu tragen, ist nicht einfach", sagte die 26-jährige Engländerin. Vor dem Damenfinale protestierte eine Gruppe Frauen laut "Daily Mail" vor dem Tor des All England Club mit Plakaten und dem Aufruf an den Vorsitzenden Ian Hewitt: "You can do it!" – "Sie können das ändern." Die Organisatoren kündigten daraufhin an, die Kleiderordnung zu prüfen.

EM 2022: Rekord-Sieg für England: Lionesses stürmen ins Viertelfinale

Gastgeber England hat sich mit einem Rekordsieg für das Viertelfinale der Europameisterschaft qualifiziert. Beim 8:0 (6:0) ließen sie den enttäuschenden Norwegerinnen keine Chance.

Zu knapp, zu sexy: Aus Trotz mit Ganzkörperanzügen

Mit unpassenden Outfits haben die Turnerinnen Erfahrung. Bei ihnen passt zwar die Farbe, aber nicht der Schnitt. Zu kurz sind die Turnanzüge, kritisieren Athletinnen schon seit Jahren. "Wenn nur minimal was verrutscht, dann sieht jeder mehr, als er sehen sollte", sagte die deutsche Rekordmeisterin Elisabeth Seitz vor einiger Zeit.

Bei der Turn-EM 2021 trug sie mit den anderen Athletinnen des deutschen Teams zum ersten Mal einen Ganzkörperanzug, einen Unitard, der die nackte Haut bis zu Handgelenken und Knöcheln verdeckt. Das war zuvor nicht verboten, aber unüblich. "Das ist das Zeichen, das wir als Team setzen wollen", sagte Seitz dazu. Weniger Nacktheit für einen höheren Wohlfühlfaktor.

Beachhandball: Strafe für angemessene Kleidung

Verboten und geahndet wurde hingegen das Verhalten der norwegischen Beachhandballerinnen. Sie fühlten sich in ihren hautengen Bikinihosen nicht wohl und zogen bei der EM in Bulgarien im vergangenen Jahr kurze Radlerhosen an. Zu freizügig, zu unbequem – vor allem, wenn man seine Periode hat, hieß es in einer Mitteilung des Verbands.

Der europäische Verband hatte dafür kein Verständnis und ließ die Mannschaft ein Bußgeld in Höhe von 1500 Euro zahlen. Auch bei den Beachvolleyballerinnen ist die Diskussion seit Jahren aktuell.

Verwendete Quellen:

  • The Athletic: England in talks with Nike over changing white shorts due to period concerns
  • The Guardian: England women discuss ditching white shorts due to period concerns
  • Daily Mail: "It’s not practical when it’s the time of the month"
  • Daily Mail: Activists urge Wimbledon to ditch "archaic" all-white dress code due to period concerns
  • Spiegel.de: Diese Botschaft wird den Wettkampf überdauern
  • SZ Magazin: Im Namen der Hose
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