Der frühere Radstar Lance Armstrong hat in emotionalen Worten über die schwere Lebenskrise seines einstigen Rivalen Jan Ullrich gesprochen. "Pantani war damals schon tot. Ich hätte es nicht ertragen können, noch einen von uns zu verlieren", sagte der US-Amerikaner im Interview mit dem "Zeitmagazin".
Der italienische Kletterspezialist Marco Pantani war im Jahr 2004 an einer Überdosis Kokain gestorben -
"Ich wusste nicht, was mich erwarten würde", sagte Armstrong im Rückblick: "Aber ich liebe diesen Mann. Dass es ihm so schlecht ging, brach mir das Herz."
In ihrer aktiven Zeit, einer vom Dopingmissbrauch eines großen Teils der Athleten überschatteten Phase der Radsportgeschichte, hatten die beiden Kontrahenten das sportliche Geschehen dominiert. Der Rostocker Ullrich gewann 1997 die Tour de France und holte 2000 Olympisches Gold im Straßenrennen, der Texaner Armstrong triumphierte unter anderem siebenmal bei der Frankreich-Rundfahrt. Anschließend wurden beide des Dopings überführt.
Armstrong: "Waren Teil dieser beschissenen Generation"
"Wir waren beide Ikonen in unseren Ländern – ich, weil ich meine Krebserkrankung überwunden und damit viele Menschen inspiriert hatte; Jan als erster deutscher Toursieger", sagte Armstrong, dem nach seiner Karriere alle Tour-Titel aberkannt wurden. "Auch wenn es unbescheiden klingt: Wir waren die Größten im Radsport, weltweit. Und wir waren Teil dieser beschissenen Generation."
In Bezug auf Doping hätte er sich gewünscht, "weder ich noch Jan, noch irgendjemand aus unserer Generation hätte diese Entscheidung treffen müssen", sagte Armstrong: "Die Realität war leider eine andere."
Mit den Dopingenthüllungen, die in 2010er-Jahren auch Armstrongs Karriere zu Fall brachten, hatte der heute 52-Jährige in der Vergangenheit stark zu kämpfen. "Ich habe zehn verdammte Jahre gebraucht, um mich aus diesem Loch rauszukämpfen", sagte er. "Mein Leben implodierte. Ich verlor nicht nur etliche Millionen Dollar, ich habe fast alles verloren, was mich ausgemacht hatte." Inzwischen, betonte Armstrong, sei er aber "zu 100 Prozent" im Einklang mit seinem Leben. (sid/ska)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.