Der Turnsport in Deutschland kommt nach den Enthüllungen von Stuttgart nicht zur Ruhe. Jetzt gibt es neue schwere Vorwürfe, diesmal am Stützpunkt in Mannheim.
Wenige Wochen nach dem Bekanntwerden der Missstände am Kunstturnforum Stuttgart haben nun auch ehemalige Sportlerinnen eines anderen Stützpunktes heftige Vorwürfe erhoben. Sie prangern unter anderem harsche und autoritäre Trainingsmethoden in Mannheim an.
Die frühere deutsche Jugendmeisterin Zoé Meißner erklärte in einem SWR-Interview, sie habe trotz einer Verletzung das Training fortsetzen müssen. "Dass ich mit geschwollenen, dicken Füßen trotzdem weiter turnen musste, obwohl ich nicht mehr laufen konnte", so Meißner, sei "einfach Horror" gewesen. Der Stützpunkt Mannheim war für eine Stellungnahme angefragt, äußerte sich aber zunächst nicht.
Auch die ehemalige Turnerin Naomi Schachner berichtete von negativen Erlebnissen. "Wenn es darum ging, etwas Neues zu lernen, wo ich vielleicht Angst hatte, wurde ich gezwungen, solange an diesem Gerät zu bleiben, bis ich das Element auch machte. Ich trainierte mir teilweise die Hände blutig", sagte sie.
Ende Dezember hatten mehrere frühere Auswahl-Turnerinnen schwere Vorwürfe gegen die Arbeit am Bundesstützpunkt in Stuttgart erhoben. Kritisiert wurden "systematischer körperlicher und mentaler Missbrauch" sowie katastrophale Umstände. Daraufhin waren zwei Trainer von ihren Aufgaben entbunden worden.
Deutscher Turner-Bund äußert sich zunächst nicht
Welche Folgen die neuerlichen Berichte haben werden, ist offen. Auch der Deutsche Turner-Bund, der mit der Aufklärung betraut ist, äußerte sich auf dpa-Nachfrage zu den neuen Vorwürfen zunächst nicht. (dpa/bearbeitet von ms)
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