Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo nahm am Mittwoch ein Bad in der Seine. Der Fluss wird wohl auch während der Olympischen Spiele ein Politikum bleiben.

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Anne Hidalgo setzte ihre Taucherbrille auf, dann tauchte sie ihren Kopf in die vermeintliche "Kloake" und kraulte mit kräftigen Zügen gegen die Strömung. "Wirklich gut" sei das morgendliche Bad in der Seine gewesen, sagte die Pariser Bürgermeisterin, als sie am Mittwoch nach knapp fünf Minuten im trüben Wasser wieder an Land stand. Doch es war eine andere Botschaft, die zählte: Die Seine ist bereit für die Olympischen Spiele!

Vor den Olympischen Spielen in Paris
Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo schwimmt in der Seine. © dpa / Michel Euler/AP

Das sah auch Organisationschef Tony Estanguet so, der ebenfalls eine Runde durch die Seine drehte. "Der heutige Tag ist eine Bestätigung dafür, dass wir genau dort sind, wo wir hinwollten", sagte der noch tropfende Estanguet den zahlreichen Reportern und bekräftigte: "Wir sind nun bereit, die Spiele an der Seine zu organisieren."

Frankreich investiert 1,4 Milliarden Euro in der Sauberkeit der Seine

Es waren die erhofften Worte für einen Fluss, der vor nicht mal einem Monat von Behörden noch als Gesundheitsrisiko identifiziert worden war. 1,4 Milliarden Euro hat Frankreich bislang investiert, um die Seine endlich sauber zu bekommen. Doch die Werte von E.Coli-Bakterien - ein Schlüsselindikator für Fäkalien - blieben gemessen an den Vorgaben der Sportverbände lange zu hoch. Vor lauter Ärger, dass das Geld in den Fluss statt soziale Themen gesteckt wurde, starteten die Pariser Stadtbewohner vor Wochen einen Aufruf unter dem Hashtag: #IchKackInDieSeine.

Bei der Eröffnungsfeier der Sommerspiele (26. Juli bis 11. August) werden etwa 100 Boote mit Athletinnen und Athleten den Fluss hinunterfahren, so der Plan. Zudem sollen die Wettbewerbe im Freiwasserschwimmen und das Schwimmen im Triathlon in der Seine stattfinden. Zweifel daran, ob das eine gute Idee ist, schwelen seit Monaten - zumal sich die Organisatoren einem Alternativplan bislang strikt verweigerten. "Es ist schwierig, wenn sie keinen Plan B haben, gerade wenn die Wasserqualität so schlecht ist, dass man die Gesundheit der Athleten riskiert", sagte die deutsche Freiwasserschwimmerin und Medaillenkandidatin Leonie Beck Anfang Juni dem SID.

Die Seine als "die Toilette von Paris"?

"Ich denke, dass der mediale Druck jetzt auch zunimmt, weil die Leute sagen, die Seine ist die Toilette von Paris", bekräftigte die 27-Jährige. Die Toilette von Paris! Das Narrativ hat sich längst verbreitet, Politik und Veranstalter paddeln verzweifelt hinterher. Öffentlichkeitswirksame Schwimmversuche in der Seine mussten verschoben werden.

Der Trend der letzten Qualitätskontrollen immerhin war positiv. Ende vergangener Woche teilte ein Sprecher des Pariser Rathauses mit, der Fluss sei an "elf oder zehn" der vergangenen zwölf Tage sauber genug gewesen, um dort Schwimmwettbewerbe auszutragen.

Ab 2025 soll die Seine nicht nur olympische Wettkämpfe, sondern auch privates Plantschvergnügen für die Pariser Bürger ermöglichen. Vor rund hundert Jahren war eben das verboten worden. Im Rahmen der Milliarden-Investition werden nun unter anderem 23.000 Wohnungen an die Kanalisation angeschlossen, deren Abwässer bislang ungereinigt in die Seine geleitet wurden.

Und wenn die Wasserqualität während Olympia noch nicht ausreicht? Dann erwägen die Veranstalter, die betroffenen Wettkämpfe jeweils um ein paar Tage zu verschieben. "Wir machen uns keine Sorgen um die Durchführung der Wettbewerbe", sagte Pierre Rabadan, Sportberater des Pariser Stadtrats, kürzlich dem Radio France Internationale: "Sie werden stattfinden." Er setzt darauf, dass die Seine in wenigen Tagen sauber ist - und auch die Athleten sich dann in den Fluss trauen. (SID/lh)

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